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Das Violinkonzert von Robert Schumann
Wiederentdeckt und rehabilitiert

Kein Werk von Robert Schumann wurde so negativ beurteilt wie das Violinkonzert von 1853, sein letztes Orchesterwerk. Mit einem Aufführungsverbot belegt, schlummerte es bis zur Uraufführung 1937 im Archiv der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin.

Von Norbert Hornig |
    Yehudi Menuhin, Schwarz-Weiß-Fotografie vom März 1939, Geige spielend in der hohen Lage, rechtes Profil
    Yehudi Menuhin spielte als Erster die Originalversion des d-Moll Violinkonzertes vom Schumann am 23. Dezember 1937 in den USA (imago stock&people)
    Kein Werk aus dem späten Schaffen von Robert Schumann ist so kontrovers beurteilt worden, wie das Violinkonzert von 1853. Nicht wenige sahen in ihm den letzten größeren Kompositionsversuch eines geistig Verwirrten.
    Auch Clara Schumann und der Geiger Joseph Joachim zweifelten an der Qualität der Komposition.
    Yehudi Menuhin dagegen betrachtete es als das "historisch fehlende Glied in der Violin-Literatur", als "Brücke zwischen den Konzerten von Beethoven und Brahms".
    Erst 1937 erlebte das Werk mit dem Solisten Georg Kulenkampff in einer von Paul Hindemith anonym bearbeiteten Fassung eine zweifelhafte Uraufführung in Berlin, die zudem von den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken missbraucht wurde. Noch im selben Jahr wiederum präsentierte Yehudi Menuhin das Konzert in den USA erstmals in der originalen Version.
    Doch es sollte noch lange dauern, bis sich Schumanns Violinkonzert auf dem Podium etablieren konnte. Heute gehört es zum Standard-Repertoire.