Archiv


"Das war nicht gerade stilbildend"

Claudia Pechstein bleibt trotz ihrer Dopingsperre Bundespolizistin. Die Gründe dafür erläuterte der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Thomas de Maizière höchstpersönlich.

Von Grit Hartmann |
    Eine Überraschung war es nicht, was das Bundesinnenministerium mitzuteilen hatte: Das Disziplinarverfahren gegen die Polizeihauptmeisterin Pechstein ist eingestellt. Überraschender war da schon, dass der Minister selbst zum Pressegespräch bat. Thomas de Maizière erörterte also, dass er – einerseits - das Pechstein-Urteil des Weltsportgerichtshofs Cas für "wegweisend" halte. Im Disziplinarverfahren jedoch sei – andererseits - ein härteres Beweismaß vonnöten. Ein Verstoß müsse mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" vorliegen. de Mazière:
    "Der Ermittlungsführer ist hier nach dem Verfahren wohl zurecht zu dem Ergebnis gekommen, dass ein solcher Nachweis nicht zu führen ist, und dann gilt in dubio pro reo, und dann ist das Ermittlungsverfahren einzustellen."

    Mit der Klarstellung sollte offenkundig der Interpretationsfreude der Pechstein-Partei entgegen gewirkt werden. Die vermengt gern Disziplinar- und Sportrecht. Schon den Ermittlungsbericht ihres Dienstherrn hatte die Kufenläuferin dem Schweizer Bundesgericht als Zeugnis gegen ein Dopingvergehen unterjubeln wollen. de Maizière war darüber nicht amüsiert und ebenso wenig über den verzögerten Dienstantritt der Beamtin. Pechstein nahm Urlaub oder war krankgeschrieben, bewies aber in Pressekonferenzen und Skater-Rennen erstaunliche Fitness. Der Minister nannte das "nicht gerade stilbildend":

    "Dass sie vor den zuständigen Sportgerichten kämpft, um ihre Ehre, um ihren Ruf, das verstehe ich vollständig. Ich finde nur das Verhalten dem Dienstherrn gegenüber so, dass es jetzt jedenfalls ein Ende haben muss. Ich gehe davon aus und erwarte, dass sie ihren Dienst wieder antritt."

    Pechstein soll in Berlin Innendienst schieben. Im Februar, nach Ablauf ihrer Sperre, will sie wieder für Deutschland starten. Ihr oberster Dienstherr ist indes so nachhaltig verärgert, dass er das keineswegs für selbstverständlich hält:

    "Also, es gibt da keinen Automatismus, weder in die eine noch in die andere Richtung. Und dabei müssen dann natürlich in eine solche Entscheidung, die ich dann zu treffen hätte, sämtliche Verhaltensweisen einer Person mit einbezogen werden."