Auf die Standardfrage, "ist jemand im Saal, der den Big Brother entgegennimmt?", hob sich diesmal keine Hand. Im Gegenteil: statt die bundesweite Aufmerksamkeit, die dieser Negativpreis inzwischen genießt als Chance zu nutzen, im Namen des gescholtenen Unternehmens den Preis entgegenzunehmen, um vor den in Bielefeld versammelten Datenschützern und Zuschauern des Livestreams wenigstens für den Mut Anerkennung zu finden, glänzten die Preisträger diesmal wieder durch Abwesenheit. Die Tiefkühlfirma "Bofrost" antwortete dem Verein FoeBUD sogar mit einer juristischen Abmahnung. Den Big Brother in der Kategorie "Arbeitswelt" erhielt Bofrost für das unzulässige Ausspionieren der Metadaten eines, von einem Betriebsrat auf dem Betriebsratsrechner verfassten Text. Auch nachdem die Firma einen in diesem Zusammenhang stehenden Prozess vor den Arbeitsgerichten in allen Instanzen verlor, soll sie weiterhin Zugriff auf Rechner der Betriebsräte gehabt haben: Der Frankfurter Arbeitsrechtler Professor Peter Wedde in seiner Laudatio:
"Die Betriebsräte der Firma Bofrost stellen fest, dass auf ihren Rechnern plötzlich eine Fernsteuerungssoftware zu finden war. Diese war von Bofrost installiert worden und ermöglichte aus technischer Sicht den Zugang auf Betriebsratsdaten. Mit der gesetzlich vorgeschriebenen gesetzlichen Informationspflicht und dem notwendigen Mitbestimmungsverfahren hat sich das Unternehmen gar nicht erst aufgehalten. Die Installation der Software war damit rechtswidrig. Immerhin, nachdem der Sachverhalt bekannt geworden war, wurde das Programm deinstalliert. Das Verhalten von Bofrost weist darauf hin, dass die Rechte von Betriebsräten keine der auf der Homepage genannten erwünschten Qualitätsmerkmale sind."
Der für einen Big-Brother-Award in der Kategorie Verbraucherschutz notwendigen negativen Qualität entsprach "Blizzard Entertainment", unter anderem Herausgeber von World of Warcraft, für die verborgene Protokollierung des Spielverhaltens und Abgleichs der Freundesliste und Chat-Protokollen. Daraus wurden umfassende Persönlichkeitsprofile der Spieler erstellt und für gezielte Werbung genutzt. Noch besser gelinge dies im Cloud-Computing, wenn Nutzer glauben, der Inhalt ihrer privaten Festplatte wäre in einer Cloud vor fremden Zugriffen sicher. Das Gegenteil sei der Fall, stellt die Big-Brother-Jury fest. Die Daten in einer Cloud seien generell unsicher, selbst wenn die Server einer Cloud im angeblich sicheren Europa stünden. Deswegen erhielten alle Clouds einen Big Brother der Kategorie Kommunikation.
Eine merkwürdige Geschäftsidee versucht der Filterhersteller "Brita" zurzeit an den Schulen zu installieren: "Schoolwater" ist ein an die normale Trinkwasserleitung angeschlossener Wasserspender, der Schulkindern eine ebenfalls von "Brita" herausgegebene Miet-Trinkflasche füllen soll. Dadurch wird vormals gratis verfügbares Trinkwasser nicht nur kostenpflichtig, sondern der in der Trinkflasche installierte RFID-Chip überwacht und reglementiert das Trinkverhalten der Schüler. Mieter der Wasser-Flatrate, so der Künstler padeluun, dürfen ihre Miet– Trinkflasche nur alle zehn Minuten neu füllen:
"Wenn jemand anfängt, Grundrechte zu kommerzialisieren, dann muss jemand kommen und Einhalt gebieten. Aus einer Schule oder genauer, von den Eltern zwischen 10 und 30.000 Euro jährlich herauszupressen, damit Kinder ein Schlückchen Wasser trinken können, das muss nicht sein und das darf auch nicht sein."
Nach Auffassung der Jury dürfe es auch nicht sein, dass die deutschen Unternehmen Spionage-Software internationalen Geheimdiensten zu Verfügung stellt. Der Big-Brother-Award in der Kategorie Technik geht an die Gamma-Gruppe, deren Spionage-Software "Finfisher" zum Beispiel beim ägyptischen Geheimdienst gefunden wurde.
Der Big Brother der Kategorie "Behörden und Verwaltung" geht an den sächsischen Staatsminister des Innern, Makus Ulbig, für die, anlässlich einer Anti-Nazi-Demonstration durch, als "Daten-Tsunami" kritisierten Funkzellenabfrage. Die mehr als eine Million gewonnenen Verbindungsdaten unbescholtener Dresdener Bürger, Besucher und Demonstrationsteilnehmer lagern wahrscheinlich dauerhaft im vom Bundesinnenminister Friedrich neu gegründeten Cyberabwehrzentrum. Dort – so kritisiert die Jury des Big-Brother-Awards, würden Verbunddateien geschaffen, auf die Polizei, Geheimdienste und das Militär gleichermaßen Zugriff hätten. Damit, so kritisiert Dr. Rolf Gössner, Vizepräsident der internationalen Liga für Menschenrechte, Bundesinnenminister Friedrich: würde das Gebot der Verfassung Polizei, Geheimdienste und Militär bewusst zu trennen unterlaufen:
Gössner:
"Mit der Folge einer totalen Machtkonzentration der Sicherheitsbehörden, die sich immer schwerer demokratisch kontrollieren lassen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem wohlverdienten Big Brother Award, Herr Bundesinnenminister – und lassen Sie sich abschließend sagen. Ihre gefährliche Symbolpolitik ist keinesfalls alternativlos. Es war der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg, der in seiner bemerkenswerten Trauerrede für die 77 Todesopfer des Massakers von Oslo und Utøya passende Antwort auf die entsetzlichen Taten des fremdenfeindlichen Mörders fand: 'Wir sind erschüttert von dem, was uns getroffen hat. Aber wir geben nie unsere Werte auf. Unsere Antwort ist, Mehr Demokratie, mehr Offenheit und mehr Humanität.'"
Zum Themenportal "Risiko Internet"
"Die Betriebsräte der Firma Bofrost stellen fest, dass auf ihren Rechnern plötzlich eine Fernsteuerungssoftware zu finden war. Diese war von Bofrost installiert worden und ermöglichte aus technischer Sicht den Zugang auf Betriebsratsdaten. Mit der gesetzlich vorgeschriebenen gesetzlichen Informationspflicht und dem notwendigen Mitbestimmungsverfahren hat sich das Unternehmen gar nicht erst aufgehalten. Die Installation der Software war damit rechtswidrig. Immerhin, nachdem der Sachverhalt bekannt geworden war, wurde das Programm deinstalliert. Das Verhalten von Bofrost weist darauf hin, dass die Rechte von Betriebsräten keine der auf der Homepage genannten erwünschten Qualitätsmerkmale sind."
Der für einen Big-Brother-Award in der Kategorie Verbraucherschutz notwendigen negativen Qualität entsprach "Blizzard Entertainment", unter anderem Herausgeber von World of Warcraft, für die verborgene Protokollierung des Spielverhaltens und Abgleichs der Freundesliste und Chat-Protokollen. Daraus wurden umfassende Persönlichkeitsprofile der Spieler erstellt und für gezielte Werbung genutzt. Noch besser gelinge dies im Cloud-Computing, wenn Nutzer glauben, der Inhalt ihrer privaten Festplatte wäre in einer Cloud vor fremden Zugriffen sicher. Das Gegenteil sei der Fall, stellt die Big-Brother-Jury fest. Die Daten in einer Cloud seien generell unsicher, selbst wenn die Server einer Cloud im angeblich sicheren Europa stünden. Deswegen erhielten alle Clouds einen Big Brother der Kategorie Kommunikation.
Eine merkwürdige Geschäftsidee versucht der Filterhersteller "Brita" zurzeit an den Schulen zu installieren: "Schoolwater" ist ein an die normale Trinkwasserleitung angeschlossener Wasserspender, der Schulkindern eine ebenfalls von "Brita" herausgegebene Miet-Trinkflasche füllen soll. Dadurch wird vormals gratis verfügbares Trinkwasser nicht nur kostenpflichtig, sondern der in der Trinkflasche installierte RFID-Chip überwacht und reglementiert das Trinkverhalten der Schüler. Mieter der Wasser-Flatrate, so der Künstler padeluun, dürfen ihre Miet– Trinkflasche nur alle zehn Minuten neu füllen:
"Wenn jemand anfängt, Grundrechte zu kommerzialisieren, dann muss jemand kommen und Einhalt gebieten. Aus einer Schule oder genauer, von den Eltern zwischen 10 und 30.000 Euro jährlich herauszupressen, damit Kinder ein Schlückchen Wasser trinken können, das muss nicht sein und das darf auch nicht sein."
Nach Auffassung der Jury dürfe es auch nicht sein, dass die deutschen Unternehmen Spionage-Software internationalen Geheimdiensten zu Verfügung stellt. Der Big-Brother-Award in der Kategorie Technik geht an die Gamma-Gruppe, deren Spionage-Software "Finfisher" zum Beispiel beim ägyptischen Geheimdienst gefunden wurde.
Der Big Brother der Kategorie "Behörden und Verwaltung" geht an den sächsischen Staatsminister des Innern, Makus Ulbig, für die, anlässlich einer Anti-Nazi-Demonstration durch, als "Daten-Tsunami" kritisierten Funkzellenabfrage. Die mehr als eine Million gewonnenen Verbindungsdaten unbescholtener Dresdener Bürger, Besucher und Demonstrationsteilnehmer lagern wahrscheinlich dauerhaft im vom Bundesinnenminister Friedrich neu gegründeten Cyberabwehrzentrum. Dort – so kritisiert die Jury des Big-Brother-Awards, würden Verbunddateien geschaffen, auf die Polizei, Geheimdienste und das Militär gleichermaßen Zugriff hätten. Damit, so kritisiert Dr. Rolf Gössner, Vizepräsident der internationalen Liga für Menschenrechte, Bundesinnenminister Friedrich: würde das Gebot der Verfassung Polizei, Geheimdienste und Militär bewusst zu trennen unterlaufen:
Gössner:
"Mit der Folge einer totalen Machtkonzentration der Sicherheitsbehörden, die sich immer schwerer demokratisch kontrollieren lassen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem wohlverdienten Big Brother Award, Herr Bundesinnenminister – und lassen Sie sich abschließend sagen. Ihre gefährliche Symbolpolitik ist keinesfalls alternativlos. Es war der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg, der in seiner bemerkenswerten Trauerrede für die 77 Todesopfer des Massakers von Oslo und Utøya passende Antwort auf die entsetzlichen Taten des fremdenfeindlichen Mörders fand: 'Wir sind erschüttert von dem, was uns getroffen hat. Aber wir geben nie unsere Werte auf. Unsere Antwort ist, Mehr Demokratie, mehr Offenheit und mehr Humanität.'"
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