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Datenaustausch vor WM in Russland
"Sicherheit ist zentrales Thema"

Deutschland hat einige Datensätze aus der Datei "Gewalttäter Sport" nach Russland übermittelt. Journalist Olaf Sundermeyer kann Ängste in Bezug auf unzureichenden Datenschutz nachvollziehen. Ein Austausch über nachweisliche Gewalttäter vor der Fußball-WM müsse jedoch möglich sein, sagte er im Dlf.

Olaf Sundermeyer im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Fans prügeln sich im Stadion am Ende des Spiels England gegen Russland während der EM 2016.
    Solche Szenen möchten russische Behörden bei der WM im eigenen Land verhindern: Fans prügeln sich am Ende des Spiels England gegen Russland während der EM 2016. (AFP/Valery HACHE)
    Die Bundespolizei hat Datensätze aus der Datei "Gewalttäter Sport" an russische Behörden übermittelt. Wie aus der Antwort auf eine schriftliche Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Monika Lazar hervorging, handelte es sich um fünf Personen, die beim Confed-Cup in Russland auffällig geworden waren.
    Kein vergleichbarer Datenschutz
    Mit Blick auf die im Sommer in Russland stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft warnte Lazar gegenüber dem Portal netzpolitik.org: "Im Vorfeld der WM 2018 darf es keinen massenhaften Datenaustausch mit Russland geben, denn die Datei "Gewalttäter Sport" fußt nicht auf einer ausreichenden rechtsstaatlichen Grundlage." In Russland gebe es zudem keinen mit Deutschland vergleichbaren Datenschutz, was laut Lazar die Voraussetzung für eine Datenübermittlung ist.
    Die Ängste in Bezug auf unzureichenenden Datenschutz seien "nicht ganz unberechtigt", sagte Olaf Sundermeyer in der Sendung "Sport am Sonntag": "Wenn man Daten abgibt in ein Land wie Russland, weiß man grundsätzlich nicht, was damit passiert."
    Zentrales Thema Sicherheit
    Allerdings, so Sundermeyer, handele es sich noch nicht um eine massenhafte Datenübermittlung - sondern lediglich um fünf Fälle. Einen gezielten Austausch über nachweislich gewaltbereite Hooligans müsse seiner Einschätzung nach durchaus akzeptiert werden. Das Thema Sicherheit spiele bei der WM schließlich eine ganz zentrale Rolle.
    Vor den heftigen Ausschreitungen von unter anderem russischen Hooligans während der Fußball-EM in Frankreich im Sommer 2016 habe es zuvor keinen Datenaustausch zwischen Russland und Frankreich über bekannte Gewalttäter gegeben.
    Aus alten Fehlern lernen
    "Daraus muss man lernen", sagte Sundermeyer, "und man muss Vertrauen aufbauen." Nach wie vor fragwürdig bleibe für ihn jedoch, dass ein solches Turnier "in einem Land wie Russland" stattfinde.
    Entscheidend sei außerdem auch, wie Russland mit seinen eigenen Hooligans umgehen werde.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.