Manfred Kloiber: Schwülstige Töne - herausgeschnitten aus einem Entschuldigungsvideo, das Facebook drei Wochen lang auf die deutschen Fernsehschirme beamte. Die Kommunikationsplattform Facebook – sie steht ganz schön unter Druck. Diskussionen um den Einfluss Facebooks auf die Wahlen in den USA und in Deutschland, der Cambridge-Analytica-Skandal, das Fanpage-Urteil des EuGH und dann auch noch dermaßen stark sinkende Mitgliederzahlen, dass davon auch die Börse beeinflusst wurde und der Aktienkurs einbrach.
Nun setzt die Nummer eins der Plattform-Ökonomie an, ihren Status zu behaupten, Mitglieder und Vertrauen zurückzugewinnen. Jan Rähm, wie will Facebook das erreichen?
Jan Rähm: Facebook hat Mitte Juli eine Kampagne namens "Ein besseres Facebook" gestartet. Die Plakate sieht man derzeit in vielen Städten und als Anzeige in Medien. In kurzen Botschaften kündigt das soziale Netzwerk an, sich ändern zu wollen. So wolle man Apps auf der Plattform feste Grenzen setzen, den individuellen Nachrichten-Strom verändern und wieder mehr News von Freunden und Familie zeigen, man will gegen Fake Accounts stärker vorgehen und zu guter Letzt zu besseren Datenschutzeinstellungen anleiten.
Jan Rähm: Facebook hat Mitte Juli eine Kampagne namens "Ein besseres Facebook" gestartet. Die Plakate sieht man derzeit in vielen Städten und als Anzeige in Medien. In kurzen Botschaften kündigt das soziale Netzwerk an, sich ändern zu wollen. So wolle man Apps auf der Plattform feste Grenzen setzen, den individuellen Nachrichten-Strom verändern und wieder mehr News von Freunden und Familie zeigen, man will gegen Fake Accounts stärker vorgehen und zu guter Letzt zu besseren Datenschutzeinstellungen anleiten.
Kloiber: Was der Auslöser für die Kampagne war und wie Kritiker des Netzwerks die Versprechen einschätzen, das haben wir zusammengetragen.
Facebook hatte jüngst keinen guten Lauf. So waren es auch die Geschehnisse rund um den Cambridge-Analytica-Datenskandal im Frühjahr, die das Unternehmen bewogen haben, mehr oder weniger umfangreiche Änderungen am sozialen Netzwerk vorzunehmen, erklärt Facebook-Sprecher Klaus Gorny.
"Uns geht es bei der Kampagne ein besseres Facebook darum zu zeigen zum einen natürlich, dass wir verstanden haben aber auch, dass wir unsere Verantwortung ernst nehmen und dass wir in letzter Zeit sehr viele Änderungen vorgenommen haben mit Blick auf Privatsphäre-Einstellungen, mit Blick auf Datenschutz, mit Blick aber auch natürlich auf die Inhalte, die bei uns auf der Plattform vorkommen."
Facebook hatte jüngst keinen guten Lauf. So waren es auch die Geschehnisse rund um den Cambridge-Analytica-Datenskandal im Frühjahr, die das Unternehmen bewogen haben, mehr oder weniger umfangreiche Änderungen am sozialen Netzwerk vorzunehmen, erklärt Facebook-Sprecher Klaus Gorny.
"Uns geht es bei der Kampagne ein besseres Facebook darum zu zeigen zum einen natürlich, dass wir verstanden haben aber auch, dass wir unsere Verantwortung ernst nehmen und dass wir in letzter Zeit sehr viele Änderungen vorgenommen haben mit Blick auf Privatsphäre-Einstellungen, mit Blick auf Datenschutz, mit Blick aber auch natürlich auf die Inhalte, die bei uns auf der Plattform vorkommen."
Facebook gelobt Besserung
In der aktuellen Kampagne will Facebook diesen Vorsatz, sich zu bessern, kommunizieren. Viele Nutzer haben sich laut jüngsten Zahlen von der Plattform abgewandt. Ob sie sich von Plakaten, Anzeigen und Videoclips überzeugen lassen, das bleibt abzuwarten. Ingo Dachwitz von Netzpolitik.org ist da eher skeptisch.
"Eine Imagekampagne ist ja schön und gut, aber ist in erster Linie Marketing. Und das Entscheidende ist, Facebook ist an den Handlungen dann tatsächlich zu messen, die beispielsweise nach dem Cambridge-Analytica-Skandal tatsächlich getroffen wurden, und das lässt doch erhebliche Zweifel daran aufkommen, wie ernst man diese Kampagne eigentlich nehmen kann."
"Eine Imagekampagne ist ja schön und gut, aber ist in erster Linie Marketing. Und das Entscheidende ist, Facebook ist an den Handlungen dann tatsächlich zu messen, die beispielsweise nach dem Cambridge-Analytica-Skandal tatsächlich getroffen wurden, und das lässt doch erhebliche Zweifel daran aufkommen, wie ernst man diese Kampagne eigentlich nehmen kann."
Eher kosmetische Maßnahmen
Für Dachwitz sind es eher kosmetische Maßnahmen. Das Geschäftsmodell "Datensammlung" sei das alte geblieben. Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler sieht aber auch Verbesserungen. So seien die strengeren Grenzen für Anwendungen innerhalb der Plattform tatsächlich bereits seit zwei Jahren umgesetzt. Drittanbieter können mit ihren Apps heute weit weniger Daten sammeln, als es beispielsweise noch Cambridge Analytica getan hatte. Dachwitz sieht allerdings das Problem, dass die Grenzen für Facebook selbst und seine Anwendungen nicht zu gelten scheinen. Inwiefern Facebook beispielsweise WhatsApp zur Datensammlung nutzt, lässt Sprecher Gorny offen. Aber:
"Was wir tun ist, weil WhatsApp ein Dienst ist, der auch die Facebook-Infrastruktur mit nutzt, dass entsprechend da gewisse Information ausgetauscht werden muss. Das geht aber insbesondere bei den Themen Sicherheit, dass wir die gewährleisten können und weil eben die entsprechende Infrastruktur beispielsweise Server gleichermaßen genutzt werden. Aber natürlich gelten da hohe Standards."
Wenig überzeugende Kampagne
Auch Marit Hansen, die Chefin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein, hat sich die Kampagne angesehen und ist nicht überzeugt. Sie stört sich unter anderem an den Aussagen zu Fake-Accounts, die Facebook nun stärker bekämpfen will und den veränderten Nachrichten-Strömen der Nutzer.
"Ist es die Lösung, Fake-Accounts dann löschen zu können, wenn man über die echten Accounts noch viel mehr Daten sammelt? Und dann feststellt, das sind echte Menschen. Denn genauso mehr von den normalen Nutzern von den Freundinnen und Freunden in der eigenen Timeline zum Beispiel sehen zu können, bedeutet ja, dass da auch mehr Daten in die Richtung des sozialen Miteinanders Facebook verarbeiten will und weiter auswertet. Also eigentlich sehe ich eher ein Problem mit Datenschutz."
"Ist es die Lösung, Fake-Accounts dann löschen zu können, wenn man über die echten Accounts noch viel mehr Daten sammelt? Und dann feststellt, das sind echte Menschen. Denn genauso mehr von den normalen Nutzern von den Freundinnen und Freunden in der eigenen Timeline zum Beispiel sehen zu können, bedeutet ja, dass da auch mehr Daten in die Richtung des sozialen Miteinanders Facebook verarbeiten will und weiter auswertet. Also eigentlich sehe ich eher ein Problem mit Datenschutz."
Zweifel an der Umsetzbarkeit
Sowohl Hansen als auch Dachwitz meinen, die Umsetzung dessen, was die Plakate ankündigen, könne man nur schwer nachvollziehen und die konkreten Maßnahmen nicht beurteilen.
"Teil des Grundproblems von Facebook ist, dass wir darauf angewiesen sind, auf die Zahlen und Aussagen von Facebook zu vertrauen an der Stelle, weil Facebook eben keine oder nur in sehr begrenztem, sehr eng abgesteckten Maße überhaupt externe auch wissenschaftliche Überprüfung zulässt. Das heißt, es ist eigentlich immer nur so ein gefühltes Wissen und man ist immer davon abhängig, dass Facebook dann die Wahrheit sagt oder nicht."
"Jetzt wäre die Frage, was sind die echten Maßnahmen. Dann würde ich die gerne sehen und kann sie dann auch beurteilen und bewerten. Davon ist noch nichts da. Das heißt, für mich ist das noch ein leeres Versprechen. Und ansonsten haben wir das Problem, dass Datenschutz, glaube ich, da überhaupt nicht verstanden ist. Also ich glaube noch nicht mal, dass Facebook zur Zeit wirklich beabsichtigt, die rechtlichen Grundlagen, die wir in der ganzen Europäischen Union haben, zu erfüllen."
"Teil des Grundproblems von Facebook ist, dass wir darauf angewiesen sind, auf die Zahlen und Aussagen von Facebook zu vertrauen an der Stelle, weil Facebook eben keine oder nur in sehr begrenztem, sehr eng abgesteckten Maße überhaupt externe auch wissenschaftliche Überprüfung zulässt. Das heißt, es ist eigentlich immer nur so ein gefühltes Wissen und man ist immer davon abhängig, dass Facebook dann die Wahrheit sagt oder nicht."
"Jetzt wäre die Frage, was sind die echten Maßnahmen. Dann würde ich die gerne sehen und kann sie dann auch beurteilen und bewerten. Davon ist noch nichts da. Das heißt, für mich ist das noch ein leeres Versprechen. Und ansonsten haben wir das Problem, dass Datenschutz, glaube ich, da überhaupt nicht verstanden ist. Also ich glaube noch nicht mal, dass Facebook zur Zeit wirklich beabsichtigt, die rechtlichen Grundlagen, die wir in der ganzen Europäischen Union haben, zu erfüllen."