Bettina Klein: Milliarden-Hilfen, davon kann Daimler nur träumen. Beim Konzern steht Kurzarbeit an. Das wurde gestern bekannt. Ab Mitte Januar werden 20.000 Mitarbeiter betroffen sein. Im November ging der Absatz der Fahrzeuge um 25 bis 28 Prozent zurück. - Alexander Dauensteiner ist Sprecher der "Kritischen Aktionäre bei Daimler" und jetzt am Telefon. Guten Morgen!
Alexander Dauensteiner: Guten Morgen, Frau Klein.
Klein: Kurzarbeit bei Daimler zum ersten Mal seit 15 Jahren. Als wie dramatisch bewerten Sie die Lage?
Dauensteiner: Das ist natürlich sehr dramatisch, dramatisch vor allen Dingen - das muss man ja auch an der Stelle mal sagen - für die Mitarbeiter(innen) des Konzerns, denn die haben ja am allerwenigsten dafür Verantwortung zu tragen, was da im Moment bei Daimler abläuft. Das ist ja auch eine Folge der letzten Jahre. Aber wie Sie schon sagen: Zum ersten Mal seit so langer Zeit, das ist natürlich für alle schmerzhaft und das bedeutet unterm Strich Reallohnverluste, und das in einer Zeit, in der die Energiekosten und andere Dinge ja stetig steigen.
Klein: Wer genau und mit welchen Entscheidungen trägt die Verantwortung dafür?
Dauensteiner: In erster Linie muss bei einem Unternehmen, das halbwegs demokratisch funktioniert und in dieser Wirtschaftswelt agiert, natürlich der Vorstand von Daimler, allen voran Dieter Zetsche als Vorstandsvorsitzender die Verantwortung tragen. Sein Vorgänger - das darf man an der Stelle vielleicht auch nicht vergessen; ich komme gleich darauf, warum ich da durchaus noch Verbindungen zu Jürgen Schrempp, dem Vorgänger von Dieter Zetsche, sehe, der jahrelang die völlig falsche Konzernpolitik betrieben hat und am Ende eine disaströse Bilanz abgegeben hat. Das sind eigentlich die beiden, die aus meiner Sicht zusammen mit den anderen, die im Vorstand sitzen - und auch Dieter Zetsche hat ja den Kurs von Jürgen Schrempp immer mitgetragen -, die Verantwortung für diese Misere tragen.
Klein: Welche Entscheidungen sind die Ursache dafür gewesen?
Dauensteiner: Ich glaube, dass man zunächst mal 1998 den Riesenfehler gemacht hat, mit Chrysler zusammenzugehen. Das hat man inzwischen ja knapp 10 Jahre nach diesem Fehlzusammenschluss eingesehen. Schrempp hat das ja damals "Hochzeit im Himmel" genannt; am Ende war es eine Scheidung auf Erden. Dadurch hatte man schlichtweg kein Geld mehr, die richtigen Produkte zu entwickeln. Sie müssen sich vorstellen: unterm Strich hat die Fusion mit Chrysler damals etwa 60, 70 Milliarden Euro gekostet. Das ist natürlich eine Summe, die auch Daimler nicht so ohne weiteres verkraften kann. Da muss man woanders sparen, denn den Euro kann man auch nur einmal ausgeben. Gespart wurde vor allen Dingen in der Forschung und Entwicklung bei Zukunftsprojekten, allen voran der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der Entwicklung verbrauchsschonender, verbrauchssparender Fahrzeuge, die eben die Kunden jetzt massiv vor allem auf dem amerikanischen Markt verlangen.
Klein: Sind die strukturellen Fehlentscheidungen noch irgendwie rückgängig zu machen und wenn ja, in welchen Zeiträumen?
Dauensteiner: Man muss die rückgängig machen, Frau Klein. Das ist ganz klar. Und ich glaube, die sind auch rückgängig zu machen, und zwar möglichst schnell. Man hätte das längst tun müssen. Ich nenne mal ein Beispiel. Wir haben als kritische Aktionäre auf der Hauptversammlung 1996 bereits darauf hingewiesen, dass es nicht nur reicht, an einer Brennstoffzellenentwicklung zu arbeiten, die langfristig sicherlich sinnvoll ist, wo aber noch sehr hohe Hürden zu tragen sind, auch im Automobilbereich, sondern dass man auch den Hybrid-Antrieb angucken muss als Brückentechnologie und andere verbrauchsschonende Konzepte. Ich nenne da mal Start-Stopp-Automatik und andere Dinge, die jetzt ganz langsam in die Produktion und in die Serie eingeführt werden. Da muss man kurzfristig und schnell reagieren. Der Konzern tut aber was ganz anderes: er blockiert nämlich wichtige Weichenstellungen, die genau die Entwicklung von solchen verbrauchsschonenden Fahrzeugen beschleunigen würden. Vor allen Dingen tut er das in Brüssel, und das ist eigentlich das Schizophrene, was man an der Stelle auch kritisieren muss. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Daimler gehen jetzt in Kurzarbeit, haben Reallohnverluste hinzunehmen und damit eine schwierige Zeit vor sich, und gleichzeitig agieren die Lobbyisten von Daimler in Brüssel gegen neue CO2-Auflagen der Autoindustrie.
Klein: Und werden darin von der Kanzlerin auch unterstützt?
Dauensteiner: Und werden da teilweise von der Kanzlerin auch unterstützt, die in ihrem Klimakurs sehr richtig völlig umgefallen ist aus unserer Sicht. Ich halte das auch für falsch, denn ich glaube, dass verbrauchsschonende, verbrauchssparende Autos eine Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg für die Zukunft sind. Man sieht ja jetzt schon, dass es eigentlich die Voraussetzung wäre, in dieser Krise auch halbwegs ordentlich durchzukommen, wenn man erst die richtigen Autos hätte.
Klein: Und die ursprünglich geplanten Auflagen - Entschuldigung, dass ich kurz nachfrage -, die ja viel strenger waren, wären wirtschaftlich zu verkraften gewesen für Daimler in dieser Lage?
Dauensteiner: Aber sicher wären die zu verkraften gewesen. Andere europäische Autokonzerne tun sich ja auch sehr viel leichter. Es gibt übrigens auch Autokonzerne, die im ähnlichen Segment aufgestellt sind - ich will da jetzt auch keine Namen nennen -, die vor fünf Jahren Effizienzprogramme bei normalen Otto-Motoren, Diesel-Motoren angefangen haben, Start-Stopp-Automatiken eingeführt haben, intelligente Motormanagement-Systeme, Kühlraumdurchlüftung nur bei Bedarf etc., die zu einer Verbrauchsminderung bei ein und demselben Auto um einen Liter geführt haben. Das gibt es auf dem Markt. Nur Daimler hat eben vor kurzem erst angefangen, diese Dinge zu implementieren, wie so oft viel zu spät, und das war ganz schlichtweg ein Riesenfehler.
Klein: Herr Dauensteiner, wie sehen Sie die Perspektive? Für welche Zeiträume rechnen Sie jetzt mit Kurzarbeit und welche Entscheidungen müssen sehr schnell getroffen werden, um das Unternehmen wieder in die Spur zu bringen?
Dauensteiner: Mit Kurzarbeit rechne ich, wie gestern ja auch vom Gesamtbetriebsrat bekannt gegeben, erst mal bis Ende März. So ist die Ankündigung. Ob das noch länger geht, kann man, glaube ich, heute noch nicht sagen, denn das hängt davon ab, wie stark Daimler weiterhin unter dieser Krise leidet. Die Krise - das will ich an dieser Stelle auch noch mal sagen - ist ja nicht nur die Finanzkrise, die aus meiner Sicht vielen gerade recht kommt, sondern das ist auch eine selbst verschuldete Krise in der falschen Modellpolitik.
Man muss jetzt schnell reagieren. Man muss im Moment massiv in Forschung und Entwicklung investieren und eben auch nicht Lobbyismus gegen wichtige Klimaschutzauflagen der EU betreiben, die solche Entwicklungen befördern würden. Das ist widersprüchlich und passt überhaupt nicht ins Bild. Das heißt, das was man in dieser Chrysler-Fusionszeit an Forschungs- und Entwicklungsgeldern nicht investiert hat, muss jetzt massiv nachgeholt werden.
Klein: Rettungsgeld, wie es jetzt in Washington beantragt ist, würde das Daimler helfen, oder würde es eher die Situation verschlimmern?
Dauensteiner: Gelder helfen irgendwie immer, wenn man sie bekommt, glaube ich.
Klein: Aber verzögern mitunter eben strukturelle Anpassungen. Darauf zielte meine Frage ab.
Dauensteiner: Das eben nicht. Ich glaube schon, dass man da jetzt erst mal die Hausaufgaben machen muss. Ein Schüler, der jahrelang die Hausaufgaben nicht gemacht hat und dann zur Lehrerin rennt und sagt, ich bleibe sitzen, kannst du mir eine bessere Note geben, der kriegt vielleicht auch gesagt, hättest du deine Hausaufgaben mal gemacht. So ist das in der Autoindustrie im Moment auch. Für strukturelle Veränderungen helfen die Gelder nicht. Ich halte das auch für falsch, jetzt mit Gießkannen über die Großindustrie zu gehen und die Gelder zu verteilen. Daimler hat ja immerhin noch einen Milliarden-Gewinn letztes Jahr gemacht. Das sind ja alles Steuergelder. Die kann man sinnvoller in Bildung, Forschung, Entwicklung investieren, Umweltschutz, Umwelttechnologien, die im Moment ja auch äußerst wichtig sind, so dass für die strukturellen Veränderungen, die Sie ansprechen, die Gelder meines Erachtens wenig tauglich sind.
Klein: Noch kurz, Herr Dauensteiner. Das, was jetzt als Rettungspaket in Amerika für Ford, GM und Chrysler eben auch geplant ist, wird das in irgendeiner Weise positive Auswirkungen für sie auch haben?
Dauensteiner: Ich glaube nicht, dass das Auswirkungen direkt auf Daimler hat. Ich glaube eher, dass es die Diskussion, allen voran durch die Kanzlerin massiv auch betrieben und vor kurzem ja auch durch den Wirtschaftsminister, in Deutschland noch mal stark antreiben wird, ob nicht die deutsche Autoindustrie auch solche Gelder braucht. Da gibt es sicher Einzelfälle, wo man genau hingucken muss, aber die müssen dann auch, wenn diese Gelder zur Verfügung gestellt werden, unter massiven Auflagen erfolgen. Davon hört man in Deutschland relativ wenig. Da hört man eigentlich nur, wer kriegt wie viel, aber unter welchen Auflagen das passieren soll, da herrscht eigentlich im Allgemeinen Stillschweigen, was an sich nicht einzusehen ist.
Klein: Alexander Dauensteiner, Sprecher der "Kritischen Aktionäre bei Daimler", zur Situation im Konzern. Danke Ihnen für das Gespräch, Herr Dauensteiner.
Dauensteiner: Gerne.
Alexander Dauensteiner: Guten Morgen, Frau Klein.
Klein: Kurzarbeit bei Daimler zum ersten Mal seit 15 Jahren. Als wie dramatisch bewerten Sie die Lage?
Dauensteiner: Das ist natürlich sehr dramatisch, dramatisch vor allen Dingen - das muss man ja auch an der Stelle mal sagen - für die Mitarbeiter(innen) des Konzerns, denn die haben ja am allerwenigsten dafür Verantwortung zu tragen, was da im Moment bei Daimler abläuft. Das ist ja auch eine Folge der letzten Jahre. Aber wie Sie schon sagen: Zum ersten Mal seit so langer Zeit, das ist natürlich für alle schmerzhaft und das bedeutet unterm Strich Reallohnverluste, und das in einer Zeit, in der die Energiekosten und andere Dinge ja stetig steigen.
Klein: Wer genau und mit welchen Entscheidungen trägt die Verantwortung dafür?
Dauensteiner: In erster Linie muss bei einem Unternehmen, das halbwegs demokratisch funktioniert und in dieser Wirtschaftswelt agiert, natürlich der Vorstand von Daimler, allen voran Dieter Zetsche als Vorstandsvorsitzender die Verantwortung tragen. Sein Vorgänger - das darf man an der Stelle vielleicht auch nicht vergessen; ich komme gleich darauf, warum ich da durchaus noch Verbindungen zu Jürgen Schrempp, dem Vorgänger von Dieter Zetsche, sehe, der jahrelang die völlig falsche Konzernpolitik betrieben hat und am Ende eine disaströse Bilanz abgegeben hat. Das sind eigentlich die beiden, die aus meiner Sicht zusammen mit den anderen, die im Vorstand sitzen - und auch Dieter Zetsche hat ja den Kurs von Jürgen Schrempp immer mitgetragen -, die Verantwortung für diese Misere tragen.
Klein: Welche Entscheidungen sind die Ursache dafür gewesen?
Dauensteiner: Ich glaube, dass man zunächst mal 1998 den Riesenfehler gemacht hat, mit Chrysler zusammenzugehen. Das hat man inzwischen ja knapp 10 Jahre nach diesem Fehlzusammenschluss eingesehen. Schrempp hat das ja damals "Hochzeit im Himmel" genannt; am Ende war es eine Scheidung auf Erden. Dadurch hatte man schlichtweg kein Geld mehr, die richtigen Produkte zu entwickeln. Sie müssen sich vorstellen: unterm Strich hat die Fusion mit Chrysler damals etwa 60, 70 Milliarden Euro gekostet. Das ist natürlich eine Summe, die auch Daimler nicht so ohne weiteres verkraften kann. Da muss man woanders sparen, denn den Euro kann man auch nur einmal ausgeben. Gespart wurde vor allen Dingen in der Forschung und Entwicklung bei Zukunftsprojekten, allen voran der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der Entwicklung verbrauchsschonender, verbrauchssparender Fahrzeuge, die eben die Kunden jetzt massiv vor allem auf dem amerikanischen Markt verlangen.
Klein: Sind die strukturellen Fehlentscheidungen noch irgendwie rückgängig zu machen und wenn ja, in welchen Zeiträumen?
Dauensteiner: Man muss die rückgängig machen, Frau Klein. Das ist ganz klar. Und ich glaube, die sind auch rückgängig zu machen, und zwar möglichst schnell. Man hätte das längst tun müssen. Ich nenne mal ein Beispiel. Wir haben als kritische Aktionäre auf der Hauptversammlung 1996 bereits darauf hingewiesen, dass es nicht nur reicht, an einer Brennstoffzellenentwicklung zu arbeiten, die langfristig sicherlich sinnvoll ist, wo aber noch sehr hohe Hürden zu tragen sind, auch im Automobilbereich, sondern dass man auch den Hybrid-Antrieb angucken muss als Brückentechnologie und andere verbrauchsschonende Konzepte. Ich nenne da mal Start-Stopp-Automatik und andere Dinge, die jetzt ganz langsam in die Produktion und in die Serie eingeführt werden. Da muss man kurzfristig und schnell reagieren. Der Konzern tut aber was ganz anderes: er blockiert nämlich wichtige Weichenstellungen, die genau die Entwicklung von solchen verbrauchsschonenden Fahrzeugen beschleunigen würden. Vor allen Dingen tut er das in Brüssel, und das ist eigentlich das Schizophrene, was man an der Stelle auch kritisieren muss. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Daimler gehen jetzt in Kurzarbeit, haben Reallohnverluste hinzunehmen und damit eine schwierige Zeit vor sich, und gleichzeitig agieren die Lobbyisten von Daimler in Brüssel gegen neue CO2-Auflagen der Autoindustrie.
Klein: Und werden darin von der Kanzlerin auch unterstützt?
Dauensteiner: Und werden da teilweise von der Kanzlerin auch unterstützt, die in ihrem Klimakurs sehr richtig völlig umgefallen ist aus unserer Sicht. Ich halte das auch für falsch, denn ich glaube, dass verbrauchsschonende, verbrauchssparende Autos eine Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg für die Zukunft sind. Man sieht ja jetzt schon, dass es eigentlich die Voraussetzung wäre, in dieser Krise auch halbwegs ordentlich durchzukommen, wenn man erst die richtigen Autos hätte.
Klein: Und die ursprünglich geplanten Auflagen - Entschuldigung, dass ich kurz nachfrage -, die ja viel strenger waren, wären wirtschaftlich zu verkraften gewesen für Daimler in dieser Lage?
Dauensteiner: Aber sicher wären die zu verkraften gewesen. Andere europäische Autokonzerne tun sich ja auch sehr viel leichter. Es gibt übrigens auch Autokonzerne, die im ähnlichen Segment aufgestellt sind - ich will da jetzt auch keine Namen nennen -, die vor fünf Jahren Effizienzprogramme bei normalen Otto-Motoren, Diesel-Motoren angefangen haben, Start-Stopp-Automatiken eingeführt haben, intelligente Motormanagement-Systeme, Kühlraumdurchlüftung nur bei Bedarf etc., die zu einer Verbrauchsminderung bei ein und demselben Auto um einen Liter geführt haben. Das gibt es auf dem Markt. Nur Daimler hat eben vor kurzem erst angefangen, diese Dinge zu implementieren, wie so oft viel zu spät, und das war ganz schlichtweg ein Riesenfehler.
Klein: Herr Dauensteiner, wie sehen Sie die Perspektive? Für welche Zeiträume rechnen Sie jetzt mit Kurzarbeit und welche Entscheidungen müssen sehr schnell getroffen werden, um das Unternehmen wieder in die Spur zu bringen?
Dauensteiner: Mit Kurzarbeit rechne ich, wie gestern ja auch vom Gesamtbetriebsrat bekannt gegeben, erst mal bis Ende März. So ist die Ankündigung. Ob das noch länger geht, kann man, glaube ich, heute noch nicht sagen, denn das hängt davon ab, wie stark Daimler weiterhin unter dieser Krise leidet. Die Krise - das will ich an dieser Stelle auch noch mal sagen - ist ja nicht nur die Finanzkrise, die aus meiner Sicht vielen gerade recht kommt, sondern das ist auch eine selbst verschuldete Krise in der falschen Modellpolitik.
Man muss jetzt schnell reagieren. Man muss im Moment massiv in Forschung und Entwicklung investieren und eben auch nicht Lobbyismus gegen wichtige Klimaschutzauflagen der EU betreiben, die solche Entwicklungen befördern würden. Das ist widersprüchlich und passt überhaupt nicht ins Bild. Das heißt, das was man in dieser Chrysler-Fusionszeit an Forschungs- und Entwicklungsgeldern nicht investiert hat, muss jetzt massiv nachgeholt werden.
Klein: Rettungsgeld, wie es jetzt in Washington beantragt ist, würde das Daimler helfen, oder würde es eher die Situation verschlimmern?
Dauensteiner: Gelder helfen irgendwie immer, wenn man sie bekommt, glaube ich.
Klein: Aber verzögern mitunter eben strukturelle Anpassungen. Darauf zielte meine Frage ab.
Dauensteiner: Das eben nicht. Ich glaube schon, dass man da jetzt erst mal die Hausaufgaben machen muss. Ein Schüler, der jahrelang die Hausaufgaben nicht gemacht hat und dann zur Lehrerin rennt und sagt, ich bleibe sitzen, kannst du mir eine bessere Note geben, der kriegt vielleicht auch gesagt, hättest du deine Hausaufgaben mal gemacht. So ist das in der Autoindustrie im Moment auch. Für strukturelle Veränderungen helfen die Gelder nicht. Ich halte das auch für falsch, jetzt mit Gießkannen über die Großindustrie zu gehen und die Gelder zu verteilen. Daimler hat ja immerhin noch einen Milliarden-Gewinn letztes Jahr gemacht. Das sind ja alles Steuergelder. Die kann man sinnvoller in Bildung, Forschung, Entwicklung investieren, Umweltschutz, Umwelttechnologien, die im Moment ja auch äußerst wichtig sind, so dass für die strukturellen Veränderungen, die Sie ansprechen, die Gelder meines Erachtens wenig tauglich sind.
Klein: Noch kurz, Herr Dauensteiner. Das, was jetzt als Rettungspaket in Amerika für Ford, GM und Chrysler eben auch geplant ist, wird das in irgendeiner Weise positive Auswirkungen für sie auch haben?
Dauensteiner: Ich glaube nicht, dass das Auswirkungen direkt auf Daimler hat. Ich glaube eher, dass es die Diskussion, allen voran durch die Kanzlerin massiv auch betrieben und vor kurzem ja auch durch den Wirtschaftsminister, in Deutschland noch mal stark antreiben wird, ob nicht die deutsche Autoindustrie auch solche Gelder braucht. Da gibt es sicher Einzelfälle, wo man genau hingucken muss, aber die müssen dann auch, wenn diese Gelder zur Verfügung gestellt werden, unter massiven Auflagen erfolgen. Davon hört man in Deutschland relativ wenig. Da hört man eigentlich nur, wer kriegt wie viel, aber unter welchen Auflagen das passieren soll, da herrscht eigentlich im Allgemeinen Stillschweigen, was an sich nicht einzusehen ist.
Klein: Alexander Dauensteiner, Sprecher der "Kritischen Aktionäre bei Daimler", zur Situation im Konzern. Danke Ihnen für das Gespräch, Herr Dauensteiner.
Dauensteiner: Gerne.