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David Zwirner Gallery
Kunstaustausch zwischen Köln und New York

Eine künstlerische Verbindung zwischen zwei Städten dies- und jenseits des Atlantiks galt vor 30 Jahren als eher exklusiv. Die David Zwirner Gallery in New York zeigt jetzt, wie sich der Big Apple und Köln zwischen 1984 und 1989 künstlerisch austauschten.

Von Sacha Verna |
    Die Skyline von Köln - aufenommen bei leichtem Dunst.
    Köln - in den 80er-Jahren ein Zentrum der europäischen Gegenwartskunst. (picture alliance / dpa - Henning Kaiser)
    Die zeitgenössische Kunst ist total global. Wer als Künstler nicht von Galerien auf mindestens drei Kontinenten vertreten wird, verdient seinen Namen nicht. Wer als Sammler, Kurator oder Durchschnittskunstfreund nicht von Event zu Event hetzt, verkennt, worum es zwischen Katar, London und Los Angeles wirklich geht – nämlich um flächendeckende Dauerpräsenz von Kunst und Kaufkraft gleichermassen. Vor 30 Jahren war von dieser Internationalität noch wenig zu spüren. Deshalb stellte die Verbindung, die damals zwischen zwei Städten dies- und jenseits des Atlantiks entstand, etwas Besonderes dar:
    Die Schau zeigt 21 deutsche und amerikanische Künstler
    "In den 80er-Jahren begannen viele Künstler aus New York, in Köln auszustellen. Köln war ein Zentrum der europäischen Gegenwartskunst. Umgekehrt zeigten damals viele deutsche Künstler ihr Werk zum ersten Mal in New York. So fingen sie an, sich gegenseitig zu beeinflussen. Dasselbe galt für die Galerien in Köln und New York, die Künstler voneinander übernahmen und zusammenarbeiteten. Es kam zu einer richtigen Gemeinschaft zwischen den beiden Städten",
    sagt Alexandra Whitney. Sie hat die Ausstellung in der Galerie von David Zwirner in New York mitorganisiert, die sich auf die Jahre zwischen 1984 und 1989 konzentriert. 21 deutsche und amerikanische Künstler sind darin vertreten. Die meisten der über 80 Werke waren Teil eben jener Projekte, mit denen Galerien und Künstler den Austausch zwischen Köln und New York initiierten und lebendig erhielten.
    Martin Kippenberger zum Beispiel debütierte 1985 mit seinen "Ist nicht peinlich"-Bildern bei Metro Pictures in New York. Sein Rockstar in Lederhosen hängt bei David Zwirner einem Glücksschwein mit Engeln gegenüber, das Jeff Koons erstmals 1988 in der Galerie von Max Hetzler in Köln zeigte.
    "Die Werke in dieser Ausstellung sind sehr verschieden. Das deutet auf die kreative Energie und die Experimentierfreude hin, die diese Kunst kennzeichnet. Humor prägt fast alle diese Werke. Es herrschte eine unakademische Auffassung dessen, was es heißt, Künstler zu sein. Diese Künstler hatten eine humorvolle, leichtherzige und dennoch sehr ernsthafte Art zu arbeiten."
    Jenny Holzer ist mit ihren "Inflammatory Essays" vertreten, jener bunten Text-Tapete, die Monika Sprüth 1985 in ihrer "Eau de Cologne"-Ausstellung präsentierte. Von Günther Förg sind drei Dutzend Bleibilder und Fotografien faschistischer Bauten zu sehen wie einst bei Luhring Augustine & Hodes in New York.
    "Made in Western Germany" steht tausendfach wiederholt auf einem Teppich-Triptychon von Rosmarie Trockel, während Christopher Wool schwarz-weiss und großformatig mit dem Wort "Pessimist" kokettiert.
    Heute ist der Osten der neue Westen, und Pessimisten sind zu Optimisten geworden - zumal auf dem Kunstmarkt, wo Galerien zu Minimuseen mutieren und immer häufiger historisierende Ausstellungen wie diese veranstalten. Uns geht es um Kunstgeschichte, nicht ums Geld, so die Botschaft. Und da die Vergangenheit längst nicht mehr ist, was sie einmal war, kann man daraus machen, was man will - künstlich, künstlerisch und total global.