Kennen Sie das auch? Sie planen eine Party, weit im Voraus, geben sich die größte Mühe mit dem Ambiente, der Begleitmusik und den Cocktails - und dann kommt der wichtigste Gast nicht: ausgerechnet der, ohne den die ganze Party langweilig sein wird, weil nur über ihn geredet wird, aber leider nicht mit ihm?
Genauso ergeht es jetzt den Machern des Weltwirtschaftsforums in Davos. Mehr als 1.000 Vorstandschefs reisen eigens in die heimelige Winterlandschaft unterm Flüela Schwarzhorn – aber die Hauptperson ist nicht da: Donald Trump. Der neue US-Präsident, der am Freitag zu seiner Amtseinführung in Washington sein muss, ist das Gesprächsthema. Weil er ganz offenbar wild entschlossen ist, die größte Volkswirtschaft der Erde in eine komplett neue Richtung zu steuern. Aus der freiheitlichen Marktwirtschaft soll eine abgeschottete Ökonomie nach altertümlichem, merkantilistischem Anstrich werden; aus einer Wirtschaftsordnung ein Basar der Deals – wenn das kein Thema für ein Weltwirtschaftsforum ist.
Eigentlich war das Menü für Davos – auch durch den dort jetzt verantwortlichen früheren deutschen Wirtschaftsminister Philipp Rösler – akkurat geplant: Ein bisschen "Disruption" als Vorspeise, die Zerstörung althergebrachter Geschäftsmodelle. Zum Hauptgang alles zur Digitalisierung, zur neuen Welt der Arbeit und was man da alles vom Silicon Valley lernen kann. Und als Dessert: Nachdenken über das Auseinanderklaffen der Gesellschaft. Dieses Menü kann Rösler in die Küchen der Nobelhotels von Davos zurückgehen lassen: Alle wollen wissen, was jetzt ist - mit Trump. Muss man kuschen wie schon das halbe Silicon Valley? Muss man ihm ein neues Autowerk in Virginia in die Hand versprechen? Oder kann man an ihm sogar verdienen? Wie groß wird denn sein tolles Wirtschaftsprogramm wirklich? Oder gerät am Ende alles durcheinander, gibt es den Handelskrieg mit China, die Rolle rückwärts im Iran?
Der wichtigste tatsächlich anwesende Gast der Davos-Elite hat heute schon gesprochen: Chinas Staats- und Parteichef Xi nahm Stellung zu – Trump. Niemand könne aus einem Handelskrieg als Gewinner hervorgehen, Nein zu Protektionismus. China als Streiter für den Freihandel? Was würde Trump dazu sagen? Wir wissen es nicht. Er ist ja nicht in Davos. Nicht schuldhaft, aber dieses Jahr hat Davos das Thema verfehlt und ist bedeutungslos.