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FIFA beim Weltwirtschaftsforum
Sport als verbindende Kraft?

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos ging es am Montag auch um den Fußball. Die FIFA und die Ausrichter der kommenden Weltmeisterschaft in Katar nutzten das Podium für eine Werbeveranstaltung par excellence - und das unwidersprochen.

Von Michael Watzke | 23.05.2022
FIFA-Präsident Gianni Infantino.
FIFA-Präsident Gianni Infantino. (IMAGO / GEPA pictures)
„Das wird heute eine relaxte, entspannte Session!“ … sagt Moderator Patrice Motsepe, selbst Präsident des afrikanischen Fußballverbands CAF. Eine so entspannte Gesprächsrunde hat das WEF selten gesehen. Eine Stunde lang keine einzige auch nur annährend kritische Frage. Wie Wattebäuschchen spielen sich die sechs Teilnehmer gegenseitige Lobhudeleien zu. „Ronaldo! Phänomen! Du warst und bist der beste Fußballspieler aller Zeiten!“
Der Brasilianer Ronaldo, angeblich bester Fußballer aller Zeiten. Inzwischen recht füllig geworden. Neben ihm FIFA-Chef Gianno Infantino, von Moderator Motsepe eingeführt als ethische Lichtgestalt, die der FIFA endlich ihre Glaubwürdigkeit wiedergegeben habe. „Gianni Infantino, Du hast seit der Übernahme einen exzellenten Job gemacht und der FIFA ihre Sauberkeit und Glaubwürdigkeit zurückgegeben! Mach so weiter!“

Beste WM aller Zeiten

Infantino, der bei diesem Lob fast selbst ein bisschen überrascht wirkte, bedankte sich artig mit der Feststellung, dass die nächste Weltmeisterschaft in Katar von fünf Milliarden Menschen angeschaut werde. Die Zahl scheint bereits ein halbes Jahr vorher festzustehen. „Diese WM in Katar wird von fünf Milliarden Menschen angeschaut werden! Die erste Fußball-WM in der arabischen Welt wird die beste aller Zeiten werden. Sie wird die arabische Welt vereinen!“
Die beste Fußball-WM aller Zeiten war laut Infantino bisher die in Russland vor vier Jahren. Sie lag genau zwischen der russischen Invasion der Krim und der der restlichen Ukraine. FIFA-Präsident Infantino, der sich damals Arm in Arm mit Putin präsentierte, hat nun einen neuen best buddy: den katarischen Scheich Al-Thany, den Infantino konsequent als seine erlauchte Hoheit ansprach. Der Scheich bekam in Davos seine eigene Talkrunde und pries die kommende WM als weltverbindendes Mega-Event. „Ich freue mich, dass wir die Welt vereinen und die Menschheit wieder zusammenbringen werden!“
Würde Selbstbeweihräucherung zu tatsächlicher Rauchentwicklung führen, wäre die Davoser Berglandschaft heute nach dieser „Diskussionsrunde“ komplett im Nebel versunken.