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DAX-Konzerne
Der Zusammenhang zwischen Erfolg und Vorstandsgehalt funktioniert mittlerweile

Seit etwa zehn Jahren müssen die Vergütungen für die Chefetage in den DAX-Konzernen offengelegt werden. Übertreibungen sind seltener geworden. Interessant ist aber der Vergleich der Gehälter der Vorstandschefs mit denen der übrigen Belegschaft.

Von Michael Braun |
    Eine Hand hält zahlreiche Euro-Banknoten, aufgenommen am 03.01.2014 in Frankfurt am Main (Hessen).
    Eine Hand hält zahlreiche Euro-Banknoten, aufgenommen am 03.01.2014 in Frankfurt am Main (Hessen). (picture-alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Die Spitzengehälter in der deutschen Industrie sind hoch. Aber seit sie in den Geschäftsberichten der börsennotierten Unternehmen veröffentlicht werden müssen, sind Übertreibungen seltener geworden. Es scheint auch an den mitbestimmten Aufsichtsräten zu liegen, dass die Gehaltsstrukturen etwa in den 30 DAX-Unternehmen nicht auseinanderlaufen. Die Chefs der größten börsennotierten Unternehmen lägen durchaus im Trend, sagt Michael Kramarsch, Partner der Unternehmensberatung hkp/// group. "Seit zehn Jahren sind die Vorstandsbezüge in etwa mit der allgemeinen Gehaltsentwicklung gestiegen. Faktenbasiert kann man in der Tat von einer Explosion nicht sprechen."
    Ähnlich hatte kürzlich ein anderer Berater argumentiert, auch er im Dienste der DAX-Unternehmen, Helmuth Uder von Willis Towers Watson. Die Gehaltsspanne in den größten börsennotierten Unternehmen, also platt gesagt: zwischen Pförtner und Vorstand, sei tendenziell gesunken. "Es ist eher so, dass der Druck der über die Tarifabschlüsse entsteht, partiell auf den unteren Ebenen im Mehrjahresvergleich mehr Anpassung stattgefunden hat als auf Top-Managementebene."
    Richtig sei aber, so Kramarsch, dass der Personalaufwand der Unternehmen gesunken sei, während die Vorstandsgehälter zugelegt hätten. Das habe aber nichts mit der hiesigen Tariflandschaft zu tun, sondern mit Kostenverlagerung: "Man muss sehen, dass die Unternehmen ihre Belegschaften deutlich internationaler, teilweise auch in Niedriglohnländern organisiert haben, sodass der Personalaufwand in den Unternehmen gesunken ist. Die deutschen Tariflöhne, um die es aber geht, die sind in der Zeit um etwa 27 Prozent gestiegen."
    Das wären etwa 2,4 Prozent jährlich, während die Vorstandsvorsitzenden seit 2006 jährlich 1,6 Prozent mehr verdient hätten. Dennoch müssen sie nicht jammern. Daimler-Chef Dieter Zetsche ging voriges Jahr mit 14,4 Millionen Euro nach Hause, Fresenius-Vorstand Ulf Schneider mit 13,9 Millionen. Sogar Michael Diekmann, obwohl nur bis Anfang Mai, also nur gut vier Monate Chef der Allianz, nahm noch zehn Millionen Euro mit, vor allem, weil er sich in den Vorjahren angesammelte, aber nicht ausgezahlte erfolgsabhängige Vergütungen auszahlen ließ. Commerzbank-Chef Martin Blessing musste sich mit 1,1 Millionen Euro bescheiden.
    Was mittlerweile recht gut funktioniere, sei der Zusammenhang zwischen Unternehmenserfolg und Vorstandsgehalt. Er hoffe, dass dies auch bei VW so sein werde, sagte Kramarsch, wenn die Wolfsburger Ende April ihre Bilanz vorlegten: "Wenn man unternehmerische Verantwortung ernst nimmt, dann muss das, was bei VW passiert ist, sich auch deutlich in der Vorstandsvergütung niederschlagen. Und ich hoffe, dass da der Aufsichtsrat seiner Verantwortung auch gerecht wird."
    Es gibt Vorbilder: Dem Vorstand der Deutschen Bank hat der Aufsichtsrat für 2015 alle Boni gestrichen. Es gibt aber auch Negativbeispiele: Die Vorstandschefs von RWE und E.On haben die Krise ihrer Unternehmen auf dem persönlichen Konto nicht gespürt.