Im Interview mit dem Deutschlandfunk kritisierte Dagmar Kersten, die von der Bundesregierung als DDR-Dopingopfer anerkannt wurde, unter anderem, dass laut Leistungssportreform "nur die perspektivreichsten Sportler" gefördert werden sollen: "Das birgt für mich die Gefahr, dass zu unerlaubten Mitteln gegriffen wird, um ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen."
"Es geht nur noch um Medaillen"
Es gehe den Funktionären offenbar nur noch "um Medaillen und nicht um die mentale Entwicklung von Sportlern - da zählt der Sportler als Mensch nicht", sagte Dagmar Kersten in der Sendung "Sport am Sonntag".
Die ehemalige Turnerin kritisierte insbesondere, dass nach der Leistungssportreform junge Sporttalente möglicherweise schon recht früh in Sportinternate geschickt werden sollen: "Das erinnert mich schon an Sichtungsmethoden in der ehemaligen DDR", sagte Kersten, die bereits mit neun Jahren aufs Turninternat des FC Dynamo Berlin kam - weit weg von zuhause.
Hartes Training - weit weg vom Elternhaus
"Ich war erst sehr stolz", erzählt Dagmar Kersten, "musste aber relativ schnell feststellen, dass mir mein Elternhaus gefehlt hat und dass Turnen für mich die Faszination verloren hatte, weil es sehr ernst wurde."
Viel Training, wenig Freizeit - so sah Dagmar Kerstens Jugend aus. Heute stellt die 45-Jährige fest: "Ich hänge nicht sehr an meinen Medaillen, zumal ich ja als anerkanntes Dopingopfer später viele Einbußen hatte. Ich hätte viel lieber eine Kindheit gehabt. Es fehlte mir schon stark, meine Eltern regelmäßig zu sehen."
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