Der seit Oktober 2014 durch neue Aktenfunde in der Stasi-Unterlagenbehörde schwer belastete Hauptgeschäftsführer desThüringer Landessportbundes Rolf Beilschmidt nutzte die gemeinsam mit Historikern des „Zentrums für deutsche Sportgeschichte" Berlin organisierte Buchvorstellung in der Uni Erfurt zur Vorwärtsverteidigung und Rechtfertigung seiner einstigen Stasi-Mitarbeit. Eine Entschuldigung bei den von ihm Bespitzelten oder ehrliche Reue waren indes nicht zu vernehmen.
Seine intensive und langjährige Zusammenarbeit mit dem DDR-Staatssicherheitsdienst sowohl als Leichtathlet und auch danach als leitender Funktionär, ab Januar 1989 sogar als Chef des dopingverseuchten Sportclubs Motor Jena, redete Beilschmidt in Erfurt zum wiederholten Male klein Er habe, so erklärte er öffentlich vor über 100 Zuhörern in der Uni, bei seinen Informationen an die Stasi, "es damals so angelegt, dabei niemandem zu schaden". Doch die Stasi-Akten belegen das Gegenteil. Die Berichte enthalten zahlreiche intimste, privateste Details, die Beilschmidt über Sportkameraden, Freunde und Klubangestellte an die Stasi weitergab. Daran indes könne er sich heute nicht mehr im Detail erinnern.
In der Analyse der Causa Bellschmidt kommt die Berliner Sporthistorikerin Jutta Braun in der vorgestellten Studie zu einem klaren Ergebnis, dass Rolf Beilschmidt mit seinen Informationen an die Stasi nicht nur anderen Menschen geschadet, sondern bei seiner Darstellung der Dinge auch die Unwahrheit gesagt hat.
Doch ausgerechnet zu der seit Monaten heftig diskutierten Stasi-Personalie Beilschmidt schwieg die Historikerin Braun nun aktuell in Erfurt bei der Veranstaltung. Fest steht: Im öffentlichen Dienst in den neuen Bundesländern mussten viele ehemalige inoffizielle Stasi-Mitarbeiter mit ähnlich dokumentierten Belastungen ihren Hut nehmen.
Beilschmidt bekam in der Uni Erfurt zudem moralische Unterstützung von der Thüringer Sportministerin Birgit Klaubert von der Linkspartei, die ihm nach der Buch-Vorstellung aufmunternd auf die Schulter klopfte und nett mit ihm plauderte.
Der amtierende Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Roland Jahn, der von seinem damaligen Jugendfreund Beilschmidt einst bei der Stasi mehrfach denunziert wurde, hatte dem Thüringer Landessportbund im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen vom 10. Juli 2015 attestiert, dass es der Verband bisher nicht geschafft habe, sich eine Glaubwürdigkeit in Sachen Aufklärung der Vergangenheit zu erarbeiten.