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Debatte auf Twitter
Nutzer berichten über sexuelle Diskriminierung

Die Hashtags #metoo und #metwo haben in den vergangenen Monaten und Wochen hitzige Debatten auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken angestoßen. Jetzt folgt ein weiteres Schlagwort: Unter #mequeer berichten Nutzer bei Twitter, wie sie wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert wurden. Und werden.

    Das Foto zeigt die Regenbogenfahne mit der Aufschrift #mequeer.
    Gehört Diskriminierung von LGBTQ-Menschen im Jahr 2018 zum Alltag? (Montage Deutschlandradio / picture-alliance / dpa)
    Der Hashtag verbreitet sich seit etwa zwei Tagen. Viele Äußerungen zeigen, dass Vorurteile und Klischees gegenüber Homosexuellen, Bisexuellen oder Trans-Menschen immer noch ausgeprägt sind.
    Der ORF-Journalist Patrick Gruska beispielsweise schreibt, ihm habe man gesagt, er sei doch nur schwul, um besser an Mädchen heranzukommen.
    Der Grünen-Bundestagsabgeordneten Kai Gehring wurde mit Aussagen konfrontiert wie "Das ist nur eine Phase, die geht vorbei".
    ...viele fragen sich dann offenbar, ob sie der Umgebung, den Menschen "drumherum", den Anblick von zwei Männern, die sich küssen, zumuten können. Dieses Gefühlt beschreibt Gehrings Parteikollege Sven Lehmann:
    Lehmann hat auch noch weitere belastende Erfahrungen gemacht. Die Reaktion seiner Lehrerin nach der Bundestagswahl 1998 beispielsweise:
    Nach seinem Coming Out habe seine Mutter ihm geraten, seiner Großmutter nichts darüber zu sagen, sonst würde diese nie wieder mit ihm reden. Seine Oma habe aber anders als erwartet reagiert - mit dem Satz: "Dein Freund gehört jetzt auch zur Familie!".
    Grünen-Politiker Beck: "Für eine Kultur des Respekts muss noch viel getan werden."
    Der Grünen-Politiker Volker Beck sagte der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion, #meQueer mache den Alltag beispielsweise von Lesben und Schwulen sichtbar. Trotz aller politischer Fortschritte und einem LGBT-freundlicheren gesellschaftlichen Klima seien Vorurteile, nicht böse gemeinte, abwertende Bemerkungen wie offene Diskriminierungen und Anfeindungen immer noch alltäglich. Für eine Kultur des Respekts müsse auch nach der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare noch viel getan werden. Eine demokratische Gesellschaft basiert auf der Gleichheit der Verschiedenen. #mequeer mache deutlich, dass nach der rechtlichen Gleichstellung noch eine Menge dafür zu tun sei, so Beck.
    website und Hashtag für mehr Respekt
    Der Lesben- und Schwulenverband wendet sich nach Auskunft Becks mit der Domain www.respektcheck.de und dem Hashtag #respectcheck gegen alltägliche Vorurteile im Netz und im Alltag. Mit Humor und Information solle so Diskriminierung und Abwertung etwas entgegengesetzt werden.
    Die Debatte über die #-Debatten
    Entstanden ist der Hashtag #mequeer im Nachgang der beiden Schlagwörter #metoo, unter dem Menschen von sexualisierter Gewalt berichten, und #metwo, unter dem auf Twitter über Rassismus im Alltag debattiert wird. Immer wieder geraten solcherart Diskussionen auch in die Kritik, so jetzt auch der jüngste Hashtag #mequeer. Etliche Twitter-User äußern Unverständnis über die Debatte.
    (tep/jcs)