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Debatte über Impfquote
Wie viele Menschen sind schon geimpft?

Die Impfquote wird zu einer immer wichtigeren Größe bei politischen Entscheidungen in der Corona-Pandemie. Nun gibt es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Geimpften, zum einen aus Meldungen von Ärzten und Impfzentren, zum anderen aus einer Umfrage des RKI. Und es gibt gleich mehrere Erklärungen für diese Abweichungen.

Von Panajotis Gavrilis |
Ein Mitarbeiter geht bei der 1. Langen Nacht des Impfens im Impfzentrum Arena in Treptow aus einer Tür. Bei der ersten "Langen Nacht des Impfens" hat es am Montagabend großen Andrang gegeben.
Großer Angrang bei einer "Langen Nacht des Impfens". Es gibt unterschiedliche Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland inzwischen insgesamt geimpft sind. (dpa / AFP POOL / John Macdougall)
Etwa 56 Prozent der Menschen in Deutschland sind vollständig geimpft, fast 63 Prozent einmal (Stand: 12.8.2021). Das sind die aktuellen Daten des offiziellen "Impfdashboards". Grundlage für diese Zahlen sind unter anderem Meldungen aus den Impfzentren der Länder und der impfenden Ärztinnen und Ärzte.
Daneben führt das Robert Koch-Institut (RKI) aber auch regelmäßig Umfragen durch. Und laut der aktuellen Impf-Befragung, an der etwa 1.000 Menschen teilgenommen haben, scheinen mehr Erwachsene in Deutschland mindestens einmal geimpft zu sein als offiziell erfasst.
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Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen gilt als ein wichtiges Kriterium für die Bewertung des Pandemiegeschehens. Künftig sollen weitere Parameter mehr Gewicht bekommen.
Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Hanno Kautz, dazu: "Erst mal ist es so, dass diese beiden Varianten, um die Impfquote zu bestimmen, immer sehr nah aneinander lagen. Jetzt ist das erste Mal so, dass bei der Erstimpfung die Zahlen auseinanderliegen."

Offizielle Impfquote zu niedrig

Besonders auffällig ist die Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen. Bei der Umfrage sagten 79 Prozent der Erwachsenen unter 60 Jahren, dass sie bereits eine Dosis erhalten haben. Zu dieser Zeit lag die offizielle Quote bei weitaus weniger, bei 59 Prozent.
Bei den Daten zu den "vollständig Geimpften lag hingegen kein wesentlicher Unterschied vor", heißt es in dem RKI-Bericht. Und weiter: Überlegungen legten nahe, dass durch die Befragung berechneten Impfquoten eher eine Überschätzung darstellten, während die Meldungen im digitalen Impf-Monitoring die Impfquoten vermutlich unterschätzten. Die Impfquote liege voraussichtlich dazwischen.
Injektionsnadeln und Ampullen mit Impfstoff liegen auf einem Tisch.
Wie man die Impfquote erhöhen kann
Eine Impfpflicht soll es in Deutschland nicht geben, diskutiert wird aber, ob geimpfte Menschen schneller und mehr Freiheiten bekommen sollten als andere. Mit welchen weiteren Mitteln ließe sich die Impfquote erhöhen?
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen) überraschen die Ungenauigkeiten nicht. "Das vermuten wir ja schon seit längerer Zeit, das wird auch diskutiert, dass nicht alle Impfungen vollständig gemeldet sind. Also, dass mehr Leute geimpft worden sind, als in den Zahlen sich widerspiegeln", so Nonnemacher im RBB.

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RKI nennt mehrere mögliche Gründe

Laut RKI-Report sei bei der Interpretation der Ergebnisse eine gewisse Unsicherheit zu berücksichtigen. Aber wie kann es zu solchen Unterschieden kommen?
Der Bericht listet dabei mehrere mögliche Gründe auf, warum Umfrage und offiziell gemeldete Daten auseinanderliegen. Ein Aspekt ist der Johnson & Johnson-Impfstoff. Dieser entfaltet anders als andere bereits ab der ersten Spritze einen vollen Schutz. Vertragsärztinnen und Vertragsärzte meldeten diese Immunisierungen ausschließlich als zweite Impfdosen. Außerdem sei keine Zuordnung von Impfstoff und Altersgruppe möglich, so das RKI.
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Druck und Impfprämien seien kein gutes Motivationsmittel, um die Impfquote zu steigern, sagte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie Christine Falk im Dlf.
Ein anderer möglicher Grund, der dazu führt, dass die offizielle Impfquote geringer ausfällt: Bisher meldeten nur etwa die Hälfte der beim Meldesystem registrierten Betriebsärztinnen und Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher kennt diese Problematik: "Da soll es manchmal Schwierigkeiten gegeben haben. Also ich begrüße, wenn das Robert Koch-Institut das noch mal selber checkt. Und wenn man noch mal guckt, liegen wir mit den Impfquoten vielleicht ein bisschen höher. Das wäre erfreulich."

Schwächen im digitalen Impfmonitoring

Das digitale Impf-Monitoring funktioniert nicht ganz wie es sollte. Dabei sind mit Blick auf die Erreichung einer Herdenimmunität verlässliche Zahlen essenziell. Das RKI betont auch deshalb in seiner Umfragebewertung, wie wichtig eine verlässliche Meldung aller impfenden Stellen über die Webanwendung sei. Nur so lasse sich der Impffortschritt in den jeweiligen Altersgruppen valide abbilden.
Das Gesundheitsministerium sieht indes keinen Grund, das System der Impfquotenerhebung zu reformieren. Und der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl zeigt sich relativ gelassen. Er sagte der dpa, die Ergebnisse seien kein Grund, die Impfquoten generell in Zweifel zu ziehen. «Man unterschätze womöglich die Zahl der Erstgeimpften etwas, aber man spreche hier über wenige Prozentpunkte", so Watzl.
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