Bund und Länder haben sich bei ihrem Impfgipfel grundsätzlich auf Lockerungen für Geimpfte und Genesene verständigt. Konkrete Vorschläge, welche Maßnahmen für diese Bevölkerungsgruppen künftig nicht mehr gelten sollen, will die Politik in den kommenden Tagen machen.
Aber sind Lockerungen für Geimpfte wirklich gerecht? Müsste sich nicht auch diese Bevölkerungsgruppe weiterhin an die Corona-Regeln halten - aus Solidarität mit den Nicht-Geimpften? Fragen wie diese nach Gerechtigkeit und Solidarität werden derzeit mit Blick auf die Corona-Impfungen viel diskutiert.
Tägliche Impfquote
Der Soziologe Heinz-Bude ist unter anderem Autor eines Buchs mit dem Titel "Solidarität - Die Zukunft einer großen Idee". Beim Thema Impfen gebe es derzeit eine Entsolidarisierung innerhalb der Gesellschaft:
"Es ist das große Thema unter den Leuten: Wer hat eine Impfeinladung, wer nicht? Wer hat sich vorgedrängelt? Wer kriegt den 1A-Impfstoff aus Mainz oder Marburg und wer muss den aus Schweden oder Großbritannien nehmen?" Fragen wie diese führten zu einer sehr unangenehmen, unsolidarischen Situation in der Gesellschaft.
"Unerträgliche Situation für die Jüngeren"
Dieser Entsolidarisierung könne man nur Herr werden, indem man die Impfpriorisierung möglichst schnell aufhebe, so Bude im Dlf.
"Stellen Sie sich mal vor: Wir haben Sommer und die 60- bis 80-Jährigen dominieren die Strände an der Ost- und Nordsee und die Wanderwege in den Bergen des Allgäus. Und die 40-Jährigen mit den kleinen Kindern müssen draußen stehen bleiben. Das ist eine unerträgliche Situation für die 40-Jährigen, die Homeschooling machen, die möglicherweise für pflegebedürftige Familienangehörige aufkommen. Das geht nicht, das kann man nicht machen."
Und Heinz Bude geht noch weiter: "Ich glaube sogar, wenn man eine Impfpriorisierung machen wollte, müsste man sie im Augenblick für die 30- bis 50-Jährigen machen."