Archiv

Debatte um Öffnungen
Hamburgs Kultursenator: Recht auf Kunstfreiheit höher zu bewerten als Gewerbefreiheit

Wann dürfen Kultureinrichtungen wieder öffnen? Die Kulturminister der Länder haben dazu einen Dreistufenplan vorgelegt. Wichtig sei, dass die Kultur nicht benachteiligt werde - wie beim Weg in den Lockdown, so Carsten Brosda, Hamburgs Kultursenator und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, im Dlf.

Carsten Brosda im Gespräch mit Jörg Biesler |
Carsten Brosda (SPD), Hamburgs Kultursenator, erscheint bei der Premiere der Show «Paradiso» auf dem Roten Teppich. Mit der Show «Paradiso» öffnet mit dem Schmidts Tivoli auf der Reeperbahn das erste Hamburger Theater nach knapp viermonatiger Corona-Pause.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda im Juli 2020, als das erste Theater der Stadt wieder öffnen durfte (Axel Heimken/dpa)
Die Kulturminister der Länder haben einen Dreistufenplan für die Wiedereröffnung der Kultureinrichtungen nach dem Lockdown beschlossen. Er soll beim Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch diskutiert werden. Der Plan sieht vor, dass mit der Wiedereröffnung der Schulen und Kitas außerschulische Bildungsangebote der Kultureinrichtungen wieder zugelassen werden. Gleichzeitig mit dem Einzelhandel sollen Museen, Galerien, Gedenkstätten und Bibliotheken einen Basisbetrieb anbieten können. Theater, Opern, Konzerthäuser und Kinos sollen öffnen können, wenn dies auch der Gastronomie wieder erlaubt wird.
Kultur in der Coronakrise - "Die Branche stirbt"
Die Kreativwirtschaft ist laut einer Studie mit Umsatzeinbußen von über 30 Prozent stärker von der Corona-Krise betroffen als der Tourismus oder die Autoindustrie. Massive Hilfszahlungen vom Bund seien unerlässlich, sagte der Komponist Matthias Hornschuh, Mitglied des Aufsichtsrats der GEMA, im Dlf.

Brosda begrüßt Dreistufenplan

Der Hamburger Kultursenator und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Carsten Brosda, begrüßte den Dreistufenplan im Dlf ausdrücklich. Zwar könne keiner momentan ein Datum nennen, wann die Kultureinrichtungen wieder öffneten. Es sei aber unabdingbar zu beschreiben, "wie wir wieder aus der Situation herauskommen können, wenn es soweit ist". Mindestens in der nun vorgestellten Schrittfolge müsse die Öffnung erfolgen, "damit die Kultur nicht benachteiligt wird, wie sie beim Weg in den Lockdown schon mal benachteiligt worden ist."

"Gefahr in Museen überschaubar"

Ziel sei es, die Kultureinrichtungen wieder zu öffnen, sobald die Infektionszahlen dies zuließen. Dabei verwies Brosda auf die guten Hygienekonzepte der Kultureinrichtungen - allen voran der Museen. "Die Gefahr dort ist überschaubar. Und ich glaube deswegen auch, dass wir mit den Museen als einem der ersten Schritte wieder starten können." Museen seien "sehr sichere Orte".

"Herausragend gute raumlufttechnische Anlagen in Theatern"

Auch für die Theater, Opernhäuser, Konzertsäle und Kinos sieht der Hamburger Kultursenator eine gute Perspektive, da sie über herausragend gute raumlufttechnische Anlagen verfügten. Wie der Deutsche Kulturrat, so forderte auch Carsten Brosda, dass es für diese Häuser einen finanziellen Ausgleich geben muss, wenn sie pandemiebedingt nur begrenzt Publikum zulassen dürfen. "Wir müssen das so schnell wie möglich wieder ermöglichen, wenn es pandemisch geht. Wir brauchen als Gesellschaft Kultur - gerade in Zeiten der Krise."

Verweis auf Grundgesetz

Was die Reihenfolge der Öffnung von Kultureinrichtungen im Vergleich zu Handel oder Gastronomie angeht, verwies der Hamburger Kultursenator und Präsident des Deutschen Bühnenvereins auf das Grundgesetz Artikel 5, Absatz 3, wonach die Kunstfreiheit ein schrankenlos gewährleistetes Grundrecht ist. Die Kultur dürfe also nicht ohne Begründung über Gebühr beschränkt werden, betonte Brosda. Dieses Recht sei höher zu bewerten als beispielsweise die Gewerbefreiheit. "Mein Eindruck ist, dass diejenigen, die das entscheiden, das begriffen haben."