![Eine Person steht im Gegenlicht vor dem Logo des chinesischen KI-Start-ups DeepSeek und blickt auf ihr Smartphone. Eine Person steht im Gegenlicht vor dem Logo des chinesischen KI-Start-ups DeepSeek und blickt auf ihr Smartphone.](https://bilder.deutschlandfunk.de/c1/14/9c/8f/c1149c8f-148b-4f9c-a7d9-f6d3da8de256/deepseek-ki-kuenstliche-intelligenz-100-1920x1080.jpg)
DeepSeek ist ein KI-Sprachmodell aus China, das die US-Konkurrenz herausfordert. Galt bis vor kurzem, dass die USA uneinholbar vorne liegt, wenn es um künstliche Intelligenz geht, so hat nun ein Start-up aus China das Gegenteil bewiesen.
Nach dem Wettlauf ins All, der seit den 1950er-Jahren die USA und die Sowjetunion in Atem hielt, ist der Wettlauf um die beste KI-Technologie die nächste offen ausgetragene Auseinandersetzung zwischen West und Ost. Ein Wettrennen, das die USA und China unbedingt gewinnen wollen. Wo reiht sich Europa ein?
KI-Entwicklung: Wo stehen die USA, China und Europa?
Lange Zeit beherrschten US-Firmen den weltweiten Markt um KI-Sprachmodelle wie ChatGPT von der Firma OpenAI, Gemini von Google oder Llama vom Facebook-Konzern Meta. US-Präsident Donald Trump hatte unmittelbar nach Amtsantritt angekündigt, dass er in die US-amerikanische KI-Infrastruktur investieren wolle. Auch seine rechte Hand, Tech-Milliardär und OpenAI-Mitgründer Elon Musk, gilt als großer Fürsprecher von KI-Technologie.
Ende Januar hat ein Start-up aus der chinesischen Tech-Metropole Hangzhou das KI-Sprachmodell DeepSeek veröffentlicht. Computernerd und Hedgefonds-Gründer Liang Wenfeng hatte das Unternehmen erst 2023 gegründet. Die KI zu trainieren, habe nach Angaben des Unternehmens weniger als sechs Millionen US-Dollar gekostet. Experten bezweifeln, dass die Entwicklung von DeepSeek derart günstig war. Überprüfen lässt sich das allerdings nicht.
Ebenfalls unklar ist, ob auch der chinesische Staat DeepSeek unterstützt hat. Allerdings will China die KI-Entwicklung grundsätzlich vorantreiben. Mit der Strategie „Made in China 2025“ verfolgt China seit 2015 den Plan, das Land zum weltweiten Technologieführer aufzubauen. Für viele Beobachter überraschend ist die Tatsache, dass DeepSeek mit der US-Konkurrenz mithalten kann und gute Ergebnisse liefert.
Auch in Deutschland und Europa wird an KI-Technologien gearbeitet, aber so mächtige Sprachmodelle wie ChatGPT oder DeepSeek wurden hierzulande bislang nicht entwickelt. Und das, obwohl die Maschinen, mit denen die Hochleistungschips hergestellt werden, die die Grundlage für die KI-Technologie bilden, teilweise aus Europa stammen und es eine große Expertise auf dem Gebiet gebe, wie der Journalist und ehemalige China-Korrespondent Felix Lee zusammenfasst.
Was bedeutet die Veröffentlichung von DeepSeek für Europa?
„Alle Modelle transportieren Kultur“, sagt Rafael Laguna de la Vera, Leiter der Bundesagentur für Sprunginnovation, die ans Wirtschaftsministerium angedockt ist. „Das ist bei DeepSeek nicht anders als bei den amerikanischen Modellen, nur halt Chinese Edition.“
DeepSeek ist „linientreu“ wie es der Journalist und KI-Fachmann Jan Eggers formuliert. Oder wie Felix Lee sagt, eine „riesige Propagandaschleuder“, ähnlich wie Tiktok. Zum Massaker auf dem Tiananmen-Platz gibt die KI aus China beispielsweise keine Antworten. Aber auch US-amerikanische Modelle können keine Objektivität für sich beanspruchen. So generiert beispielsweise die von OpenAI entwickelte DALL-E-KI, Bilder von halbnackten jungen Männern, aber kein Bild von einer Frau, die ihr Kind stillt.
Ein KI-Modell aus Europa würde eine weitere Perspektive bieten. Und es sei gar nicht ausgeschlossen, dass Europa noch aufschließen könne, meint Rafael Laguna de la Vera. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen, sagt er und verweist darauf, dass es ein chinesisches Start-Up ja auch geschafft habe, mit den großen US-Firmen gleichzuziehen. Und das offenbar sogar kostengünstiger und ressourcenschonender, dank einer effizienteren Nutzung der Technologie und dezentraler Rechenzentren. „China zeigt, dass Emanzipation von der US-Dominanz möglich ist. Und das könnte natürlich schon ein Ansporn für Europa sein“, meint China-Kenner Felix Lee.
„Hier schlummern noch fünf oder zehn Modelle locker in Deutschland und Europa“, sagt Rafael Laguna de la Vera. „Lasst uns darauf konzentrieren, dass wir denen jetzt auch die Chance geben rauszukommen.“
Was ist notwendig, um KI-Technologien wie ChatGPT oder DeepSeek zu entwickeln?
Geld: Die Kosten, die in die Entwicklung von KI-Modellen fließen, sind schwer zu beziffern, hoch sind sie allemal. DeepSeek soll nur 5,5 Millionen US-Dollar gekostet haben. Die Entwicklung von ChatGPT soll mehr als zehnmal so teuer gewesen sein. Rafael Laguna de la Vera schätzt, dass ein Entwicklerteam rund 50 Millionen Euro benötigt, um ein KI-Modell zu entwickeln.
Daten: Die KI muss mit Daten gefüttert werden. In Ländern mit laxen oder uneinheitlichen Datenschutzbestimmungen wie China könnte es daher einfacher sein, Daten zu beschaffen und zu nutzen. Viele Verlage, Medienhäuser und Autorinnen und Autoren haben bereits gegen OpenAI geklagt, weil das US-Unternehmen aus ihrer Sicht gegen das Urheberrecht verstoße. Zuletzt aber hat das New Yorker Bundesgericht eine Klage gegen die Tech-Firma abgewiesen.
Infrastruktur: Lange Zeit wurde angenommen, dass es immer größere Rechenzentren brauche und immer stärkere Hochleistungschips. DeepSeek hat nun gezeigt, dass es auch anders geht, nämlich effizienter, kostengünstiger und ressourcenschonender zu arbeiten als die US-Konkurrenz. Ermöglicht werde das durch viele kleine Rechenzentren, erklärt Felix Lee.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Laxe Datenschutzbestimmungen, niedrige Hürden für private Investoren und staatliche Subventionen können die KI-Entwicklung befördern. Die EU geht einen anderen Weg: Der 2024 beschlossene „AI Act“ ist die weltweit erste umfassende Regulierung von KI. In der „Verordnung über künstliche Intelligenz“ geht es unter anderem darum, sensible Daten zu schützen. Außerdem darf künstliche Intelligenz nicht dafür eingesetzt werden, Menschen zu manipulieren.
rey