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Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich
Von Freiheit und Gleichheit

"Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten", hieß es in Artikel 1: Am 26. August 1789 wurde in Frankreich die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verkündet. Auch heute sind die damals proklamierten Ideen von Freiheit und Gleichheit Bestandteil vieler Verfassungen.

Von Anja Reinhardt |
    Kupferstich Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte durch die Nationalversammlung am 26. August 1789
    Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte durch die Nationalversammlung am 26. August 1789 (picture-alliance / akg-images)
    Das hatte es seit 175 Jahren nicht mehr gegeben: Der König berief die Generalstände ein, Frankreich war bankrott. Das Volk hungerte, in Versailles wurde gespielt und geprasst - seit Jahrzehnten. "Das Regime hat so schon immer funktioniert, schon zur Zeit Ludwigs XIV. Und da wurden ja Unsummen rausgeworfen, um dieses idiotische Versailles zu bauen. Dass es dann da zum Knall kam, hing halt damit zusammen, dass in der Tat viele Faktoren zusammenkamen. Preise, Hungersnöte, Ernten, Missernten etc. etc."
    Der Journalist und Historiker Johannes Willms hat mehrere Bücher über die Zeit der Französischen Revolution geschrieben. Die Stimmung im vorrevolutionären Frankreich war aber nicht nur durch die wahnwitzige Verschwendung in Versailles einerseits, und ein hungerndes Volk andererseits gekennzeichnet, sondern außerdem durch eine herrschaftliche Willkür, die auch den Adel traf. "Das waren Adlige, die das Regime, die das System stürzten, weil sie auch eben von diesem System abgelehnt wurden oder von ihm misshandelt worden waren, und die da eben sagten: Wir wollen da was ändern."
    Franzosen wollten sich nicht mehr alles gefallen lassen
    Adelige wie Honoré Gabriel de Mirabeau, die den Ideen der Aufklärung anhingen oder zumindest freiheitlich dachten und sich von der Willkür des autoritären Staates bedroht fühlten. Mirabeau wurde zum Wortführer des Dritten Standes. Immer mehr Privilegierte hatten sich von der aufklärerischen und systemkritischen Literatur der Zeit anstecken lassen, aber auch von den Ideen der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung.
    "Da haben ja die einzelnen Staaten Menschenrechtserklärungen in ihren Verfassungen gehabt, die hatten keinen universellen Anspruch, sondern die dienten dazu, den Bürgern sozusagen vor Gericht den Rücken zu stärken, den Bürgern mitzuteilen, dass sie Rechte haben, sich da nicht alles gefallen lassen mussten", sagt Historiker Johannes Willms.
    Was sich die Franzosen alles gefallen lassen mussten, darüber konnten sie sich in den sogenannten Beschwerdeheften beklagen. Rechte wie Freiheit, Gleichheit, Mitspracherecht wurden dort gefordert. Die Stimmung im Land konnte damit allerdings nicht mehr besänftigt werden. Schon im April 1789 hatte es Aufstände gegeben, die Generalstände nannten sich nun Nationalversammlung und proklamierten sich damit als "Gemeinwille der Nation". Der König rief hektisch zur Gewalt auf, die Erregungswelle griff auf Paris über, und am 14. Juli stürmte das aufgebrachte Volk die Bastille.
    "Um diese Unruhe zu besänftigen, sagten die Abgeordneten: Wir müssen da jetzt was machen. Und ein Mittel dazu war zunächst einmal die Verkündung, dass die ganzen Privilegien abgeschafft wurden. In der Nacht zum 4. auf den 5. August wurde der Adel abgeschafft. Der Zehnte für die Kirche wurde abgeschafft. Das war eine Orgie des Verzichts gewissermaßen, und das Nächste war dann die Erklärung der Menschenrechte."
    Grundrechte galten nicht für Frauen oder Sklaven
    "Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen Nutzen begründet sein", hieß es in Artikel 1. Es folgten 16 weitere Artikel, die sich auf die Souveränität der Nation beriefen, der brutalen monarchischen Willkür eine für alle geltende Judikative entgegensetzten, Religions- und Meinungs- und Pressefreiheit festlegten und das Recht auf Eigentum verankerten.
    "Da das Eigentum ein unverletzliches und heiliges Recht ist, kann es niemandem genommen werden, wenn es nicht die gesetzlich festgelegte, öffentliche Notwendigkeit augenscheinlich erfordert und unter der Bedingung einer gerechten und vorherigen Entschädigung."
    Am 26. August 1789 wurde die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verkündet, im Oktober trat sie in Kraft. "Die Menschenrechte waren gerichtet gegen die Despotie des Königs, gegen das Ancien Régime. Sie waren also ein Bollwerk oder eine Kampfmaschine gegen all das, was war und was man abschaffen wollte. Das hat diese Grundrechte in ihrem Charakter enorm geprägt", erklärt Willms.
    Grundrechte, die allerdings weder für Frauen, noch für Sklaven galten. Als die Frauenrechtlerin Olympes de Gouges ihre "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" veröffentlichte, musste sie nicht nur, aber auch dafür aufs Schafott.
    Dennoch: Auch heute sind die 1789 proklamierten Ideen von Freiheit und Gleichheit Bestandteil vieler Verfassungen. Sie entsprangen den aufklärerischen Ideen Montesquieus, Rousseaus und Voltaires – aber auch einem aufstrebenden Kapitalismus, der nicht nur die Freiheit des Individuums betonte, sondern auch sein Recht auf Eigentum.