Der Jom-Kippur-Krieg beendete eine jahrzehntelange Phase der Demütigung der arabischen Staaten. In allen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Israel waren sie bis dahin vernichtend geschlagen worden. Der Angriff von Syrien und Ägypten in jenem Oktober 1973 kam überraschend, Israel hatte die Araber unterschätzt. Am Ende dieses Krieges hatte die israelische Armee große Verluste erlitten und den Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren. Der ägyptische Präsident Sadat fühlte sich als psychologischer Gewinner. Die Grundlage für einen Austausch der Gegner auf Augenhöhe war geschaffen. Am 10. November 1977 sagte Sadat vor dem ägyptischen Parlament:
"Ich erkläre hier mit vollem Ernst, dass ich bereit bin, ans Ende der Welt zu gehen - und die Israelis werden überrascht sein, dies zu hören - sogar in ihr Haus, in die Knesset selbst, um mit ihnen zu diskutieren, wenn ich damit den Tod eines einzigen ägyptischen Soldaten verhindern kann."
Was die Weltöffentlichkeit zunächst eher als eine weitere rhetorische Finte des ägyptischen Präsidenten ansah, nahm sein Gegenüber, der israelische Ministerpräsident Menachem Begin, sehr ernst. Plötzlich ging alles ganz schnell. Schon nach zwei Tagen wandte sich Begin in einer Rundfunkansprache direkt an das ägyptische Volk.
"Es wird mir eine Ehre sein, ihren Präsidenten willkommen zu heißen mit der traditionellen Gastfreundlichkeit, die wir von unserem gemeinsamen Stammvater Abraham geerbt haben. Im Heiligen Koran, Sure fünf, steht: 'Erinnert Euch, als Moses zu seinen Leuten sagte: Leute! Gedenket der Gnade, die Gott euch erwiesen hat! Tretet ein in das Heilige Land, das Gott euch bestimmt hat!’ Von ganzem Herzen sage ich euch: Frieden!"
Mit einem Zitat aus dem Koran hatte Begin den Nerv der Ägypter getroffen. Drei weitere Tage später, am 14. November, gelang es dem amerikanischen Sender CBS, ein Stück Fernsehgeschichte zu schreiben, als er Sadat und Begin per Satellitenleitung in einer Sendung interviewte. Sadat hatte offenbar bereits konkrete Reisepläne.
"Ich warte nur auf eine formelle Einladung. Ich freue mich auf den Besuch. Wenn es nach mir geht, so schnell wie möglich. Es ist meine Verantwortung als Präsident Ägyptens, alle Wege zum Frieden zu beschreiten."
Und Begin antwortete.
"Jederzeit, wann immer er bereit ist, hierher zu kommen, werde ich ihn freundschaftlich am Flughafen begrüßen, ihn nach Jerusalem begleiten, ihn der Knesset vorstellen, damit er dort zu unserem Parlament sprechen kann. Es ist nun an Präsident Sadat, sein Versprechen einzuhalten."
Schnell löste Sadat sein Versprechen ein, und er brachte damit das Protokoll und die israelischen Sicherheitskräfte gehörig in Schwierigkeiten. Bereits am 19. November 1977, ausgerechnet am Sabbat, traf Anwar as-Sadat auf dem Flughafen von Tel Aviv ein.
Die Sonne war schon untergegangen. Ein israelisches Militärorchester spielte die Nationalhymne der Feinde von gestern. Nach ersten Unterredungen nächtigte Sadat im berühmten Jerusalemer King David Hotel. Am nächsten Morgen ging es zum Beten in die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg, danach folgten Besuche der Grabeskirche und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Sadat zeigte sich als Meister der symbolischen Gesten. Später am Tage dann die mit Spannung erwartete Rede vor der Knesset.
"Ich bin nicht gekommen, um eine separate Vereinbarung mit Israel zu unterschreiben. Das ist nicht meine Politik. Es geht nicht nur um unsere beiden Länder. Dieser Friede wird nur dann gerecht sein und Bestand haben, wenn er für alle gilt, für alle Nachbarn Israels und für das palästinensische Volk."
Eine neue Phase in den israelisch-arabischen Beziehungen sollte beginnen. Die ganze Welt hoffte auf einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten. Doch den gab es nur zwischen Israel und Ägypten. Anwar as-Sadat und Menachem Begin unterzeichneten im März 1979 in Camp David einen Friedensvertrag. Dafür bekamen sie kurz darauf gemeinsam den Friedensnobelpreis. In der Geschichte des Palästinakonflikts blieb der Sadat-Besuch in Israel allerdings nur eine weitere Episode enttäuschter Hoffnungen.
"Ich erkläre hier mit vollem Ernst, dass ich bereit bin, ans Ende der Welt zu gehen - und die Israelis werden überrascht sein, dies zu hören - sogar in ihr Haus, in die Knesset selbst, um mit ihnen zu diskutieren, wenn ich damit den Tod eines einzigen ägyptischen Soldaten verhindern kann."
Was die Weltöffentlichkeit zunächst eher als eine weitere rhetorische Finte des ägyptischen Präsidenten ansah, nahm sein Gegenüber, der israelische Ministerpräsident Menachem Begin, sehr ernst. Plötzlich ging alles ganz schnell. Schon nach zwei Tagen wandte sich Begin in einer Rundfunkansprache direkt an das ägyptische Volk.
"Es wird mir eine Ehre sein, ihren Präsidenten willkommen zu heißen mit der traditionellen Gastfreundlichkeit, die wir von unserem gemeinsamen Stammvater Abraham geerbt haben. Im Heiligen Koran, Sure fünf, steht: 'Erinnert Euch, als Moses zu seinen Leuten sagte: Leute! Gedenket der Gnade, die Gott euch erwiesen hat! Tretet ein in das Heilige Land, das Gott euch bestimmt hat!’ Von ganzem Herzen sage ich euch: Frieden!"
Mit einem Zitat aus dem Koran hatte Begin den Nerv der Ägypter getroffen. Drei weitere Tage später, am 14. November, gelang es dem amerikanischen Sender CBS, ein Stück Fernsehgeschichte zu schreiben, als er Sadat und Begin per Satellitenleitung in einer Sendung interviewte. Sadat hatte offenbar bereits konkrete Reisepläne.
"Ich warte nur auf eine formelle Einladung. Ich freue mich auf den Besuch. Wenn es nach mir geht, so schnell wie möglich. Es ist meine Verantwortung als Präsident Ägyptens, alle Wege zum Frieden zu beschreiten."
Und Begin antwortete.
"Jederzeit, wann immer er bereit ist, hierher zu kommen, werde ich ihn freundschaftlich am Flughafen begrüßen, ihn nach Jerusalem begleiten, ihn der Knesset vorstellen, damit er dort zu unserem Parlament sprechen kann. Es ist nun an Präsident Sadat, sein Versprechen einzuhalten."
Schnell löste Sadat sein Versprechen ein, und er brachte damit das Protokoll und die israelischen Sicherheitskräfte gehörig in Schwierigkeiten. Bereits am 19. November 1977, ausgerechnet am Sabbat, traf Anwar as-Sadat auf dem Flughafen von Tel Aviv ein.
Die Sonne war schon untergegangen. Ein israelisches Militärorchester spielte die Nationalhymne der Feinde von gestern. Nach ersten Unterredungen nächtigte Sadat im berühmten Jerusalemer King David Hotel. Am nächsten Morgen ging es zum Beten in die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg, danach folgten Besuche der Grabeskirche und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Sadat zeigte sich als Meister der symbolischen Gesten. Später am Tage dann die mit Spannung erwartete Rede vor der Knesset.
"Ich bin nicht gekommen, um eine separate Vereinbarung mit Israel zu unterschreiben. Das ist nicht meine Politik. Es geht nicht nur um unsere beiden Länder. Dieser Friede wird nur dann gerecht sein und Bestand haben, wenn er für alle gilt, für alle Nachbarn Israels und für das palästinensische Volk."
Eine neue Phase in den israelisch-arabischen Beziehungen sollte beginnen. Die ganze Welt hoffte auf einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten. Doch den gab es nur zwischen Israel und Ägypten. Anwar as-Sadat und Menachem Begin unterzeichneten im März 1979 in Camp David einen Friedensvertrag. Dafür bekamen sie kurz darauf gemeinsam den Friedensnobelpreis. In der Geschichte des Palästinakonflikts blieb der Sadat-Besuch in Israel allerdings nur eine weitere Episode enttäuschter Hoffnungen.