Als vor nicht ganz fünf Jahren der neue, junge König Bhutans offiziell gekrönt wurde, standen buddhistischen Mönchen vor Rührung die Tränen in den Augen. Mehrere Tagesmärsche Fußweg nahm diese Frau auf sich, um einen Blick ihres Idols zu erhaschen:
"Der König kam einst zu uns in meine Provinz. Es war, als habe Gott mich besucht."
Aussagen wie diese lassen es erahnen: Viele Einwohner Bhutans lehnen sich zwar nun nicht gerade dagegen auf, dass sie nun schon zum zweiten Mal in der Geschichte des Landes wählen dürfen. Aber Himalaja-hoch ist ihre Begeisterung für die Demokratie bislang auch nicht. Das hat auch die Deutsche Katharina Prauß festgestellt, die bis zuletzt mehrere Monate freiwillig als Ärztin in dem Zwergstaat arbeitete:
"Alle lieben ihren König. Vom Volk gab es ja gar keine Anregung, das zu verändern, die Monarchie abzuschaffen. Das wurde denen ja quasi mitaufdoktriniert. Die sehen, glaube ich, gar keinen Sinn daran, dass sie etwas verändern oder vorschlagen sollen."
Es war ja auch der Vorgänger des jetzigen Königs der entschied, dass sein Land entschieden mehr Demokratie wagen müsse. Das System praktisch per Handstreich von oben änderte. Und der Bevölkerung für das Jahr 2008 eben erstmals Wahlen verordnete:
"Demokratie ist nicht unbedingt notwendig – solange wir einen König haben wie jetzt. Aber andererseits, man weiß ja nie … Für unser kleines Land ist das, denke ich, die beste Regierungs-Form: Monarchie kombiniert mit Demokratie."
Findet dieser Bewohner der Hauptstadt. Und das war ja auch genau die Begründung des vorigen Königs: Vielleicht kommt eines Tages mal ein nicht ganz so weiser Regent daher wie ich. Dann ist es besser, die Macht verteilt zu haben. Die Hamburger Ärztin Katharina Prauß erzählt, in dem Krankenhaus, in dem sie arbeitete, hätten zwar auch Handzettel mit Wahlwerbung der Parteien herumgelegen, aber interessiert gelesen habe die keiner so richtig:
"Da spielt, glaube ich, auch die Religion eine Rolle, dass einem immer wieder gesagt wird: Dir ist Dein Schicksal quasi schon auferlegt. Und Du kannst sowieso gar nichts daran ändern. Das schützt natürlich einerseits davor, dass man sich selbst Vorwürfe macht, wenn es mal mit dem Leben nicht so richtig voran geht. Andererseits versuchen sie dadurch auch gar nicht erst, etwas zu verändern."
Gemeinsam mit ihrem Freund Karl-Frederick Meyer praktizierte die Ärztin im ländlichen Osten Bhutans an einem der wenigen Krankenhäuser des Berg-Staates. So lernten die beiden natürlich viel intensiver als jeder Tourist jenes Land kennen, in dem glücklich zu sein sozusagen staatlich verordnet ist. Neben dem Bruttosozialprodukt misst es ja auch das Brutto-Sozial-Glück seiner Bewohner, Gross National Happiness heißt dieses Konzept:
"Gerade im Osten von Bhutan hat man das Gefühl, dass die Menschen tatsächlich glücklich sind, mit dem, was sie haben. Glücklich, mit dem, was man ihnen anbietet. Und sehr glücklich sind, wenn man sie untersucht und ihnen etwas sagt und ihnen eine Pille verschreibt. Dann gehen sie nach Hause und sind glücklich und froh, wieder arbeiten zu können."
"Es war einmal ein König. Der regierte in einem fernen Land hinter den Bergen. Und die Menschen dort waren glücklich." So könnte es beginnen, das Märchen, das die Geschichte des Zwergstaats Bhutan erzählt. Aber ist der Alltag wirklich so märchenhaft? Aus medizinischer Sicht lässt sich sagen: er ist zumindest anders als sonst auf der Welt:
"Im Osten ist es noch so, dass sie vielfach die traditionelle Medizin und den traditionellen Heiler erst mal aufsuchen. Der dann mit Dran-Beißen, Dran-Saugen, Ritzen und Brennen, versucht, die bösen Geister zu vertreiben. So sagen uns das die Patienten. Und die kommen dann leider oft erst, wenn’s schon fast zu spät ist."
"Wenn die Ärzte dann mal was richtig machen, kommen die Patienten überglücklich zu einem und schenken einem die gesamte Ernte sozusagen. Und wenn was falsch läuft, dann war es halt das Karma. Das führt dazu, dass nichts daran verändert wird."
Unübersehbar ist jedoch, dass es sich bei Bhutan um ein Land im Übergang handelt, das gerade die wacklige Hängebrücke überquert, die zwischen Tradition und Moderne gespannt ist. Was sich vor allem – aber nicht nur – in der Hauptstadt beobachten lässt:
"Dort hängen in den Geschäften die Flachbildschirme, jeder hat mindestens ein Handy, es gibt UMTS-Standard aufs Handy, es wird das 4G-Netzwerk ausgebaut demnächst. Ich glaube, die nehmen das auch gerne an, vor allem die junge Generation. Jeder ist auf Facebook."
Wenn man bedenkt, dass Bhutan erst Anfang dieses Jahrhunderts das Internet und Mobiltelefone zuließ, auch Kabelfernsehen noch recht neu ist, dann stellt das geradezu einen Sprint in die Neuzeit dar, den Bhutan da hinter sich hat. Und Teil davon ist eben auch die Demokratie.
"Der König kam einst zu uns in meine Provinz. Es war, als habe Gott mich besucht."
Aussagen wie diese lassen es erahnen: Viele Einwohner Bhutans lehnen sich zwar nun nicht gerade dagegen auf, dass sie nun schon zum zweiten Mal in der Geschichte des Landes wählen dürfen. Aber Himalaja-hoch ist ihre Begeisterung für die Demokratie bislang auch nicht. Das hat auch die Deutsche Katharina Prauß festgestellt, die bis zuletzt mehrere Monate freiwillig als Ärztin in dem Zwergstaat arbeitete:
"Alle lieben ihren König. Vom Volk gab es ja gar keine Anregung, das zu verändern, die Monarchie abzuschaffen. Das wurde denen ja quasi mitaufdoktriniert. Die sehen, glaube ich, gar keinen Sinn daran, dass sie etwas verändern oder vorschlagen sollen."
Es war ja auch der Vorgänger des jetzigen Königs der entschied, dass sein Land entschieden mehr Demokratie wagen müsse. Das System praktisch per Handstreich von oben änderte. Und der Bevölkerung für das Jahr 2008 eben erstmals Wahlen verordnete:
"Demokratie ist nicht unbedingt notwendig – solange wir einen König haben wie jetzt. Aber andererseits, man weiß ja nie … Für unser kleines Land ist das, denke ich, die beste Regierungs-Form: Monarchie kombiniert mit Demokratie."
Findet dieser Bewohner der Hauptstadt. Und das war ja auch genau die Begründung des vorigen Königs: Vielleicht kommt eines Tages mal ein nicht ganz so weiser Regent daher wie ich. Dann ist es besser, die Macht verteilt zu haben. Die Hamburger Ärztin Katharina Prauß erzählt, in dem Krankenhaus, in dem sie arbeitete, hätten zwar auch Handzettel mit Wahlwerbung der Parteien herumgelegen, aber interessiert gelesen habe die keiner so richtig:
"Da spielt, glaube ich, auch die Religion eine Rolle, dass einem immer wieder gesagt wird: Dir ist Dein Schicksal quasi schon auferlegt. Und Du kannst sowieso gar nichts daran ändern. Das schützt natürlich einerseits davor, dass man sich selbst Vorwürfe macht, wenn es mal mit dem Leben nicht so richtig voran geht. Andererseits versuchen sie dadurch auch gar nicht erst, etwas zu verändern."
Gemeinsam mit ihrem Freund Karl-Frederick Meyer praktizierte die Ärztin im ländlichen Osten Bhutans an einem der wenigen Krankenhäuser des Berg-Staates. So lernten die beiden natürlich viel intensiver als jeder Tourist jenes Land kennen, in dem glücklich zu sein sozusagen staatlich verordnet ist. Neben dem Bruttosozialprodukt misst es ja auch das Brutto-Sozial-Glück seiner Bewohner, Gross National Happiness heißt dieses Konzept:
"Gerade im Osten von Bhutan hat man das Gefühl, dass die Menschen tatsächlich glücklich sind, mit dem, was sie haben. Glücklich, mit dem, was man ihnen anbietet. Und sehr glücklich sind, wenn man sie untersucht und ihnen etwas sagt und ihnen eine Pille verschreibt. Dann gehen sie nach Hause und sind glücklich und froh, wieder arbeiten zu können."
"Es war einmal ein König. Der regierte in einem fernen Land hinter den Bergen. Und die Menschen dort waren glücklich." So könnte es beginnen, das Märchen, das die Geschichte des Zwergstaats Bhutan erzählt. Aber ist der Alltag wirklich so märchenhaft? Aus medizinischer Sicht lässt sich sagen: er ist zumindest anders als sonst auf der Welt:
"Im Osten ist es noch so, dass sie vielfach die traditionelle Medizin und den traditionellen Heiler erst mal aufsuchen. Der dann mit Dran-Beißen, Dran-Saugen, Ritzen und Brennen, versucht, die bösen Geister zu vertreiben. So sagen uns das die Patienten. Und die kommen dann leider oft erst, wenn’s schon fast zu spät ist."
"Wenn die Ärzte dann mal was richtig machen, kommen die Patienten überglücklich zu einem und schenken einem die gesamte Ernte sozusagen. Und wenn was falsch läuft, dann war es halt das Karma. Das führt dazu, dass nichts daran verändert wird."
Unübersehbar ist jedoch, dass es sich bei Bhutan um ein Land im Übergang handelt, das gerade die wacklige Hängebrücke überquert, die zwischen Tradition und Moderne gespannt ist. Was sich vor allem – aber nicht nur – in der Hauptstadt beobachten lässt:
"Dort hängen in den Geschäften die Flachbildschirme, jeder hat mindestens ein Handy, es gibt UMTS-Standard aufs Handy, es wird das 4G-Netzwerk ausgebaut demnächst. Ich glaube, die nehmen das auch gerne an, vor allem die junge Generation. Jeder ist auf Facebook."
Wenn man bedenkt, dass Bhutan erst Anfang dieses Jahrhunderts das Internet und Mobiltelefone zuließ, auch Kabelfernsehen noch recht neu ist, dann stellt das geradezu einen Sprint in die Neuzeit dar, den Bhutan da hinter sich hat. Und Teil davon ist eben auch die Demokratie.