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Demonstrationen in Frankreich
Gelbwesten kritisieren Polizeigewalt

Zersplitterte Kiefer, abgerissene Hände oder eben Erblindungen – bei den Protesten der Gelbwesten in Frankreich kommt es immer wieder zu heftiger Gewalt. Polizei und Demonstranten beschuldigen sich gegenseitig. In der Kritik steht besonders der Einsatz einer bestimmten Polizeiwaffe.

Von Marcel Wagner |
    Polizisten und Demonstranten der Gelbwesten-Bewegung stehen sich in Paris gegenüber.
    Bei den Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten der Gelbwesten-Bewegung kommt es immer wieder zu gewaltsamen Ausschreitungen. (dpa/ picture alliance/ Geisler-Fotopress)
    Jérôme Rodrigues wollte alles genau dokumentieren. Zeigen, dass von seinen Leute, den Gelbwesten, keine Gewalt ausgeht. Bei der Demo am vergangenen Samstag hatte er sich deshalb eine sogenannte Körperkamera umgebunden. Als er damit auf dem Bastille-Platz in Paris ankam, war die Lage bereits angespannt. Tränengas lag in der Luft, gepanzerte Polizisten verfolgten eine Horde von Randalierern – ohne gelbe Westen wohlgemerkt. Plötzlich ertönt ein Knall, dann filmt die Kamera in den Himmel. Rodriguez liegt verletzt am Boden.
    "Ich musste vier Stunden operiert werden. Der Augapfel war von vorne nach hinten gerissen und musste genäht werden. Heute kann ich nicht sicher sein, dass ich auf dem Auge je wieder sehen kann."
    Erzählte Rodrigues später in einer Videobotschaft, mit drastischen Worten:
    "Das sind Kriegsverletzungen, die wir heute erleiden."
    Für den in sozialen Netzwerken durchaus bekannten Gelbwestler ist die Sache klar:
    "Ich bin sicher, dass ich Opfer einer doppelten Attacke geworden bin. Zunächst mit einer Tränengasgranate, danach mit einem Schuss aus einem Hartgummi-Gewehr vom Typ LBD40."
    "Die LBD40 müssen verboten werden"
    Es sind genau diese beiden Waffen, bei den Demonstrationen der vergangenen Wochen von der Polizei massenhaft eingesetzt, die in Frankreich aktuell für heftige Diskussionen sorgen. Besonders durch die in den meisten Ländern, wie auch in Deutschland, kaum verwendeten Gummigeschosse, wurden viele Demonstranten und sogar vermeintlich Unbeteiligte teils schwer verletzt: zersplitterte Kiefer, abgerissene Hände oder eben Erblindungen waren längst keine Einzelfälle. Nicht nur Vertreter der Gelbwesten oder der linken Opposition haben die Hartgummi-Waffen deshalb ins Visier genommen:
    "Sie haben sich als extrem brutal und heftig erwiesen, dazu angetan, Menschen zu verstümmeln. Die LBD40 müssen verboten werden. Sie sind trotz aller Einschränkungen bei der Benutzung extrem gefährlich", forderte Sophie Maza, Anwältin bei der Liga für Menschenrechte.
    "Polizisten werden zur Zielscheibe"
    Stanislas Goudon, Chef der Gewerkschaft Polizeiallianz, verweist dagegen auf die schwere Gewalt, die seinen Polizeikollegen bei Demonstrationen entgegenschlägt: "Wir erleben Szenen extremer Gewalt. Polizisten werden zur Zielscheibe, sie werden angegriffen. Das zwingt uns ja erst dazu, zu antworten."
    Das oberste Verwaltungsgericht sah das ähnlich und hat einen Eilantrag zum Verbot der Gummigeschosse Ende der Woche zurückgewiesen. Jérôme Rodrigues will mit anderen, die bei Demonstrationen verletzt wurden, nun in Paris unter anderem dagegen auf die Straße gehen. Alle Beteiligten dürften hoffen, dass es am Rande nicht schon wieder zu Gewalt kommt, von wem auch immer.