"Ja machen wir uns doch nichts vor, es ist wirklich schwer, die Konzentration hoch zu halten. In der achten, neunten Stunde Mathe oder Deutsch oder ein anderes Fach ist hammerhart."
Die Meinung von Matthias Stiller, Lehrer im brandenburgischen Dahlewitz. Seine Schule ist schon seit Jahren Ganztagsbetrieb - in gebundener Form, das heißt der Unterricht am Nachmittag ist Pflicht, aufgelockert durch Sport- oder Musik-AGs.
"Also meine persönliche Meinung ist, dass bis 14 Uhr, 14:30 Uhr der Pflichtunterricht abgedeckt sein sollte. Zum Beispiel wünschen sich die Kinder, viel mehr Zeit in den Freizeitarbeitsgemeinschaften zu haben, um dann hinten raus einfach mal länger machen zu wollen."
Jetzt will er sich mit Vertretern anderer Schulen austauschen, die den gewünschten offenen Betrieb schon haben. Und prallt prompt auf die Schüler-Vertreterin Katharina Horn, eine von rund 200 Jugendlichen auf dem Kongress. Sie tritt vehement für den Unterricht auch am Nachmittag ein.
"Es ist für uns ja auch stressfreier. Ich denk, das muss ausgeglichen sein langfristig. Dass man einen Ausgleich zwischen Lernen und Spielen, nenn ich es jetzt einfach mal, weil man dann viel mehr Zeit hat, den Schulhof zu gestalten oder in der Mensa mitzuhelfen und seinen Schulalltag ganz anders zu erleben, anstatt von morgens acht bis 13 Uhr in der Schule zu sitzen und dann nach Hause zu gehen - und Schule gar nicht als Lebensraum wahrzunehmen."
Allerdings, sagt die Schülerin: Erst dann wird die Schule auch als Lebensraum wahrgenommen, wenn die Schüler ihn mitbestimmen können. "Partizipation": Das Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses. Alle sollen mitmachen bei allen Aspekten des Schullebens: Schüler, Lehrer, Eltern und auch außerschulische Partner wie Ehrenamtliche, Musikschulen und Sportvereine. Erst dann wird was draus.
In einem kleinen Raum wird schon mal geübt, wie das gehen kann. In der Kinderwerkstatt sagt Constanze aus Itzehoe, was ihr an ihrer Schule nicht passt:
"Die Lehrer haben schon nagelneue weiße Klos bekommen, jetzt haben wir die alten von den Lehrern. Und wir hoffen, dass wir da noch andere Klos bekommen."
Was muss getan werden, im kleinen wie im großen, damit Ganztagsschule besser funktioniert und besser angenommen wird? Nun, erst mal müssen sich die Beteiligten untereinander austauschen, sagt Sabine Schweder von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
"Es kommt in diesen Prozessen des Austauschs meistens dazu, dass neuer Mut gewonnen wird. Es müssen große Veränderungen vor allen Dingen im Kerngeschäft Unterricht stattfinden. Und genau an dieser Stelle bietet dieser Kongress den Menschen die Möglichkeit, einander gute Praxis, die partiell gut funktioniert, auszutauschen."
Also: Wer hat gute Beschäftigungs- und Unterrichtsideen? Wer kann sagen, wie gute Qualität auch gesichert wird? Und immer wieder: wie wird das große Plus an Zeit, dieser Vorteil der Ganztagsschule gegenüber der klassischen Halbtagsschule, auch sinnvoll genutzt? Gegen Ende des Kongresses zieht Mitorganisator Jürgen Bosenius eine kleine Bilanz der Workshops, Foren und Diskussionen:
"Wir haben beim Kongress Beispiele vorgestellt, die mit diesem Mehr an Zeit kreativ und vielleicht auch innovativ umgegangen sind - indem sie den 45-Minuten-Rythmus aufgelöst haben, indem sie Projektarbeit in den Vormittag genommen haben, indem unterricht auch am Nachmittag stattfindet. Das heißt, sie haben diese wichtige Ressource Zeit ganz neu strukturiert. Das Bewusstsein für die Zeit ist noch ein relativ neuer Gewinn, und darauf kann man noch aufbauen für die nächsten Jahre."
Der Kongress in einem Jahr wird das Thema "Qualität" noch einmal vertiefen. Wie viele Kongresse noch nötig sind, bis Deutschland flächendeckend gut funktionierende Ganztagsschulen hat? Sabine Schweder von der Kinder- und Jugend-Stiftung zuckt die Schultern. Nur soviel:
"Wir sind jetzt von einer Skala von eins bis zehn auf Punkt fünf, das ist schon recht weit. Wir stehen wirklich auf der Mitte, aber wir müssen in den Bereich von acht bis zehn kommen, was die Qualität angeht."
Weitere Informationen:
www.ganztaegig-lernen.de
www.ganztagsschulen.org
Die Meinung von Matthias Stiller, Lehrer im brandenburgischen Dahlewitz. Seine Schule ist schon seit Jahren Ganztagsbetrieb - in gebundener Form, das heißt der Unterricht am Nachmittag ist Pflicht, aufgelockert durch Sport- oder Musik-AGs.
"Also meine persönliche Meinung ist, dass bis 14 Uhr, 14:30 Uhr der Pflichtunterricht abgedeckt sein sollte. Zum Beispiel wünschen sich die Kinder, viel mehr Zeit in den Freizeitarbeitsgemeinschaften zu haben, um dann hinten raus einfach mal länger machen zu wollen."
Jetzt will er sich mit Vertretern anderer Schulen austauschen, die den gewünschten offenen Betrieb schon haben. Und prallt prompt auf die Schüler-Vertreterin Katharina Horn, eine von rund 200 Jugendlichen auf dem Kongress. Sie tritt vehement für den Unterricht auch am Nachmittag ein.
"Es ist für uns ja auch stressfreier. Ich denk, das muss ausgeglichen sein langfristig. Dass man einen Ausgleich zwischen Lernen und Spielen, nenn ich es jetzt einfach mal, weil man dann viel mehr Zeit hat, den Schulhof zu gestalten oder in der Mensa mitzuhelfen und seinen Schulalltag ganz anders zu erleben, anstatt von morgens acht bis 13 Uhr in der Schule zu sitzen und dann nach Hause zu gehen - und Schule gar nicht als Lebensraum wahrzunehmen."
Allerdings, sagt die Schülerin: Erst dann wird die Schule auch als Lebensraum wahrgenommen, wenn die Schüler ihn mitbestimmen können. "Partizipation": Das Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses. Alle sollen mitmachen bei allen Aspekten des Schullebens: Schüler, Lehrer, Eltern und auch außerschulische Partner wie Ehrenamtliche, Musikschulen und Sportvereine. Erst dann wird was draus.
In einem kleinen Raum wird schon mal geübt, wie das gehen kann. In der Kinderwerkstatt sagt Constanze aus Itzehoe, was ihr an ihrer Schule nicht passt:
"Die Lehrer haben schon nagelneue weiße Klos bekommen, jetzt haben wir die alten von den Lehrern. Und wir hoffen, dass wir da noch andere Klos bekommen."
Was muss getan werden, im kleinen wie im großen, damit Ganztagsschule besser funktioniert und besser angenommen wird? Nun, erst mal müssen sich die Beteiligten untereinander austauschen, sagt Sabine Schweder von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
"Es kommt in diesen Prozessen des Austauschs meistens dazu, dass neuer Mut gewonnen wird. Es müssen große Veränderungen vor allen Dingen im Kerngeschäft Unterricht stattfinden. Und genau an dieser Stelle bietet dieser Kongress den Menschen die Möglichkeit, einander gute Praxis, die partiell gut funktioniert, auszutauschen."
Also: Wer hat gute Beschäftigungs- und Unterrichtsideen? Wer kann sagen, wie gute Qualität auch gesichert wird? Und immer wieder: wie wird das große Plus an Zeit, dieser Vorteil der Ganztagsschule gegenüber der klassischen Halbtagsschule, auch sinnvoll genutzt? Gegen Ende des Kongresses zieht Mitorganisator Jürgen Bosenius eine kleine Bilanz der Workshops, Foren und Diskussionen:
"Wir haben beim Kongress Beispiele vorgestellt, die mit diesem Mehr an Zeit kreativ und vielleicht auch innovativ umgegangen sind - indem sie den 45-Minuten-Rythmus aufgelöst haben, indem sie Projektarbeit in den Vormittag genommen haben, indem unterricht auch am Nachmittag stattfindet. Das heißt, sie haben diese wichtige Ressource Zeit ganz neu strukturiert. Das Bewusstsein für die Zeit ist noch ein relativ neuer Gewinn, und darauf kann man noch aufbauen für die nächsten Jahre."
Der Kongress in einem Jahr wird das Thema "Qualität" noch einmal vertiefen. Wie viele Kongresse noch nötig sind, bis Deutschland flächendeckend gut funktionierende Ganztagsschulen hat? Sabine Schweder von der Kinder- und Jugend-Stiftung zuckt die Schultern. Nur soviel:
"Wir sind jetzt von einer Skala von eins bis zehn auf Punkt fünf, das ist schon recht weit. Wir stehen wirklich auf der Mitte, aber wir müssen in den Bereich von acht bis zehn kommen, was die Qualität angeht."
Weitere Informationen:
www.ganztaegig-lernen.de
www.ganztagsschulen.org