Gerwald Herter: Und jetzt sind wir mit einem verantwortlichen Politiker verbunden, mit Hans-Michael Goldmann, FDP. Er ist Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher. Guten Tag, Herr Goldmann!
Hans-Michael Goldmann: Ja, schönen guten Tag!
Herter: Herr Goldmann, ganz kurz: Essen Sie noch Eier zum Frühstück oder bei anderen Gelegenheiten derzeit?
Goldmann: Ja.
Herter: Warum?
Goldmann: Ja, weil ich genau weiß, wo sie herkommen. In diesem Fall sind das Eier vom sozialen Ökohof der Stadt Papenburg, also in der Stadt Papenburg, und da gehe ich davon aus, dass diese Eier keine überhöhte Dioxinbelastung haben.
Herter: Mit was werden die Hühner da gefüttert?
Goldmann: Ja, mit ganz normalen Hühnerfuttermitteln, die auch aus der regionalen Produktion zum Teil kommen, aber möglicherweise auch sind sie durchaus eingebunden in einen der großen Futtermittelbetriebe, die es in Niedersachsen gibt. Und gut, da gibt es ein Problem, das ist ja hinlänglich bekannt, nur bis jetzt sind von – wenn ich es richtig weiß – ungefähr mehr als 30 Proben, die genommen worden sind, liegen für 18 Proben Ergebnisse vor, wenigstens habe ich das gehört. Und eine Probe davon hat einen zu hohen Dioxinwert.
Herter: 1000 Höfe sind gesperrt worden in Niedersachsen. Ist das übertrieben?
Goldmann: Nein, das halte ich nicht für übertrieben, weil wirklich geklärt werden muss, ist dort Futtermittel mit zu hohen Dioxinwerten verfüttert worden, hat das zu Belastungen geführt im Fleisch der Tiere oder auch in den täglichen Produkten, also sozusagen den Eiern. Nur eins ist auch klar: Wenn dann geklärt ist, dass es dort diese Problematik nicht gibt, dann muss es auch wieder eine Entsperrung geben, auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, aber auch unter Tierschutzgesichtspunkten. Denn natürlich, wenn die Mastdauer zu lang anhält, werden die Tiere zu groß für die zur Verfügung stehende Fläche, die sie ja in diesen intensiven Haltungsformen haben.
Herter: Reichen die Tierfutterkontrollen aus?
Goldmann: Ganz offensichtlich nicht. Es ist eigentlich eine etwas schon ältere Forderung auch aus der Politik, dass wir den gesamten Herstellungsprozess zertifizieren und dass wir ihn dann auch sozusagen in der Zertifizierung kontrollieren. Da müssen wir besser werden.
Herter: Also ich kann mich noch gut erinnern, vor einigen Jahren gab es einen ähnlichen Vorfall in Belgien, da wunderte man sich, Transformatorenfett mit Dioxin belastet war damals ins Tierfutter gelangt, und das hatte dann Auswirkungen, und zwar sehr gewaltige Auswirkungen, in mehreren EU-Staaten. Damals wollte man Änderungen einführen. Ist das nicht geschehen?
Goldmann: Scheinbar nicht, denn diese Fälle, die wir jetzt haben – wir hatten danach, nehmen wir auch noch andere Fälle, da ging es auch zum Beispiel im Bereich der Bioproduktion gab es da auch schon mal Probleme. Wir werden das klären, und da können Sie aus meiner Sicht auch wirklich [...], also da werde ich auch mit größtem Nachdruck Wert drauf legen, dass wir das schnellstens klären. Wir werden am kommenden Mittwoch eine Sondersitzung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz haben, es fordern mittlerweile die CDU/CSU, die FDP und auch Bündnis90/Die Grünen eine solche Sondersitzung. Ich habe, darf ich sagen, das angeregt, ich kann allerdings als Ausschussvorsitzender nur sozusagen die Rückmeldung der Fraktionen entgegennehmen und umsetzen. Wir werden das machen. Es gibt auch den Wunsch der Grünen, das schon am Freitag zu machen – ich halte das nicht für umsetzbar, weil wir auch noch gar nicht genügend Probenergebnisse haben. Und dann werden wir ganz klar festzustellen haben, ist die Eintrittspforte in den Futtermittelbetrieb ungenügend kontrolliert. Das scheint hier in diesem Fall der Fall zu sein – blöde Formulierung, aber ist wohl so. Der Urhersteller sagt ja, die Biodieselherstellung aus Altfetten, das gibt es eben aus Palm-, Soja- und Rapsöl, das ist bekannt, aber die sind eben diese Produkte, sagt er ganz klar, sind für Lebensmittel und Futtermittel nicht geeignet. Ist die Frage: Warum sind sie dann in Futtermittelbetrieben anders eingesetzt worden, hat einer da betrogen?
Herter: Die Bundesländer haben jetzt ja hier gehandelt, gesperrt, Maßnahmen ergriffen – reicht das schon? Was ist denn eigentlich mit dem Bundesministerium für Verbraucherschutz?
Goldmann: Ja gut, also das ist schon in der Umsetzung erfreulicherweise Ländersache, und ich sag deshalb erfreulicherweise, weil die natürlich auf die spezielle Situation nicht – nehmen Sie das Beispiel Futtermittelbetriebe, sind sieben in Niedersachsen, das sind natürlich große, das ist in Niedersachsen ein Riesenmarkt. Das Gleiche gilt auch dann zum Beispiel für Nordrhein-Westfalen noch, aber andere Länder sind nicht so betroffen, und ich bin schon dafür, dass die Länder sehr schnell reagieren. Aber das Koordinieren des Reagierens, das muss natürlich auf Bundesebene erfolgen. Nicht umsonst ist ja das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eingebunden, und deswegen muss es da ein gutes Miteinander geben. Es gibt das LAVES in Oldenburg, das Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährungssicherheit – die sind gut am Ball und das Bundesamt für Verbraucherschutz, aber das Ganze muss zusammengefügt werden und muss dann dazu führen, dass solche dramatischen Skandale mit enormen Auswirkungen auf das wirtschaftliche Tun, natürlich auch auf den Verbraucher, aber auch auf die Tiere, dass das zukünftig absolut vermieden wird.
Herter: Müssen wir die Massentierhaltung überdenken?
Goldmann: Also mit Massentierhaltung, da gibt es keine Rückkehr und keine Umkehr, das ist auch kein Massentierhaltungsproblem. Die letzte Dioxin-Problematik hatten wir hier mit Deichschafen in der Region Ostfriesland/Emsland, also da handelt es sich nun wirklich nicht um Massentierhaltung. Also das ist ... Und da müssen wir auch genau hingucken, das ist ein Problem des Herstellungsprozesses. Immer dort, wo hohe Temperaturen zum Einsatz kommen, können Dioxine entstehen, und deswegen müssen wir den Urherstellungsprozess, also der Gewinnung und die Umsetzung im jeweiligen Verfahren, also die Anlieferung dann beim Futtermittelbetrieb, und auch das Weiterführen dieses Herstellungsverfahrens bis hin zu den Endprodukten müssen wir ganz blitzsauber durchzertifizieren, dann ist das kein Problem der Intensivtierhaltungsform, sondern dann ist das meiner Meinung nach eine deutliche Verbesserung im jeweiligen Herstellungsverfahren.
Herter: Aber fassen wir noch mal ganz kurz zusammen: Es ist ein Versäumnis der Politik, hier in der Vergangenheit nicht mehr getan zu haben?
Goldmann: Also das werden wir zu klären haben, da bitte ich auch drum, das müssen wir uns auch erst mal, glaube ich, ein Stück informieren lassen. Es kann natürlich auch sein, dass wir es hier mit einem Vorgang zu tun haben, der ein hohes Maß an Unfachlichkeit, ja, man muss vielleicht dann auch vermuten – das ist aber nur eine Vermutung von mir –, etwas auch vielleicht mit Dummheit und hoffentlich nicht mit krimineller Energie zu tun hat. Wir können diese Verfahren noch so kontrollorientiert auslegen, wir können diese Verfahren noch so stark durchzertifizieren, wenn da einer dabei ist, der betrügen will, ist es sehr schwer, sozusagen dahinterzukommen. Da helfen dann auch Strichprobenuntersuchungen noch mal bei jeder Eintrittspforte, in die einzelne Produktionsstufe helfen nichts. Dann müssen Sie im Grunde genommen den ganzen Prozess ständig begleiten durch Misstrauen gegenüber demjenigen, der sich eigentlich auch an vernünftige Herstellungsmethoden hält. Und das würde ein Riesenaufwand bedeuten, der, wenn es nicht anders in den Griff zu bekommen ist, der dann auch kommen muss, weil der Verbraucher geschützt werden muss. Dioxin ist ein Problem.
Herter: Dioxin ist sehr giftig und hält sich lange im menschlichen Körper. Hans-Michael Goldmann, FDP, der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher des Deutschen Bundestags im Deutschlandfunk. Herr Goldmann, vielen Dank!
Hans-Michael Goldmann: Ja, schönen guten Tag!
Herter: Herr Goldmann, ganz kurz: Essen Sie noch Eier zum Frühstück oder bei anderen Gelegenheiten derzeit?
Goldmann: Ja.
Herter: Warum?
Goldmann: Ja, weil ich genau weiß, wo sie herkommen. In diesem Fall sind das Eier vom sozialen Ökohof der Stadt Papenburg, also in der Stadt Papenburg, und da gehe ich davon aus, dass diese Eier keine überhöhte Dioxinbelastung haben.
Herter: Mit was werden die Hühner da gefüttert?
Goldmann: Ja, mit ganz normalen Hühnerfuttermitteln, die auch aus der regionalen Produktion zum Teil kommen, aber möglicherweise auch sind sie durchaus eingebunden in einen der großen Futtermittelbetriebe, die es in Niedersachsen gibt. Und gut, da gibt es ein Problem, das ist ja hinlänglich bekannt, nur bis jetzt sind von – wenn ich es richtig weiß – ungefähr mehr als 30 Proben, die genommen worden sind, liegen für 18 Proben Ergebnisse vor, wenigstens habe ich das gehört. Und eine Probe davon hat einen zu hohen Dioxinwert.
Herter: 1000 Höfe sind gesperrt worden in Niedersachsen. Ist das übertrieben?
Goldmann: Nein, das halte ich nicht für übertrieben, weil wirklich geklärt werden muss, ist dort Futtermittel mit zu hohen Dioxinwerten verfüttert worden, hat das zu Belastungen geführt im Fleisch der Tiere oder auch in den täglichen Produkten, also sozusagen den Eiern. Nur eins ist auch klar: Wenn dann geklärt ist, dass es dort diese Problematik nicht gibt, dann muss es auch wieder eine Entsperrung geben, auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, aber auch unter Tierschutzgesichtspunkten. Denn natürlich, wenn die Mastdauer zu lang anhält, werden die Tiere zu groß für die zur Verfügung stehende Fläche, die sie ja in diesen intensiven Haltungsformen haben.
Herter: Reichen die Tierfutterkontrollen aus?
Goldmann: Ganz offensichtlich nicht. Es ist eigentlich eine etwas schon ältere Forderung auch aus der Politik, dass wir den gesamten Herstellungsprozess zertifizieren und dass wir ihn dann auch sozusagen in der Zertifizierung kontrollieren. Da müssen wir besser werden.
Herter: Also ich kann mich noch gut erinnern, vor einigen Jahren gab es einen ähnlichen Vorfall in Belgien, da wunderte man sich, Transformatorenfett mit Dioxin belastet war damals ins Tierfutter gelangt, und das hatte dann Auswirkungen, und zwar sehr gewaltige Auswirkungen, in mehreren EU-Staaten. Damals wollte man Änderungen einführen. Ist das nicht geschehen?
Goldmann: Scheinbar nicht, denn diese Fälle, die wir jetzt haben – wir hatten danach, nehmen wir auch noch andere Fälle, da ging es auch zum Beispiel im Bereich der Bioproduktion gab es da auch schon mal Probleme. Wir werden das klären, und da können Sie aus meiner Sicht auch wirklich [...], also da werde ich auch mit größtem Nachdruck Wert drauf legen, dass wir das schnellstens klären. Wir werden am kommenden Mittwoch eine Sondersitzung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz haben, es fordern mittlerweile die CDU/CSU, die FDP und auch Bündnis90/Die Grünen eine solche Sondersitzung. Ich habe, darf ich sagen, das angeregt, ich kann allerdings als Ausschussvorsitzender nur sozusagen die Rückmeldung der Fraktionen entgegennehmen und umsetzen. Wir werden das machen. Es gibt auch den Wunsch der Grünen, das schon am Freitag zu machen – ich halte das nicht für umsetzbar, weil wir auch noch gar nicht genügend Probenergebnisse haben. Und dann werden wir ganz klar festzustellen haben, ist die Eintrittspforte in den Futtermittelbetrieb ungenügend kontrolliert. Das scheint hier in diesem Fall der Fall zu sein – blöde Formulierung, aber ist wohl so. Der Urhersteller sagt ja, die Biodieselherstellung aus Altfetten, das gibt es eben aus Palm-, Soja- und Rapsöl, das ist bekannt, aber die sind eben diese Produkte, sagt er ganz klar, sind für Lebensmittel und Futtermittel nicht geeignet. Ist die Frage: Warum sind sie dann in Futtermittelbetrieben anders eingesetzt worden, hat einer da betrogen?
Herter: Die Bundesländer haben jetzt ja hier gehandelt, gesperrt, Maßnahmen ergriffen – reicht das schon? Was ist denn eigentlich mit dem Bundesministerium für Verbraucherschutz?
Goldmann: Ja gut, also das ist schon in der Umsetzung erfreulicherweise Ländersache, und ich sag deshalb erfreulicherweise, weil die natürlich auf die spezielle Situation nicht – nehmen Sie das Beispiel Futtermittelbetriebe, sind sieben in Niedersachsen, das sind natürlich große, das ist in Niedersachsen ein Riesenmarkt. Das Gleiche gilt auch dann zum Beispiel für Nordrhein-Westfalen noch, aber andere Länder sind nicht so betroffen, und ich bin schon dafür, dass die Länder sehr schnell reagieren. Aber das Koordinieren des Reagierens, das muss natürlich auf Bundesebene erfolgen. Nicht umsonst ist ja das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eingebunden, und deswegen muss es da ein gutes Miteinander geben. Es gibt das LAVES in Oldenburg, das Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährungssicherheit – die sind gut am Ball und das Bundesamt für Verbraucherschutz, aber das Ganze muss zusammengefügt werden und muss dann dazu führen, dass solche dramatischen Skandale mit enormen Auswirkungen auf das wirtschaftliche Tun, natürlich auch auf den Verbraucher, aber auch auf die Tiere, dass das zukünftig absolut vermieden wird.
Herter: Müssen wir die Massentierhaltung überdenken?
Goldmann: Also mit Massentierhaltung, da gibt es keine Rückkehr und keine Umkehr, das ist auch kein Massentierhaltungsproblem. Die letzte Dioxin-Problematik hatten wir hier mit Deichschafen in der Region Ostfriesland/Emsland, also da handelt es sich nun wirklich nicht um Massentierhaltung. Also das ist ... Und da müssen wir auch genau hingucken, das ist ein Problem des Herstellungsprozesses. Immer dort, wo hohe Temperaturen zum Einsatz kommen, können Dioxine entstehen, und deswegen müssen wir den Urherstellungsprozess, also der Gewinnung und die Umsetzung im jeweiligen Verfahren, also die Anlieferung dann beim Futtermittelbetrieb, und auch das Weiterführen dieses Herstellungsverfahrens bis hin zu den Endprodukten müssen wir ganz blitzsauber durchzertifizieren, dann ist das kein Problem der Intensivtierhaltungsform, sondern dann ist das meiner Meinung nach eine deutliche Verbesserung im jeweiligen Herstellungsverfahren.
Herter: Aber fassen wir noch mal ganz kurz zusammen: Es ist ein Versäumnis der Politik, hier in der Vergangenheit nicht mehr getan zu haben?
Goldmann: Also das werden wir zu klären haben, da bitte ich auch drum, das müssen wir uns auch erst mal, glaube ich, ein Stück informieren lassen. Es kann natürlich auch sein, dass wir es hier mit einem Vorgang zu tun haben, der ein hohes Maß an Unfachlichkeit, ja, man muss vielleicht dann auch vermuten – das ist aber nur eine Vermutung von mir –, etwas auch vielleicht mit Dummheit und hoffentlich nicht mit krimineller Energie zu tun hat. Wir können diese Verfahren noch so kontrollorientiert auslegen, wir können diese Verfahren noch so stark durchzertifizieren, wenn da einer dabei ist, der betrügen will, ist es sehr schwer, sozusagen dahinterzukommen. Da helfen dann auch Strichprobenuntersuchungen noch mal bei jeder Eintrittspforte, in die einzelne Produktionsstufe helfen nichts. Dann müssen Sie im Grunde genommen den ganzen Prozess ständig begleiten durch Misstrauen gegenüber demjenigen, der sich eigentlich auch an vernünftige Herstellungsmethoden hält. Und das würde ein Riesenaufwand bedeuten, der, wenn es nicht anders in den Griff zu bekommen ist, der dann auch kommen muss, weil der Verbraucher geschützt werden muss. Dioxin ist ein Problem.
Herter: Dioxin ist sehr giftig und hält sich lange im menschlichen Körper. Hans-Michael Goldmann, FDP, der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher des Deutschen Bundestags im Deutschlandfunk. Herr Goldmann, vielen Dank!