Archiv

Denkfabrik
Weltspiele – Sport und Kolonialismus

Der Sport ist aus der Kolonialgeschichte nicht wegzudenken: Die Besatzer wollten Kultur und ihre Werte wie Zusammenhalt und Disziplin importieren. Später nutzten die "Besetzten" den Sport zur Bildung ihrer eigenen Identität. In dieser Reihe wollen wir Einblicke in die Rolle des Sports während Kolonialzeit bieten - und über sie hinaus.

Von Ronny Blaschke |
    Der Fußballplatz eines Dorfes ohne nennenswerten Rasen und mit einem roh gezimmerten Tor ohne Netz aus Baumstämmen, aufgenommen am 2006 nahe der Stadt Blantyre (Provinz Mphuka) in Malawi.
    Der Sport ist aus der Kolonialgeschichte nicht wegzudenken (picture alliance/dpa - Frank May)
    Auch in der Gegenwart kommen imperiale Denkmuster noch immer zum Ausdruck. Der afrikanische Sport gilt als Hort von Kriminalität und Korruption, als Zulieferer für Talente oder als exotische, unterhaltsame Spielwiese.
    "Eine Welt 2.0 – Dekolonisiert euch!" So lautet das Thema der Deutschlandradio Denkfabrik 2020, in dessen Rahmen wir auch den Sport in den Fokus nehmen.
    Junge Läufer sind auf einer Straße im roten Sand rund um die Kleinstadt Iten im hügeligen Hochland Kenias unterwegs
    Warum Rassismus tief in der Sportindustrie verankert ist
    Läufer aus Subsahara-Afrika haben eine bessere Ausdauer? Afroamerikanische Basketballer springen höher? Rassistische Stereotype halten sich hartnäckig. Die Gründe liegen auch im Kolonialismus.
    Kinder spielen in Rocinha, einer Favela von Rio de Janeiro, Fußball.
    In der Talentsuche existiert der Kolonialismus weiter
    Eine der wichtigsten Ursachen für Migration im Fußball: Kolonialismus. Von den sogenannten Mutterländern wurden Fußballer aus Kolonien lange wie eine Ware behandelt. Inzwischen symbolisieren Nationalspieler mit Wurzeln in Kolonien aber auch einen Aussöhnungsprozess.
    Jugendliche spielen im warmen abendlichen Gegenlicht Fußball in einem Slum Nairobis.
    Sport als Medium der Entwicklungshilfe
    Seit der Vergabe der Fußball-WM 2010 an Südafrika ist Sport ein beachtetes Thema der Entwicklungshilfe. Doch die Finanzierung vieler Projekte ist befristet und ob die Projekte die Lebenssituationen verbessern, lässt sich schwer bemessen.
    Fußball als Protest gegen die doppelte Kolonisierung
    Hongkong stand lange unter britischer Herrschaft. 1997 übernahm Peking die Kontrolle. Die politische Freizügigkeit wurde zuletzt stark zurückgedrängt. Wie hat sich die Hongkong-Identität im Sport bis heute entwickelt?
    16th June 2019, Old Trafford, Manchester, England; ICC World Cup Cricket, India versus Pakistan; Fakhar Zaman of Pakistan plays a sweep shot PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxSWExNORxDENxFINxONLY ActionPlus12144781 AlanxMartin
    Wie Indien und Pakistan ihre Rivalität im Kricket austragen
    Kriege, Terror, religiöse Spannungen: Seit mehr als siebzig Jahren schwelt zwischen Indien und Pakistan ein Konflikt mit globalen Folgen. Deutlich wird das auch im Nationalsport: Kricket.
    In Namibia wirkt die Apartheid auch im Sport nach
    Auf dem Gebiet des heutigen Namibia errichtete das Deutsche Kaiserreich 1884 eine Kolonie und schlug fortan Aufstände nieder. Bis heute wirkt die Gewaltherrschaft nach, sichtbar auch im Sport.
    Der chinesische Präsident Xi Jinping und sein senegalesischer Amtskollege Macky Sall nehmen an einer Übergabezeremonie der National Wrestling Arena teil, die mit chinesischer Hilfe in Dakar errichtet wurde
    China bezahlt Rohstoffe mit Stadien
    China hat in Afrika ein Netz an Abhängigkeiten geknüpft. Peking gestattete den Ländern günstige Kredite und sicherte sich langfristig den Zugang zu Öl, Kupfer oder Kobalt. Eine Methode ist auch die sogenannte Stadiondiplomatie, mit der Rohstoffe mit Stadien bezahlt werden.
    Cathy Freeman in ihrem Rennanzug, hat die Hände in den Hüften und lacht.
    Australiens Probleme mit dem Selbstbewusstsein der Indigenen
    Nach zwei Jahrhunderten brutaler Unterdrückung wurden indigene Menschen in Australien 1967 als gleichwertige Bürger anerkannt. Einen ihrer größten Erfolge: der Olympiasieg der Läuferin Cathy Freeman 2000.
    Totale des Logos der Washington Redskins im Mittelfeld vor einem NFL-Spiel mit den Washington Redskins auf dem FexEx Field
    Der US-amerikanische Sport und die indigene Identität
    In den USA sind Menschen indigener Herkunft erst seit 1924 gesetzlich anerkannte Bürger. Viele der fünf Millionen Ureinwohner begegnen noch immer Feindseligkeit. Bei der Verbreitung der Klischees spielt der Sport eine beachtliche Rolle.
    Santiago de Chile im Oktober 2019.
    Colo Colo: Symbol aus der Vergangenheit
    1925 in Chile benennt eine Gruppe Einwanderer ihren Fußballverein nach Colo Colo, einem Anführer der Mapuche-Indianer. Heute ist Colo Colo ein Symbol des Protests gegen staatliche Willkür.
    Die algerische Mannschaft feiert ihren Sieg im Afrika-Cup
    Algerien und der Fußball
    Als Kolonialmacht hatte es Frankreich vor allem auf Nordafrika abgesehen. Der Fußball wurde im Zuge der Dekolonisierung zu einem wichtigen Mittel der Unabhängigkeit - vor allem in Algerien.
    Cricket-Spieler vor der National Gallery in Singapur
    Sport - akzeptiertes Erbe des Empire
    Mehr als 40 Nationalitäten sind im Singapore Cricket Club vertreten. Einige Mitglieder haben bereits an den Commonwealth Games teilgenommen. Seit bald 100 Jahren bringt dieses Ereignis Sportler aus den ehemaligen Kolonien zusammen.