„Viele Leute würden gerne glauben, dass ich Charlie Brown bin. Aber das wäre einfältig. Wobei es unmöglich wäre, ihn zu erschaffen, ohne ein bisschen von sich selbst hineinzustecken. Wenn man jeden Tag liest, was meine Figuren tun und sagen, dann weiß man auch ziemlich genau, wie ich selbst bin. Denn alles, worüber ich nachdenke und was ich tue, fließt in den Comic Strip mit ein.“
Der US-amerikanische Comiczeichner Charles M. Schulz, der sich hier in einem Interview mit dem US-amerikanischen Fernsehsender PBS äußerte, war der bestbezahlte und meistgelesene Cartoonist aller Zeiten. 1984 wurde er sogar in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Die Anzahl der Leserinnen und Leser der von ihm geschaffenen, täglichen "Peanuts"-Zeitungsstrips betrug weltweit 355 Millionen Menschen.
Vater aus Deutschland
Geboren wurde Charles Monroe Schulz am 26. November 1922 in Minneapolis, im US-Bundesstaat Minnesota. Seine Kindheit verbrachte er im benachbarten Saint Paul.
Der Hamburger Comicexperte Andreas Knigge sagt über Monroe: „Sein Vater stammte aus Deutschland, ist Ende des 19. Jahrhunderts als kleines Kind mit seiner Familie in die USA ausgewandert. Und seine Mutter hat einen norwegischen Hintergrund. Und der Vater war Friseur, hatte einen kleinen Friseurladen mit drei Stühlen, zwei Mitarbeitern, verdiente 50 Cent pro Haarschnitt. Und das war eigentlich so diese Welt, ohne weitere Horizonte, in die Charles Schulz hineingeboren wurde.“
"Als Comic-Zeichner geboren"
Charles, genannt Sparky, verbrachte als Kind viel Zeit im väterlichen Friseursalon. Nach der Arbeit lasen Vater und Sohn auf dem gemeinsamen Heimweg in der Straßenbahn voller Begeisterung die Comicstrips der lokalen Tageszeitungen. Als die Betreuerin im Kindergarten eines Tages eine seiner eigenen Zeichnungen ausdrücklich lobte, wurde „Sparky“ schlagartig bewusst, welchen Beruf er später einmal ausüben wollte.
„Die meisten Menschen werden es nicht verstehen können, dass jemand das Gefühl hat, als Comic-Zeichner geboren zu sein, aber ich denke, bei mir war das so. Soweit meine Erinnerungen zurückreichen, habe ich immer einen täglichen Strip zeichnen wollen“, sagte Monroe.
Mit dem Titel "Peanuts" war Schulz unglücklich
Bis zu seinem künstlerischen Durchbruch hatte Charles M. Schulz eine jahrelange Durststrecke zu überwinden. Zunächst erhielt er von Verlagen, Zeitungen und Magazinen fast ausschließlich Absagen. Im Frühjahr 1950 schließlich reichte er mehrere gezeichnete Gags mit Kindern bei einer New Yorker Agentur ein, die Comicstrips an Tageszeitungen verkaufte. Bei den Verantwortlichen kamen die Zeichnungen des damals 27-Jährigen prima an. Der von Schulz vorgeschlagene Titel, "Charlie Brown", erschien ihnen jedoch zu beliebig.
Andreas Knigge: „Und dann kam irgendjemand auf die Idee: 'Peanuts'. Das ist eine Geschichte, die Charles Schulz im Grunde genommen lebenslang auch geärgert hat. Weil, er sagt ja völlig zu Recht. ‚Was sind Peanuts? Niemand nennt Kinder Peanuts. Peanuts, das ist irgendetwas Belangloses.‘ Und er hat also während seiner ganzen Karriere ein bisschen darunter gelitten, dass der Strip 'Peanuts' hieß.“
Keine Trennlinie zwischen Kindheit und Erwachsensein
Die Welt der "Peanuts" bestand ausschließlich aus Kindern und Tieren, mit dem ewigen Verlierer Charlie Brown und seinem Hund, dem Beagle Snoopy, im Mittelpunkt. Und obwohl in den Zeichnungen nie Erwachsene zu sehen waren, konnten sich diese in den "Peanuts"-Strips doch ohne weiteres wiedererkennen – wie etwa beim Motiv einer unerwiderten Liebe.
„Dieses Thema verwende ich ziemlich häufig. Lucy mag Schroeder, aber er kann sie nicht ausstehen. Peppermint Patty mag Charlie Brown – ohne zu wissen, warum eigentlich. Charlie Brown wiederum mag das kleine rothaarige Mädchen, und Snoopy verliebt sich hin und wieder in ein paar andere Hunde. Ich glaube, der letzte Hund, in den er sich verliebt hat, ist mit einem Golden Retriever durchgebrannt.“
Die Schulz-Biografin Rheta Grimsley Johnson schrieb: „Für ihn existiert keine wirkliche Trennlinie zwischen Kindheit und Erwachsensein. Nicht in dem, was uns bewegt, nicht in dem, was uns erschüttert, nicht in dem, was uns verletzt. Vor allem nicht in dem, was uns verletzt.“
Charles M. Schulz starb 2000 im Alter von 77 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Einen Tag später erschien als Nummer 17.897 die letzte von ihm gezeichnete "Peanuts"-Episode.