"Wenn man so alt ist und soll dann hier an der Baustelle noch tätig sein, nee, nee, mir fehlen die ... nee, nee."
Dachdeckermeister Gabriel Hummel kann sich nicht vorstellen, mit 67 noch auf's Dach zu klettern. Bis 65, das ja, das könne wohl gehen. Aber nur unter der Voraussetzung, dass er nicht mehr jeden Tag, bei Wind und Wetter raus muss.
"Mit zunehmendem Alter wird es für einen älteren Menschen schwieriger an der Baustelle überhaupt noch mithalten zu können. Überhaupt das Körperliche, der ganzen Witterung ausgesetzt, denn es ist ja nicht nur Sonnenschein wie heute, sondern wir haben ja auch mal Regen, wo man auch mal durcharbeiten muss, bis das Gewerk geschlossen ist. Dann setzen Sie sich ins Auto, mit nassen Kleidern, bis Sie dann in der Firma sind und warm geduscht haben, das gehört auch alles dazu."
Sein Chef, Roland Bernardy, hat reagiert. Er hat seinem Mitarbeiter, der die 50 weit überschritten hat, planerische Aufgaben übertragen.
"Ich mache in der Firma die ganze Arbeitsvorbereitung, deshalb bin ich von der Baustelle zu 70 Prozent weg. Nur wenn es sich um größere Baustellen handelt, bin ich schon mal vor Ort."
Natürlich verfügen nicht alle Mitarbeiter über die Erfahrung von Gabriel Hummel. Deshalb kann Betriebsleiter Bernardy auch nicht jeden Mitarbeiter innerhalb seines Betriebes umsetzen. Allen, die älter werden, kann er die körperliche Belastung nicht ersparen, die unweigerlich mit der Ausübung des Handwerks verbunden ist. Aber er kann in technische Hilfsmittel investieren, damit seine Leute länger fit bleiben - und das tut er auch.
"Wenn ich Mitarbeiter habe, die Krankenscheine haben, dann kostet mich das Geld, da investiere ich lieber in einen Baustellenkran, das bringt mir auch mehr Zeitgewinn, also, das rechnet sich schon."
Der Handwerksbetrieb mit knapp 40 Beschäftigten ist groß genug, steht finanziell auf gesunden Beinen und kann in teure, technische Hilfsmittel investieren. Trotzdem erreicht kaum ein Zimmermann oder Dachdecker die Altersgrenze. Im Durchschnitt gehen die Dachdecker mit 58 in Rente, und wenn sie gehen, sind sie häufig krank. Bandscheibenvorfälle, Knieprobleme, aber auch Schädigungen der Atemwege sind an der Tagesordnung. Roland Bernardy weiß das, er ist Praktiker durch und durch. Von der Rente mit 67 hält er dann auch wenig.
"Es ging doch ums Geld und nicht darum, dass die Leute länger arbeiten können. Und wenn man ehrlich ist, irgendwann hat man auch seinen Ruhestand verdient, da könnte man schon früher aufhören."
Bernardy verkneift sich zynische Bemerkungen. Aber Probleme mit alternden Belegschaften treten in den Bauberufen selten auf, weil die meisten Mitarbeiter die kritische Altersschwelle von 60 plus aus Krankheitsgründen sowieso gar nicht erreichen. Allerdings wird das Handwerk seine Leute zukünftig länger halten müssen, denn die Branche wird von Nachwuchssorgen geplagt.
"Es gibt einen kleinen Teil, der bewirbt sich November bis Februar, die haben direktes Interesse am Beruf und dann bemerkt man einen Schub, der kommt bei uns an, April/Mai. Die haben sich zunächst bei der Polizei, bei den Kommunen beworben, wo man ein regelmäßiges Arbeiten hat."
Bernardy bildet Zimmerleute und Dachdecker aus. Und die meisten seiner Auszubildenden finden erst im zweiten Anlauf in den Beruf. Das gilt auch für Kai Steinheimer. Der 19–jährige ehemalige Handelsschüler ist im ersten Lehrjahr.
"Ich wollte anfangs ins Büro. Aber mein Leben lang im Büro sitzen, das wollte ich auch nicht, und Dachdecker ist halt ein abwechslungsreicher Beruf."
Spätestens 2011 - etwas früher als andere Bundesländer - wird das Saarland auf dem Ausbildungsmarkt einen Wendepunkt erleben. Die Zahl der Schulabgänger wird sich innerhalb eines Jahrzehnts um ein Viertel reduzieren. Gleichzeitig streben immer mehr junge Leute nach einem Schulabschluss, der sie für ein Studium befähigt. Das bedeutet: Die Zahl der Absolventen mit einem Haupt- oder Realschulabschluss, die für das Handwerk in Frage kommen, wird sinken.
Die Folge: Lehrlingsmangel statt Lehrstellenmangel. Es werden flächendeckend mehr Ausbildungsplätze angeboten werden, als Bewerber vorhanden sind. In diesem Wettbewerb haben besonders die Bauberufe schlechte Karten. Denn sie gelten als anstrengend, miserabel bezahlt und deshalb unattraktiv. Werbespots, wie sie zurzeit von den Schreinern geschaltet werden, reichen nicht, um das Interesse an den Bauberufen zu wecken. Die Branche müsse auf die Lehrer zugehen, denn diese hätten das Handwerk nicht im Blick, meint Roland Bernardy.
"Ich denke, man muss einfach die Arbeit in Praktika verstärken, dass die Auszubildenden in der Schulzeit mal reinschnuppern können."
Auch der Staat kann mithelfen, die Attraktivität der Handwerksberufe zu steigern. Meisterschüler sollten mit Studenten gleichgestellt werden, die - von Studiengebühren einmal abgesehen - auf ein weitgehend kostenfreies Bildungsangebot zurückgreifen können. Der Handwerksmeister sieht seine Branche im Nachteil. Im Handwerk Karriere zu machen, sei teuer. Der Nachwuchs werde abgeschreckt:
"Wir als Meister zahlen Zigtausende um einen Meister zu machen. Mit Unterhalt, wenn wir in eine andere Stadt gehen, wo eine gute Meisterschule ist, ist man 30.000 Euro los. Natürlich, das bekommt man vorfinanziert, aber man muss es abbezahlen."
Berlin hat regiert: Im Sommer des vergangenen Jahres wurde das sogenannte Meister-Bafög reformiert. Gefördert werden Meisterkurse oder vergleichbare Anstrengungen mit rund 10.000 Euro; was in etwa einem Drittel der gesamten Ausbildungskosten entspricht. Den verleibenden Teil finanzieren die meisten Meisterschüler über zinsgünstige Darlehen des Staates. Neu an dieser Regelung ist, dass derjenige, der ans Ziel kommt, belohnt wird. Bei bestandener Abschlussprüfung wird künftig ein Viertel der Darlehenssumme erlassen. An dieser Stelle habe die Politik die Zeichen der Zeit erkannt, betont Zimmermann Roland Bernardy. Denn das Handwerk habe Zukunft.
"Also unser Beruf wird immer gebraucht, da bin ich 100 Prozent davon überzeugt."
Nicht überzeugt ist der Zentralverband des deutschen Handwerks in einem anderen Punkt: den finanziellen Anreizen des Staates, die es den Beschäftigten ermöglichen, vorzeitig aus dem Berufsleben auszuscheiden. Insbesondere die öffentlich geförderte Altersteilzeit ist dem Handwerk ein Dorn im Auge. Zum einen wegen der bekannten Problematik, dass physisch besonders belastete Arbeitnehmer nicht lang genug im Berufsleben sind, um von solchen Regelungen zu profitieren. Zum anderen sieht man nicht ein, warum die 4,8 Millionen Beschäftigten in Handwerk die öffentlich geförderte Altersteilzeit mitfinanzieren sollten.
Auch die Arbeitgeberverbände halten die öffentlich geförderte Altersteilzeit für rausgeschmissenes Geld. Sie verteuere die Arbeit, sonst nichts. Joachim Malter Geschäftsführer der saarländischen Metall- und Elektroindustrie.
"Die Arbeitgeber vertreten ja schon immer die Meinung, dass die Lohnnebenkosten unten bleiben sollten, und deshalb halten wir es für richtig, dass die öffentlich geförderte Altersteilzeit ausgelaufen ist."
Geschehen ist dies zum Jahreswechsel. Wie es im Altersteilgesetz vorgesehen war. Allerdings will die Bundesregierung noch in diesem Jahr prüfen, ob die öffentlichen Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit wieder aufgelegt werden sollen. SPD und Linke sowie die Gewerkschaften sind dafür. Alte raus und dafür Junge rein in die Unternehmen, das funktioniere nur mit öffentlichen Subventionen. Entfallen diese, wird es für die Wirtschaft zu teuer, warnt Robert Hiry, der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall im saarländischen Völklingen.
"Es gibt dann kaum noch Betriebe, die sich das leisten können, ältere Arbeitnehmer über die Altersteilzeit in die Rente zu schicken, um den jungen Arbeitnehmern die Arbeitsplätze frei zu machen. Damit müssen die Alten im Betrieb bleiben, und die Jungen kommen nicht rein."
Die Idee von der öffentlich geförderten Altersteilzeit als Beschäftigungsbrücke für Jüngere habe nicht funktioniert, argumentiert die Arbeitgeberseite. Sie spricht von Mitnahmeeffekten, da lediglich ein Drittel der frei werdenden Stellen wieder besetzt wurden. Eine solche Quote bei Neueinstellungen ließe sich auch ohne finanzielle Anreize erzielen. Die Unternehmen verlangen aber danach, beharrt IG-Metaller Hiry.
"In allen Personalabteilungen, die mir bekannt sind, wird klar und eindeutig gesagt, die Leute können bei uns nicht bis 65, geschweige denn bis 67 arbeiten, wir brauchen Ausstiegsszenarien, um die Altersstruktur im Betrieb vernünftig zu mischen."
In der Tat kommt kein Wirtschaftszweig ohne aus. Von der Automobilindustrie über die Chemieindustrie bis hin zur Versicherungswirtschaft, alle greifen darauf zurück, zahlen die Altersteilzeit jedoch aus eigener Tasche. Bei "Selbstzahlern" sozusagen entfällt die Verpflichtung, den freiwerdenden Arbeitsplatz wieder zu besetzen.
Die Metall- und Elektroindustrie hat den tariflichen Rahmen bis 2016 gesteckt. Wer 57 ist, kann in die Altersteilzeit einsteigen. Er arbeitet drei Jahre im Block, also Vollzeit, um mit 60 aus dem Unternehmen auszusteigen. Das Hohelied auf den erfahrenen älteren Arbeitnehmer singt im Moment jedoch kaum einer. Zweifel an der Strategie sind angebracht, gibt auch Joachim Malter, der Vertreter der Metall und Elektroindustrie zu.
"Der TV Flex Ü ist begrenzt bis 2016. Und meine Position wäre, dass er keine Fortsetzung finden muss."
Der gut laufenden Konjunktur Mitte des Jahrzehnts ist es zu verdanken, dass Deutschland im europäischen Vergleich aufgeholt hat. Seit 2002 hat die Beschäftigungsquote der 55 bis 64-Jährigen um fast ein Drittel zugenommen. In dieser Phase wurde jeder Mitarbeiter gebraucht. Die Krise aber sorgt dafür, dass wieder mehr Ältere die Firmen vorzeitig verlassen. Jedoch nicht mehr lange, glaubt Hermann Götzinger von der IHK des Saarlandes. Weil das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben werde, könnten sich viele den Vorruhestand nicht mehr leisten.
"Wir haben jetzt noch ein respektables Rentenniveau, aber das wird nicht so bleiben."
Ingenieure, Bürokaufleute Bank- und Versicherungsangestellte machen regen Gebrauch von der Altersteilzeit. Und das sind eben nicht jene Berufsgruppen, die besonders belastet sind. Statistischen Angaben der Bundesagentur für Arbeit zufolge sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Metallberufen relativ alt. Und das obwohl sie häufig im Schichtbetrieb arbeiten.
Die Ford-Werke in Saarlouis verfolgen bereits seit 2004 ein Konzept, das dem veränderten Leistungsvermögen der Generation 50 plus Rechnung trägt. Überdies werden auch gesundheitlich eingeschränkte Mitarbeiter wenn möglich integriert. Denn ältere Arbeitnehmer sind für Unternehmen teurer als die Jungen. Aber sie los zu werden, ist noch teurer.
"Jetzt kommt die komplett fertige Palette mit Motor, Vorderachse, Auspuff und Hinterachse. Oben kommt die Karosse, alles gesteuert in sequence .Die Karosse wird abgesenkt, jetzt geht er hinein, setzt zwei Kühlerstangen, senkt die Karosse ab, fügt das Federbein hinzu."
Werner Martin ist Meister in der Endmontage Er beschreibt den Prozess, den die Beschäftigten in der Automobilindustrie eine Hochzeit nennen. Jenen Moment, in dem der Motor mit der Karosse zusammengefügt wird.
"Dann ist die Karosse fertig, jetzt geht es in die Stationen zum automatischen Verschrauben, jetzt geht alles nur noch über Roboter."
Die Endmontage ist seit kurzem auch der Arbeitsplatz von Hans-Jürgen Hell. Nach einer Knieoperation hat er den an gestammten Arbeitsplatz am Band verlassen müssen. Ständiges Beugen ging nicht mehr.
"Den konnte ich mit dem künstlichen Kniegelenk nicht mehr ausüben."
Die Handgriffe in der Endmontage können weitgehend aufrecht, im Stehen erledigt werden.
"Mit dem Takt hab' ich kein Problem."
Nach der Genesung wurden die Fähigkeiten von Hans-Jürgen Hell zunächst von einem sogenannten Integrationsteam analysiert und die vorhandenen Arbeitsplätze daraufhin abgeklopft, ob sie dem Anforderungsprofil entsprechen. Auf diese Weise ist es geglückt, den 50-Jährigen in den allgemeinen Produktionsprozess wieder einzugliedern.
Für Andre Hoffmann, gab es nach langer Krankheit und Reha-Maßnahme keine Möglichkeit mehr, ans Band zurückzukehren. Der Mitt-50er hat das, was man landläufig einen Schonarbeitsplatz nennt. Er arbeitet in der FCSD, der Ford Customer Service Division. Hier werden besondere Kundenwünsche erfüllt. Von der Anhängerkupplung bis zum Heckspoiler.
"Nachher muss ich noch die Seitenschweller einkleben und einen Dachspoiler einsetzen, und zwei kleine Grill..."
Die Sportversion des Focus, die Hoffmann aufmotzt, steht auf einer ruhenden Arbeitbühne.
"Ich bin sehr zufrieden, ich hab keinen Druck."
Der Grenzgänger aus dem nahen Frankreich hatte Probleme mit seiner Schulter und deshalb Angst, wegen seines eingeschränkten Leistungsvermögens nicht mehr mithalten zu können. Er stürzte in eine Sinnkrise.
"Für mich ist es sehr wichtig, weiter arbeiten zu können. Es ist - wie soll ich sagen - ein Sinn für mein Leben. Ich war so lange krank, da war ich verloren."
Hoffmann ist stundenweise wieder eingegliedert worden und möchte so lange arbeiten wie es eben geht. Und da die Anzahl der Sonderwünsche der Kunden steigt, stehen die Chancen nicht schlecht.
Das Wiedereingliederungsmanagement bei Ford funktioniere, sagt Werksleiter Thomas Klein.
"Insgesamt sind das 1200 Menschen, die wir wieder zurück an den Arbeitsplatz gebracht haben oder den Arbeitsplatz modifiziert haben, so dass sie voll integriert sind."
Ohne Altersteilzeit komme aber auch Ford nicht aus.
"Wir gehen davon aus, dass wir dieses Modell auch langfristig nutzen sollten. Es gibt einfach die Flexibilität, die Mitarbeiter, die gehen wollen, sozialverträglich zu begleiten."
Bis 2012 werden von den 6500 Ford-Beschäftigten am Standort Saarlouis über 1000 das Unternehmen verlassen, bevor sie die Altersgrenze erreicht haben. Sie werden zur Hälfte durch Leiharbeiter ersetzt. Denn in Saarlouis steht ein Produktwechsel an. Thomas Klein.
"Zum anderen wird es einen neuen Focus geben, den Focus 3. Und um diesen Anlauf hinzukriegen, denn es ist ein Parallelanlauf, das heißt wir werden das alte Modell weiter produzieren, während wir den neuen integrieren, dafür brauchen wir zusätzliche Leute."
Demografische Risiken holt sich Ford mit den Leiharbeitern nicht ins Haus. Im Gegenteil, die eigene Belegschaft wird verjüngt und verschlankt. Das Demografie-Risiko verbleibt beim Verleiher. Darüber hinaus wird die Produktionsumstellung dazu genutzt, den Automatisierungsgrad zu erhöhen, um die Produktivität zu steigern. Ein Gebot der Stunde, sagt Klein.
"Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein. In Deutschland lässt sich nur fertigen, wenn man das auf eine vernünftige Preisbasis stellen kann. Dann sind unsere Produkte günstig und können auch am Markt bestehen."
Intelligente Konzepte sind gefragt, die einer demografischen Veränderung der Bevölkerung Rechnung tragen. Das gilt nicht nur für Unternehmen, die ältere Menschen beschäftigen, sondern auch für jene Unternehmen und Dienstleister, die ältere als Kunden im Visier haben. Hanne Meyer–Hentschel.
"Da die Altersgruppe ab 50 die einzige Wachstumsgruppe darstellt, werden sich Unternehmen auf jeden Fall den Bedürfnissen dieser Zielgruppe annehmen müssen, wenn sie am Markt bestehen möchten."
Hanne Meyer-Hentschel, die Mitinhaberin des gleichnamigen Saarbrücker Instituts, berät seit über 20 Jahren Unternehmen wie sie ihre Produkte und Dienstleistungen ausgestalten müssen, damit sie für Ältere attraktiv sind. Ohne es an die große Glocke zu hängen, achten eine Reihe von Herstellern bei Möbeln, Keksdosen oder Autos, darauf, dass die produzierten Konsumgüter leicht bedienbar, gut zu öffnen oder auch einfacher beschriftet sind.
"Fast alle Unternehmen in der Automobilbranche arbeiten an Automobilen, die attraktiv sind für ältere Kunden. Das werden niemals Seniorenprodukte sein, und sie werden das in der Kommunikation auch niemals so hören, aber man wird es merken: Indem man leichter einsteigen kann, indem man die Armaturen leicht bedienen kann, das spielt sich im Inneren ab."
Die Hersteller von Fahrzeugen der deutschen Premiummarken sind auf Kunden der 50-plus-Generation angewiesen. Der durchschnittliche Neuwagenkäufer eines Mercedes bringt es auf 55 Jahre. Überdies verfügt die Generation 50 plus über die nötigen finanziellen Mittel. Ihre Einkommen speisen sich aus verschiedenen Quellen, darunter Leistungen aus betrieblichen Altersversorgungen, privaten Lebensversicherungen oder Zinserträgen, mit denen die gesetzlichen Renten aufgebessert werden. Diese Klientel sei kritisch und konsumfreudig gleichermaßen. Hanne Meyer-Hentschel.
"Viele Studien belegen, dass Ältere bereit sind für Qualität und für Produkte, die ihnen ein Plus an Lebensqualität bieten, etwas mehr auszugeben."
Wer künftig Geschäfte auf dem deutschen Markt machen möchte, muss die ältere Generation fest im Blick haben. Denn verjüngen lässt sich die deutsche Gesellschaft nur durch Zuwanderung. Doch dafür fehlen hierzulande die Konzepte.
Dachdeckermeister Gabriel Hummel kann sich nicht vorstellen, mit 67 noch auf's Dach zu klettern. Bis 65, das ja, das könne wohl gehen. Aber nur unter der Voraussetzung, dass er nicht mehr jeden Tag, bei Wind und Wetter raus muss.
"Mit zunehmendem Alter wird es für einen älteren Menschen schwieriger an der Baustelle überhaupt noch mithalten zu können. Überhaupt das Körperliche, der ganzen Witterung ausgesetzt, denn es ist ja nicht nur Sonnenschein wie heute, sondern wir haben ja auch mal Regen, wo man auch mal durcharbeiten muss, bis das Gewerk geschlossen ist. Dann setzen Sie sich ins Auto, mit nassen Kleidern, bis Sie dann in der Firma sind und warm geduscht haben, das gehört auch alles dazu."
Sein Chef, Roland Bernardy, hat reagiert. Er hat seinem Mitarbeiter, der die 50 weit überschritten hat, planerische Aufgaben übertragen.
"Ich mache in der Firma die ganze Arbeitsvorbereitung, deshalb bin ich von der Baustelle zu 70 Prozent weg. Nur wenn es sich um größere Baustellen handelt, bin ich schon mal vor Ort."
Natürlich verfügen nicht alle Mitarbeiter über die Erfahrung von Gabriel Hummel. Deshalb kann Betriebsleiter Bernardy auch nicht jeden Mitarbeiter innerhalb seines Betriebes umsetzen. Allen, die älter werden, kann er die körperliche Belastung nicht ersparen, die unweigerlich mit der Ausübung des Handwerks verbunden ist. Aber er kann in technische Hilfsmittel investieren, damit seine Leute länger fit bleiben - und das tut er auch.
"Wenn ich Mitarbeiter habe, die Krankenscheine haben, dann kostet mich das Geld, da investiere ich lieber in einen Baustellenkran, das bringt mir auch mehr Zeitgewinn, also, das rechnet sich schon."
Der Handwerksbetrieb mit knapp 40 Beschäftigten ist groß genug, steht finanziell auf gesunden Beinen und kann in teure, technische Hilfsmittel investieren. Trotzdem erreicht kaum ein Zimmermann oder Dachdecker die Altersgrenze. Im Durchschnitt gehen die Dachdecker mit 58 in Rente, und wenn sie gehen, sind sie häufig krank. Bandscheibenvorfälle, Knieprobleme, aber auch Schädigungen der Atemwege sind an der Tagesordnung. Roland Bernardy weiß das, er ist Praktiker durch und durch. Von der Rente mit 67 hält er dann auch wenig.
"Es ging doch ums Geld und nicht darum, dass die Leute länger arbeiten können. Und wenn man ehrlich ist, irgendwann hat man auch seinen Ruhestand verdient, da könnte man schon früher aufhören."
Bernardy verkneift sich zynische Bemerkungen. Aber Probleme mit alternden Belegschaften treten in den Bauberufen selten auf, weil die meisten Mitarbeiter die kritische Altersschwelle von 60 plus aus Krankheitsgründen sowieso gar nicht erreichen. Allerdings wird das Handwerk seine Leute zukünftig länger halten müssen, denn die Branche wird von Nachwuchssorgen geplagt.
"Es gibt einen kleinen Teil, der bewirbt sich November bis Februar, die haben direktes Interesse am Beruf und dann bemerkt man einen Schub, der kommt bei uns an, April/Mai. Die haben sich zunächst bei der Polizei, bei den Kommunen beworben, wo man ein regelmäßiges Arbeiten hat."
Bernardy bildet Zimmerleute und Dachdecker aus. Und die meisten seiner Auszubildenden finden erst im zweiten Anlauf in den Beruf. Das gilt auch für Kai Steinheimer. Der 19–jährige ehemalige Handelsschüler ist im ersten Lehrjahr.
"Ich wollte anfangs ins Büro. Aber mein Leben lang im Büro sitzen, das wollte ich auch nicht, und Dachdecker ist halt ein abwechslungsreicher Beruf."
Spätestens 2011 - etwas früher als andere Bundesländer - wird das Saarland auf dem Ausbildungsmarkt einen Wendepunkt erleben. Die Zahl der Schulabgänger wird sich innerhalb eines Jahrzehnts um ein Viertel reduzieren. Gleichzeitig streben immer mehr junge Leute nach einem Schulabschluss, der sie für ein Studium befähigt. Das bedeutet: Die Zahl der Absolventen mit einem Haupt- oder Realschulabschluss, die für das Handwerk in Frage kommen, wird sinken.
Die Folge: Lehrlingsmangel statt Lehrstellenmangel. Es werden flächendeckend mehr Ausbildungsplätze angeboten werden, als Bewerber vorhanden sind. In diesem Wettbewerb haben besonders die Bauberufe schlechte Karten. Denn sie gelten als anstrengend, miserabel bezahlt und deshalb unattraktiv. Werbespots, wie sie zurzeit von den Schreinern geschaltet werden, reichen nicht, um das Interesse an den Bauberufen zu wecken. Die Branche müsse auf die Lehrer zugehen, denn diese hätten das Handwerk nicht im Blick, meint Roland Bernardy.
"Ich denke, man muss einfach die Arbeit in Praktika verstärken, dass die Auszubildenden in der Schulzeit mal reinschnuppern können."
Auch der Staat kann mithelfen, die Attraktivität der Handwerksberufe zu steigern. Meisterschüler sollten mit Studenten gleichgestellt werden, die - von Studiengebühren einmal abgesehen - auf ein weitgehend kostenfreies Bildungsangebot zurückgreifen können. Der Handwerksmeister sieht seine Branche im Nachteil. Im Handwerk Karriere zu machen, sei teuer. Der Nachwuchs werde abgeschreckt:
"Wir als Meister zahlen Zigtausende um einen Meister zu machen. Mit Unterhalt, wenn wir in eine andere Stadt gehen, wo eine gute Meisterschule ist, ist man 30.000 Euro los. Natürlich, das bekommt man vorfinanziert, aber man muss es abbezahlen."
Berlin hat regiert: Im Sommer des vergangenen Jahres wurde das sogenannte Meister-Bafög reformiert. Gefördert werden Meisterkurse oder vergleichbare Anstrengungen mit rund 10.000 Euro; was in etwa einem Drittel der gesamten Ausbildungskosten entspricht. Den verleibenden Teil finanzieren die meisten Meisterschüler über zinsgünstige Darlehen des Staates. Neu an dieser Regelung ist, dass derjenige, der ans Ziel kommt, belohnt wird. Bei bestandener Abschlussprüfung wird künftig ein Viertel der Darlehenssumme erlassen. An dieser Stelle habe die Politik die Zeichen der Zeit erkannt, betont Zimmermann Roland Bernardy. Denn das Handwerk habe Zukunft.
"Also unser Beruf wird immer gebraucht, da bin ich 100 Prozent davon überzeugt."
Nicht überzeugt ist der Zentralverband des deutschen Handwerks in einem anderen Punkt: den finanziellen Anreizen des Staates, die es den Beschäftigten ermöglichen, vorzeitig aus dem Berufsleben auszuscheiden. Insbesondere die öffentlich geförderte Altersteilzeit ist dem Handwerk ein Dorn im Auge. Zum einen wegen der bekannten Problematik, dass physisch besonders belastete Arbeitnehmer nicht lang genug im Berufsleben sind, um von solchen Regelungen zu profitieren. Zum anderen sieht man nicht ein, warum die 4,8 Millionen Beschäftigten in Handwerk die öffentlich geförderte Altersteilzeit mitfinanzieren sollten.
Auch die Arbeitgeberverbände halten die öffentlich geförderte Altersteilzeit für rausgeschmissenes Geld. Sie verteuere die Arbeit, sonst nichts. Joachim Malter Geschäftsführer der saarländischen Metall- und Elektroindustrie.
"Die Arbeitgeber vertreten ja schon immer die Meinung, dass die Lohnnebenkosten unten bleiben sollten, und deshalb halten wir es für richtig, dass die öffentlich geförderte Altersteilzeit ausgelaufen ist."
Geschehen ist dies zum Jahreswechsel. Wie es im Altersteilgesetz vorgesehen war. Allerdings will die Bundesregierung noch in diesem Jahr prüfen, ob die öffentlichen Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit wieder aufgelegt werden sollen. SPD und Linke sowie die Gewerkschaften sind dafür. Alte raus und dafür Junge rein in die Unternehmen, das funktioniere nur mit öffentlichen Subventionen. Entfallen diese, wird es für die Wirtschaft zu teuer, warnt Robert Hiry, der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall im saarländischen Völklingen.
"Es gibt dann kaum noch Betriebe, die sich das leisten können, ältere Arbeitnehmer über die Altersteilzeit in die Rente zu schicken, um den jungen Arbeitnehmern die Arbeitsplätze frei zu machen. Damit müssen die Alten im Betrieb bleiben, und die Jungen kommen nicht rein."
Die Idee von der öffentlich geförderten Altersteilzeit als Beschäftigungsbrücke für Jüngere habe nicht funktioniert, argumentiert die Arbeitgeberseite. Sie spricht von Mitnahmeeffekten, da lediglich ein Drittel der frei werdenden Stellen wieder besetzt wurden. Eine solche Quote bei Neueinstellungen ließe sich auch ohne finanzielle Anreize erzielen. Die Unternehmen verlangen aber danach, beharrt IG-Metaller Hiry.
"In allen Personalabteilungen, die mir bekannt sind, wird klar und eindeutig gesagt, die Leute können bei uns nicht bis 65, geschweige denn bis 67 arbeiten, wir brauchen Ausstiegsszenarien, um die Altersstruktur im Betrieb vernünftig zu mischen."
In der Tat kommt kein Wirtschaftszweig ohne aus. Von der Automobilindustrie über die Chemieindustrie bis hin zur Versicherungswirtschaft, alle greifen darauf zurück, zahlen die Altersteilzeit jedoch aus eigener Tasche. Bei "Selbstzahlern" sozusagen entfällt die Verpflichtung, den freiwerdenden Arbeitsplatz wieder zu besetzen.
Die Metall- und Elektroindustrie hat den tariflichen Rahmen bis 2016 gesteckt. Wer 57 ist, kann in die Altersteilzeit einsteigen. Er arbeitet drei Jahre im Block, also Vollzeit, um mit 60 aus dem Unternehmen auszusteigen. Das Hohelied auf den erfahrenen älteren Arbeitnehmer singt im Moment jedoch kaum einer. Zweifel an der Strategie sind angebracht, gibt auch Joachim Malter, der Vertreter der Metall und Elektroindustrie zu.
"Der TV Flex Ü ist begrenzt bis 2016. Und meine Position wäre, dass er keine Fortsetzung finden muss."
Der gut laufenden Konjunktur Mitte des Jahrzehnts ist es zu verdanken, dass Deutschland im europäischen Vergleich aufgeholt hat. Seit 2002 hat die Beschäftigungsquote der 55 bis 64-Jährigen um fast ein Drittel zugenommen. In dieser Phase wurde jeder Mitarbeiter gebraucht. Die Krise aber sorgt dafür, dass wieder mehr Ältere die Firmen vorzeitig verlassen. Jedoch nicht mehr lange, glaubt Hermann Götzinger von der IHK des Saarlandes. Weil das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben werde, könnten sich viele den Vorruhestand nicht mehr leisten.
"Wir haben jetzt noch ein respektables Rentenniveau, aber das wird nicht so bleiben."
Ingenieure, Bürokaufleute Bank- und Versicherungsangestellte machen regen Gebrauch von der Altersteilzeit. Und das sind eben nicht jene Berufsgruppen, die besonders belastet sind. Statistischen Angaben der Bundesagentur für Arbeit zufolge sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Metallberufen relativ alt. Und das obwohl sie häufig im Schichtbetrieb arbeiten.
Die Ford-Werke in Saarlouis verfolgen bereits seit 2004 ein Konzept, das dem veränderten Leistungsvermögen der Generation 50 plus Rechnung trägt. Überdies werden auch gesundheitlich eingeschränkte Mitarbeiter wenn möglich integriert. Denn ältere Arbeitnehmer sind für Unternehmen teurer als die Jungen. Aber sie los zu werden, ist noch teurer.
"Jetzt kommt die komplett fertige Palette mit Motor, Vorderachse, Auspuff und Hinterachse. Oben kommt die Karosse, alles gesteuert in sequence .Die Karosse wird abgesenkt, jetzt geht er hinein, setzt zwei Kühlerstangen, senkt die Karosse ab, fügt das Federbein hinzu."
Werner Martin ist Meister in der Endmontage Er beschreibt den Prozess, den die Beschäftigten in der Automobilindustrie eine Hochzeit nennen. Jenen Moment, in dem der Motor mit der Karosse zusammengefügt wird.
"Dann ist die Karosse fertig, jetzt geht es in die Stationen zum automatischen Verschrauben, jetzt geht alles nur noch über Roboter."
Die Endmontage ist seit kurzem auch der Arbeitsplatz von Hans-Jürgen Hell. Nach einer Knieoperation hat er den an gestammten Arbeitsplatz am Band verlassen müssen. Ständiges Beugen ging nicht mehr.
"Den konnte ich mit dem künstlichen Kniegelenk nicht mehr ausüben."
Die Handgriffe in der Endmontage können weitgehend aufrecht, im Stehen erledigt werden.
"Mit dem Takt hab' ich kein Problem."
Nach der Genesung wurden die Fähigkeiten von Hans-Jürgen Hell zunächst von einem sogenannten Integrationsteam analysiert und die vorhandenen Arbeitsplätze daraufhin abgeklopft, ob sie dem Anforderungsprofil entsprechen. Auf diese Weise ist es geglückt, den 50-Jährigen in den allgemeinen Produktionsprozess wieder einzugliedern.
Für Andre Hoffmann, gab es nach langer Krankheit und Reha-Maßnahme keine Möglichkeit mehr, ans Band zurückzukehren. Der Mitt-50er hat das, was man landläufig einen Schonarbeitsplatz nennt. Er arbeitet in der FCSD, der Ford Customer Service Division. Hier werden besondere Kundenwünsche erfüllt. Von der Anhängerkupplung bis zum Heckspoiler.
"Nachher muss ich noch die Seitenschweller einkleben und einen Dachspoiler einsetzen, und zwei kleine Grill..."
Die Sportversion des Focus, die Hoffmann aufmotzt, steht auf einer ruhenden Arbeitbühne.
"Ich bin sehr zufrieden, ich hab keinen Druck."
Der Grenzgänger aus dem nahen Frankreich hatte Probleme mit seiner Schulter und deshalb Angst, wegen seines eingeschränkten Leistungsvermögens nicht mehr mithalten zu können. Er stürzte in eine Sinnkrise.
"Für mich ist es sehr wichtig, weiter arbeiten zu können. Es ist - wie soll ich sagen - ein Sinn für mein Leben. Ich war so lange krank, da war ich verloren."
Hoffmann ist stundenweise wieder eingegliedert worden und möchte so lange arbeiten wie es eben geht. Und da die Anzahl der Sonderwünsche der Kunden steigt, stehen die Chancen nicht schlecht.
Das Wiedereingliederungsmanagement bei Ford funktioniere, sagt Werksleiter Thomas Klein.
"Insgesamt sind das 1200 Menschen, die wir wieder zurück an den Arbeitsplatz gebracht haben oder den Arbeitsplatz modifiziert haben, so dass sie voll integriert sind."
Ohne Altersteilzeit komme aber auch Ford nicht aus.
"Wir gehen davon aus, dass wir dieses Modell auch langfristig nutzen sollten. Es gibt einfach die Flexibilität, die Mitarbeiter, die gehen wollen, sozialverträglich zu begleiten."
Bis 2012 werden von den 6500 Ford-Beschäftigten am Standort Saarlouis über 1000 das Unternehmen verlassen, bevor sie die Altersgrenze erreicht haben. Sie werden zur Hälfte durch Leiharbeiter ersetzt. Denn in Saarlouis steht ein Produktwechsel an. Thomas Klein.
"Zum anderen wird es einen neuen Focus geben, den Focus 3. Und um diesen Anlauf hinzukriegen, denn es ist ein Parallelanlauf, das heißt wir werden das alte Modell weiter produzieren, während wir den neuen integrieren, dafür brauchen wir zusätzliche Leute."
Demografische Risiken holt sich Ford mit den Leiharbeitern nicht ins Haus. Im Gegenteil, die eigene Belegschaft wird verjüngt und verschlankt. Das Demografie-Risiko verbleibt beim Verleiher. Darüber hinaus wird die Produktionsumstellung dazu genutzt, den Automatisierungsgrad zu erhöhen, um die Produktivität zu steigern. Ein Gebot der Stunde, sagt Klein.
"Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein. In Deutschland lässt sich nur fertigen, wenn man das auf eine vernünftige Preisbasis stellen kann. Dann sind unsere Produkte günstig und können auch am Markt bestehen."
Intelligente Konzepte sind gefragt, die einer demografischen Veränderung der Bevölkerung Rechnung tragen. Das gilt nicht nur für Unternehmen, die ältere Menschen beschäftigen, sondern auch für jene Unternehmen und Dienstleister, die ältere als Kunden im Visier haben. Hanne Meyer–Hentschel.
"Da die Altersgruppe ab 50 die einzige Wachstumsgruppe darstellt, werden sich Unternehmen auf jeden Fall den Bedürfnissen dieser Zielgruppe annehmen müssen, wenn sie am Markt bestehen möchten."
Hanne Meyer-Hentschel, die Mitinhaberin des gleichnamigen Saarbrücker Instituts, berät seit über 20 Jahren Unternehmen wie sie ihre Produkte und Dienstleistungen ausgestalten müssen, damit sie für Ältere attraktiv sind. Ohne es an die große Glocke zu hängen, achten eine Reihe von Herstellern bei Möbeln, Keksdosen oder Autos, darauf, dass die produzierten Konsumgüter leicht bedienbar, gut zu öffnen oder auch einfacher beschriftet sind.
"Fast alle Unternehmen in der Automobilbranche arbeiten an Automobilen, die attraktiv sind für ältere Kunden. Das werden niemals Seniorenprodukte sein, und sie werden das in der Kommunikation auch niemals so hören, aber man wird es merken: Indem man leichter einsteigen kann, indem man die Armaturen leicht bedienen kann, das spielt sich im Inneren ab."
Die Hersteller von Fahrzeugen der deutschen Premiummarken sind auf Kunden der 50-plus-Generation angewiesen. Der durchschnittliche Neuwagenkäufer eines Mercedes bringt es auf 55 Jahre. Überdies verfügt die Generation 50 plus über die nötigen finanziellen Mittel. Ihre Einkommen speisen sich aus verschiedenen Quellen, darunter Leistungen aus betrieblichen Altersversorgungen, privaten Lebensversicherungen oder Zinserträgen, mit denen die gesetzlichen Renten aufgebessert werden. Diese Klientel sei kritisch und konsumfreudig gleichermaßen. Hanne Meyer-Hentschel.
"Viele Studien belegen, dass Ältere bereit sind für Qualität und für Produkte, die ihnen ein Plus an Lebensqualität bieten, etwas mehr auszugeben."
Wer künftig Geschäfte auf dem deutschen Markt machen möchte, muss die ältere Generation fest im Blick haben. Denn verjüngen lässt sich die deutsche Gesellschaft nur durch Zuwanderung. Doch dafür fehlen hierzulande die Konzepte.