Es ist dieses andauernde Zögern beim Formulieren, das selbstverliebte Abschweifen vom eigentlichen Gegenstand der Diskussion und die unverhohlene Verachtung ihren Texten gegenüber, mit dem der Seminarleiter die vier jungen Absolventen eines Literaturprogramms in New York fast in den Wahnsinn treibt. Es lässt sie ernsthaft daran zweifeln, den ehemals bekannten Romancier Leonhard für einen Zehn-Wochen-Sommer-Crashkurs anzuheuern, um an ihren Schreibfähigkeiten zu feilen. Und aus Feilen wird bei Leonhard schnell Schleifen und zwar so, dass nichts mehr übrig bleibt. Er scheint einer dieser absoluten Meister zu sein, die bereits nach dem ersten Satz sagen können, ob das, was sie in den Händen halten, der Welt der Literatur würdig ist.
"Hör mir zu, verteidige dich nicht. Wenn du dich verteidigst, hörst du mir nicht zu. Ich weiß, wer der Erzähler ist: Ein übermäßig gebildetes, völlig unerfahrenes, sexuell inadäquates verzogenes Mädchen mit reichen Eltern, das nichts zu sagen hat und deswegen ständig über Jane Austin nachdenkt. Da scheiß’ ich drauf."
Nicht dass Martin, Kate, Izzy und Douglas selbst wenig zimperlich an dem Talent des jeweils anderen herumkritisieren würden - aber ihre idealistischen Tiraden gegen den jeweils anderen wirken wie das spielerische Gekläffe junger Hunde, wenn Leonhard anfängt zu knurren.
Martin kann Douglas’ aufgeblasenes Namedropping nicht ertragen, Izzy findet sich hauptsächlich sexy und will das auch in ihren Texten ausdrücken, Kate, in deren Upper-East-Side Wohnung das Seminar stattfindet, hat irgendwie nicht so recht was zu sagen und Martin ist der Rebellisch-Sensible, der sich nicht traut, seine Texte dem Wolf zum Fraß vorzuwerfen. Die Welt der Vier schwankt zwischen Künstlersein und Zukunftsangst, sexuellen Spielen und Freundschaft, hehrer Literatur und der wahrhaften Suche nach der eigenen Bestimmung. Und ihr Mentor Leonhard ist kein Freund der weichen verständnisvollen Worte. Er schleudert ihnen seine zynischen Wahrheiten mit einer Fabulierlust entgegen, dass das Publikum oft aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Dabei ist es gerade seine Wahrheit, die im Laufe des Stückes alle Jugendlichen zu jungen Erwachsenen werden lässt.
"So wie du übers Schreiben redest, ist das dumm. Es ist gekonnt aber hurenhaft. Es ist so, wie du mit deinem Namen angibst, deinen Beziehungen. Du bist ein Namedropper, eine Hure, und das findet sich auch im Schreiben. Es ist perfekt im hurenhaften Sinn."
Alan Rickman ist natürlich der absolute Star des Abends. Mit jedem seiner verachtenden Blicke und jedem herablassenden Zucken der amüsierten Mundwinkel spielt er den arroganten Intellektuellen, der seine Schüler nicht braucht, um sich reden zu hören. Wie mit einem Skalpell seziert er die Texte der jungen Schreiber und lässt keinen Zweifel daran, dass nur der in dieser Branche überlebt, der herbe Kritik einzustecken vermag. Dabei glaubt er allen Ernstes, dass nur die ungeschminkte Wahrheit zu einem guten Text führt.
"Seminar" ist ein urkomisches Stück mit viel Ironie und Zynismus über das Gerede des sogenannten Kulturbetriebs und das oft groteske Ringen von Jugendlichen um ihre wahre Berufung. Trotz der höchst amüsanten Dialoge bleibt der Abend aber nicht darin stecken. Die Geschichten werden im Laufe des Stücks zunehmend persönlicher und damit bedeutungsvoller. In der letzten Szene konfrontiert der verletzte Martin Leonhard und will sein Geld wiederhaben. Doch dann entdeckt er in einer Schublade eins von Leonhards unveröffentlichten Manuskripten, dessen Qualität ihm die Sprache verschlägt.
Es zeigt sich, dass sich hinter der zynischen Lehrer-Fassade ein Mensch verbirgt, der seit einem Plagiatsvorwurf vor vielen Jahren sich nicht mehr traut, seine Romane zu veröffentlichen. Seine Haut ist einfach zu dünn für den Literaturbetrieb geworden. Ohne in psychologische Peinlichkeiten zu verfallen, findet plötzlich ein bewegender und exzellent geschriebener Vater-Sohn Konflikt statt, der wider Erwarten zu einer neuen Arbeitsgrundlage für beide wird. Ein absolut begeistertes, für den Broadway überraschend junges Publikum dankt dem Ensemble mit lautstarken Standing Ovations. Und die lange Schlange beim Bühnenausgang ist voller junger Mädchen, die auf Alan Rickman warten.
"Hör mir zu, verteidige dich nicht. Wenn du dich verteidigst, hörst du mir nicht zu. Ich weiß, wer der Erzähler ist: Ein übermäßig gebildetes, völlig unerfahrenes, sexuell inadäquates verzogenes Mädchen mit reichen Eltern, das nichts zu sagen hat und deswegen ständig über Jane Austin nachdenkt. Da scheiß’ ich drauf."
Nicht dass Martin, Kate, Izzy und Douglas selbst wenig zimperlich an dem Talent des jeweils anderen herumkritisieren würden - aber ihre idealistischen Tiraden gegen den jeweils anderen wirken wie das spielerische Gekläffe junger Hunde, wenn Leonhard anfängt zu knurren.
Martin kann Douglas’ aufgeblasenes Namedropping nicht ertragen, Izzy findet sich hauptsächlich sexy und will das auch in ihren Texten ausdrücken, Kate, in deren Upper-East-Side Wohnung das Seminar stattfindet, hat irgendwie nicht so recht was zu sagen und Martin ist der Rebellisch-Sensible, der sich nicht traut, seine Texte dem Wolf zum Fraß vorzuwerfen. Die Welt der Vier schwankt zwischen Künstlersein und Zukunftsangst, sexuellen Spielen und Freundschaft, hehrer Literatur und der wahrhaften Suche nach der eigenen Bestimmung. Und ihr Mentor Leonhard ist kein Freund der weichen verständnisvollen Worte. Er schleudert ihnen seine zynischen Wahrheiten mit einer Fabulierlust entgegen, dass das Publikum oft aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Dabei ist es gerade seine Wahrheit, die im Laufe des Stückes alle Jugendlichen zu jungen Erwachsenen werden lässt.
"So wie du übers Schreiben redest, ist das dumm. Es ist gekonnt aber hurenhaft. Es ist so, wie du mit deinem Namen angibst, deinen Beziehungen. Du bist ein Namedropper, eine Hure, und das findet sich auch im Schreiben. Es ist perfekt im hurenhaften Sinn."
Alan Rickman ist natürlich der absolute Star des Abends. Mit jedem seiner verachtenden Blicke und jedem herablassenden Zucken der amüsierten Mundwinkel spielt er den arroganten Intellektuellen, der seine Schüler nicht braucht, um sich reden zu hören. Wie mit einem Skalpell seziert er die Texte der jungen Schreiber und lässt keinen Zweifel daran, dass nur der in dieser Branche überlebt, der herbe Kritik einzustecken vermag. Dabei glaubt er allen Ernstes, dass nur die ungeschminkte Wahrheit zu einem guten Text führt.
"Seminar" ist ein urkomisches Stück mit viel Ironie und Zynismus über das Gerede des sogenannten Kulturbetriebs und das oft groteske Ringen von Jugendlichen um ihre wahre Berufung. Trotz der höchst amüsanten Dialoge bleibt der Abend aber nicht darin stecken. Die Geschichten werden im Laufe des Stücks zunehmend persönlicher und damit bedeutungsvoller. In der letzten Szene konfrontiert der verletzte Martin Leonhard und will sein Geld wiederhaben. Doch dann entdeckt er in einer Schublade eins von Leonhards unveröffentlichten Manuskripten, dessen Qualität ihm die Sprache verschlägt.
Es zeigt sich, dass sich hinter der zynischen Lehrer-Fassade ein Mensch verbirgt, der seit einem Plagiatsvorwurf vor vielen Jahren sich nicht mehr traut, seine Romane zu veröffentlichen. Seine Haut ist einfach zu dünn für den Literaturbetrieb geworden. Ohne in psychologische Peinlichkeiten zu verfallen, findet plötzlich ein bewegender und exzellent geschriebener Vater-Sohn Konflikt statt, der wider Erwarten zu einer neuen Arbeitsgrundlage für beide wird. Ein absolut begeistertes, für den Broadway überraschend junges Publikum dankt dem Ensemble mit lautstarken Standing Ovations. Und die lange Schlange beim Bühnenausgang ist voller junger Mädchen, die auf Alan Rickman warten.