Als die Truppen General Francisco Francos am 28. März 1939 in Madrid einmarschierten, empfing sie kein einziger Schuss. Die spanische Hauptstadt ergab sich kampflos. Drei Tage später, am 1. April, ließ der General verkünden:
"Am heutigen Tag haben die nationalen Truppen ihre letzten militärischen Ziele erreicht. Die rote Armee ist entwaffnet und besiegt. Der Krieg ist beendet."
Militärisch war der Bürgerkrieg bereits in den Wintermonaten zuvor, während der Kämpfe am Ebro, entschieden worden und Franco herrschte de facto bereits über weite Teile des Landes. Mit der Anerkennung des Diktators als offiziellem Staatsoberhaupt hatten Frankreich und Großbritannien auf diplomatischem Terrain Fakten geschaffen. Juan Negrín, der letzte Premierminister der spanischen Republik, war entmachtet worden, sein Nachfolger Segismundo Casado verhandelte seit Tagen die Kapitulation. Dennoch war der Einmarsch der Truppen in Madrid mehr als eine letzte Kriegsformalität.
Während des dreijährigen Bürgerkriegs war die Hauptstadt zu dem Symbol des antifaschistischen Widerstands geworden. Schon der Putsch am 18. Juli 1936 endete für die aufständischen Militärs in einem Fiasko - sie wurden von den aufgebrachten Massen fast gelyncht. Zweieinhalb Jahre lang hielt Madrid der franquistischen Belagerung, den Angriffen vom Land und aus der Luft stand. Die Losung "No pasarán" - "Sie werden nicht durchkommen" - hatte Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus. Joan Villarroyo, Historiker an der Universität Barcelona.
"Bis dahin war sowohl in Mussolinis Italien wie auch seit 1933 im nationalsozialistischen Deutschland der Faschismus überaus erfolg- und siegreich. Und Madrid war der erste Stolperstein. Deshalb wurde die Stadt in der europäischen Linken zum Symbol für den antifaschistischen Widerstand, auch in der Wahrnehmung vieler exilierter Deutscher und Europäer, die sich dann den internationalen Brigaden anschlossen."
"Ya hemos pasao” - "Wir sind doch durchgekommen” - hieß es in einem gehässigen Spottlied aus den vierziger Jahren - auch die franquistische Seite wusste den Symbolwert der Stadt propagandistisch auszuschlachten. Franco ließ sich als Befreier des wahren Spaniens feiern und ließ keinen Zweifel daran, wie sich das Leben in seinem "neuen Staat" zu gestalten hatte.
"Ein totalitärer Staat wird in Spanien alle Fähigkeiten und Energien des Landes bündeln, eines Landes, in dem die Arbeit - als höchste Pflicht - der einzige Ausdruck des Volkswillens sein wird. In diesem Staat wird das wahre Wesen des spanischen Volkes in natürlichen Organen wie der Familie, der Gemeinde und Körperschaften seinen Ausdruck finden. Durch sie wird unser höchstes Ideal Wirklichkeit werden."
Kein Platz war in diesem Staat für die Anhänger der Republik: Ihre Stellvertreter hatten eine bedingungslose Kapitulation zu unterzeichnen, 500.000 Menschen flohen nach Frankreich, von dort weiter nach Mexiko. Eine gewaltige Repressionsmaschinerie setzte sich in Gang: Bereits im Februar 1939 hatte Franco das "Gesetz über die politischen Verantwortlichkeiten" verkündet, dass rückwirkend jeden bestrafte, der seit Ausrufung der Republik den - wie es hieß - "sozialen Frieden" gestört hatte. Darunter fielen Gewerkschafter ebenso wie progressive Lehrer, Parteimitglieder ebenso wie Schriftsteller. Nach Kriegsende wurden Hunderttausende verhaftet und zwischen 25.000 und 30.000 Menschen hingerichtet, sagt Joan Villarroyo.
"Die Diktatur Francos entsteht aus einem dreijährigen brutalen Kampf - und je größer der Widerstand, desto brutaler die Repression. Unmittelbar nach dem Krieg sollte Spanien im Sinne einer ideologischen Säuberung von 'inneren Feinden' befreit werden. Doch der Widerstand blieb auch in den Folgejahren erhalten: in Guerilla-Kämpfen, im Kommunismus, im Anarchismus. Das Regime verfolgte die Opposition bis zuletzt in aller Härte: Die letzten Hinrichtungen fanden einen Monat vor dem Tod des Diktators statt."
Dieses Erbe der Franco-Zeit verfolgt die spanische Gesellschaft bis heute. Erst seit wenigen Jahren wird über mögliche Entschädigungen für die Opfer der Repression diskutiert.
"Am heutigen Tag haben die nationalen Truppen ihre letzten militärischen Ziele erreicht. Die rote Armee ist entwaffnet und besiegt. Der Krieg ist beendet."
Militärisch war der Bürgerkrieg bereits in den Wintermonaten zuvor, während der Kämpfe am Ebro, entschieden worden und Franco herrschte de facto bereits über weite Teile des Landes. Mit der Anerkennung des Diktators als offiziellem Staatsoberhaupt hatten Frankreich und Großbritannien auf diplomatischem Terrain Fakten geschaffen. Juan Negrín, der letzte Premierminister der spanischen Republik, war entmachtet worden, sein Nachfolger Segismundo Casado verhandelte seit Tagen die Kapitulation. Dennoch war der Einmarsch der Truppen in Madrid mehr als eine letzte Kriegsformalität.
Während des dreijährigen Bürgerkriegs war die Hauptstadt zu dem Symbol des antifaschistischen Widerstands geworden. Schon der Putsch am 18. Juli 1936 endete für die aufständischen Militärs in einem Fiasko - sie wurden von den aufgebrachten Massen fast gelyncht. Zweieinhalb Jahre lang hielt Madrid der franquistischen Belagerung, den Angriffen vom Land und aus der Luft stand. Die Losung "No pasarán" - "Sie werden nicht durchkommen" - hatte Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus. Joan Villarroyo, Historiker an der Universität Barcelona.
"Bis dahin war sowohl in Mussolinis Italien wie auch seit 1933 im nationalsozialistischen Deutschland der Faschismus überaus erfolg- und siegreich. Und Madrid war der erste Stolperstein. Deshalb wurde die Stadt in der europäischen Linken zum Symbol für den antifaschistischen Widerstand, auch in der Wahrnehmung vieler exilierter Deutscher und Europäer, die sich dann den internationalen Brigaden anschlossen."
"Ya hemos pasao” - "Wir sind doch durchgekommen” - hieß es in einem gehässigen Spottlied aus den vierziger Jahren - auch die franquistische Seite wusste den Symbolwert der Stadt propagandistisch auszuschlachten. Franco ließ sich als Befreier des wahren Spaniens feiern und ließ keinen Zweifel daran, wie sich das Leben in seinem "neuen Staat" zu gestalten hatte.
"Ein totalitärer Staat wird in Spanien alle Fähigkeiten und Energien des Landes bündeln, eines Landes, in dem die Arbeit - als höchste Pflicht - der einzige Ausdruck des Volkswillens sein wird. In diesem Staat wird das wahre Wesen des spanischen Volkes in natürlichen Organen wie der Familie, der Gemeinde und Körperschaften seinen Ausdruck finden. Durch sie wird unser höchstes Ideal Wirklichkeit werden."
Kein Platz war in diesem Staat für die Anhänger der Republik: Ihre Stellvertreter hatten eine bedingungslose Kapitulation zu unterzeichnen, 500.000 Menschen flohen nach Frankreich, von dort weiter nach Mexiko. Eine gewaltige Repressionsmaschinerie setzte sich in Gang: Bereits im Februar 1939 hatte Franco das "Gesetz über die politischen Verantwortlichkeiten" verkündet, dass rückwirkend jeden bestrafte, der seit Ausrufung der Republik den - wie es hieß - "sozialen Frieden" gestört hatte. Darunter fielen Gewerkschafter ebenso wie progressive Lehrer, Parteimitglieder ebenso wie Schriftsteller. Nach Kriegsende wurden Hunderttausende verhaftet und zwischen 25.000 und 30.000 Menschen hingerichtet, sagt Joan Villarroyo.
"Die Diktatur Francos entsteht aus einem dreijährigen brutalen Kampf - und je größer der Widerstand, desto brutaler die Repression. Unmittelbar nach dem Krieg sollte Spanien im Sinne einer ideologischen Säuberung von 'inneren Feinden' befreit werden. Doch der Widerstand blieb auch in den Folgejahren erhalten: in Guerilla-Kämpfen, im Kommunismus, im Anarchismus. Das Regime verfolgte die Opposition bis zuletzt in aller Härte: Die letzten Hinrichtungen fanden einen Monat vor dem Tod des Diktators statt."
Dieses Erbe der Franco-Zeit verfolgt die spanische Gesellschaft bis heute. Erst seit wenigen Jahren wird über mögliche Entschädigungen für die Opfer der Repression diskutiert.