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Der Begründer der Metro ist tot

1964 eröffnet Otto Beisheim seinen ersten Metro-Markt in Deutschland, eine Erfolgsstory. Nun schied er 89-jährig aus dem Leben.

Von Andreas Kolbe | 18.02.2013
    Es ist eine simple Geschäftsidee aus Amerika, die den Kaufmann Otto Beisheim zum Multimilliardär gemacht hat: das Cash-and-Carry-Prinzip. 1964 holt er es nach Deutschland. In Mülheim an der Ruhr eröffnet er seinen ersten Metro-Markt. Statt auf Rechnung zu bestellen, können Kioskbesitzer und Restaurantbetreiber ihre Waren hier selbst abholen und sofort bezahlen.

    Das Konzept setzt sich durch. Schon sechs Jahre später knacken Beisheims Märkte die Umsatzmilliarde. Die Metro steigt auf zu einem der größten Handelskonzerne Deutschlands.

    Der Gründer, Otto Beisheim, indes bleibt stets diskret im Hintergrund. Seine Beteiligungen verschachtelt er in undurchschaubaren Firmengeflechten. Er meidet die Öffentlichkeit. Unerkannt – so heißt es – soll er an den Hauptversammlungen seiner Unternehmen teilgenommen haben.

    Auch privat lebt Beisheim zurückgezogen, unter anderem in der Schweiz – deren Staatsangehörigkeit er in den 1980er-Jahren erwirbt – und in Rottach-Egern am Tegernsee.

    Hier ist er am Morgen tot aufgefunden worden, nachdem er sich offenbar selbst das Leben genommen hat. Beisheim habe an einer nicht heilbaren Krankheit gelitten und sei aufgrund der Hoffnungslosigkeit seiner gesundheitlichen Lage aus dem Leben geschieden, heißt es in einer Mitteilung der Familie.

    Die Metro würdigte Beisheim als Pionier und Legende der Handelsbranche. Mit Innovation, Mut und Ehrgeiz habe er eines der weltweit führenden Unternehmen geschaffen, sagte Metro-Chef Olaf Koch.

    Für sein gesellschaftliches Engagement wurde Beisheim unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Weitgehend im Dunkeln blieb jedoch sein Wirken in der Nazi-Zeit, als er als Gefreiter einer Division der Waffen-SS angehörte.

    Otto Beisheim wurde 89 Jahre alt. Da er keine Kinder hat, soll sein auf fast fünf Milliarden Euro geschätztes Vermögen nun in zwei gemeinnützige Stiftungen übergehen.