The old man catches the fish in the morning, he rides the river every day…
Ein alter Mann, singt JJ Cale, fängt Fisch am frühen Morgen, er fährt dazu jeden Tag auf den Fluss hinaus.
1996 nahm der niederländische Choreograf Hans van Manen – der auch schon Nina Hagens Fisch im Wasser vertanzte, JJ Cales fabelhaft melancholisches Lied und schuf dazu den Auftakt zu einem seiner berührendsten Tänze in der langen Liste seiner Meisterwerke. Der Sänger befindet sich in der Rolle eines lyrischen Ichs, das den alten Fischer beobachtet, von einer Bank aus, Tag für Tag, ohne sich zu rühren, nur dabei, sein eigenes verfehltes Leben zu reflektieren: He gets the fish and I sit all day, er kriegt den Fisch, und ich sitze den ganzen Tag da, heißt es am Schluss.
Auf der Bühne aber beißt einer an, das Leben selbst in Gestalt einer verlockenden Sirene, einer echten Frau.
Entstanden für den großen französischen Tänzerdarsteller Gérard Lemaitre und die Nederlands Dans Theater Tänzerin Sabine Kupferberg, hat Hans van Manen, der in wenigen Wochen achtzig Jahre alt wird, es jetzt dem Direktor des Balletts am Rhein gegeben, Martin Schläpfer, und dessen Muse und auffallendster Ballerina Marluccia do Amaral.
Das Publikum im Düsseldorfer Opernhaus ist zutiefst fasziniert und berührt. Schläpfer offenbart als Tänzer Seiten, die er als Choreograf an seinen Tänzern zeigen könnte, würde er so literarisch arbeiten wie Hans van Manen. Man erlebt einen Mann, der sich von einem munteren Fisch ins Wasser ziehen lässt, mit dieser Nixe in eine tiefe lange Beziehung eingeht und am Ende nicht vermeiden kann, dass sie zu einer anderen Seite von der Bühne abgeht als er. Einen skeptischen, Mann sieht das Publikum, einen bezauberten, dann einen scheiternden, schließlich einen Fremden, der mit allem abgeschlossen hat. Die beiden haben zu Igor Strawinskys Circus Polka zusammen getanzt, trennen tun sie sich zum Adagio aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 23.
Man soll eben nie sagen, tanzende Ballettdirektoren seien ein Unheil, wo sie doch ausnahmsweise einen Glücksfall darstellen können.
Aber der Auftritt des Tänzers Schläpfer ist so intensiv, dass man beinahe vergisst, wen man da vor sich hat. Daran erinnern die anderen Choreografien des Abends. "Lontano", sein eigenes 2009 für das niederländische Nationalballett geschaffenes grandioses Adagio für zwei Frauen und vier Männer, entfaltet zu der Musik von György Ligeti Trios, die wie die Musik als schwere, dichte, beeindruckende ästhetische Masse im Raum hängen bleiben, bestürzend imponierend geradezu.
Die Trios von "Lontano" verweisen wiederum auf die beiden Pas de trois' des fantastischen Mittelteils von George Balanchines "Agon", das Strawinsky eigens für ihn komponierte.
Einstudiert hatte Patricia Neary, deren Proben mit ihren anschaulichen Zitaten des 1983 verstorbenen Begründers des New York City Ballets tiefsten Eindruck machten. Entsprechend informiert und enthusiastisch tanzte das Ballett am Rhein. Agon verleiht ihm Ernst und eine erwachsene verständnisinnige Ausstrahlung, auch etwas Stolz natürlich.
Und als wäre diese kluge Trilogie nicht längst genug Stoff, genug Geschichte und Gegenwart des Tanzes, stellte Schläpfer allem voran ein frisches, jazziges, sehr intelligentes Stück Nachwuchschoreografie für große Besetzung von seinem Tänzer Antoine Jully. "Inside" offenbart Jully als begabten, musikalisch sensiblen Choreografen, dessen ironischer Eklektizismus immer wieder ernsten, ungewöhnlichen und faszinierenden Bewegungen weicht. Martin Chaix als Alter Ego von Antoine Jully spielt den visuell begabten Choreografen, dessen Tanzeinfälle locker fließen wie auf Jackson Pollocks Drippings die Farbtropfen – auf dem raffinierten Videoprojektion sieht man, wie sich beide vermischen, Farben und Tänzer. Ein Selbstporträt – hat doch Jully choreografiert und auch die Ausstattung gleich selbst entworfen.
Der Choreograf als Tänzer sah beim Rollentausch so perfekt aus wie sein Tänzer als Choreograf. Der Rest der Compagnie wirkte in seinen neuen Rollen wie ausgewechselt, so wandelbar, wie es nur die besten Ensembles sind.
Ein alter Mann, singt JJ Cale, fängt Fisch am frühen Morgen, er fährt dazu jeden Tag auf den Fluss hinaus.
1996 nahm der niederländische Choreograf Hans van Manen – der auch schon Nina Hagens Fisch im Wasser vertanzte, JJ Cales fabelhaft melancholisches Lied und schuf dazu den Auftakt zu einem seiner berührendsten Tänze in der langen Liste seiner Meisterwerke. Der Sänger befindet sich in der Rolle eines lyrischen Ichs, das den alten Fischer beobachtet, von einer Bank aus, Tag für Tag, ohne sich zu rühren, nur dabei, sein eigenes verfehltes Leben zu reflektieren: He gets the fish and I sit all day, er kriegt den Fisch, und ich sitze den ganzen Tag da, heißt es am Schluss.
Auf der Bühne aber beißt einer an, das Leben selbst in Gestalt einer verlockenden Sirene, einer echten Frau.
Entstanden für den großen französischen Tänzerdarsteller Gérard Lemaitre und die Nederlands Dans Theater Tänzerin Sabine Kupferberg, hat Hans van Manen, der in wenigen Wochen achtzig Jahre alt wird, es jetzt dem Direktor des Balletts am Rhein gegeben, Martin Schläpfer, und dessen Muse und auffallendster Ballerina Marluccia do Amaral.
Das Publikum im Düsseldorfer Opernhaus ist zutiefst fasziniert und berührt. Schläpfer offenbart als Tänzer Seiten, die er als Choreograf an seinen Tänzern zeigen könnte, würde er so literarisch arbeiten wie Hans van Manen. Man erlebt einen Mann, der sich von einem munteren Fisch ins Wasser ziehen lässt, mit dieser Nixe in eine tiefe lange Beziehung eingeht und am Ende nicht vermeiden kann, dass sie zu einer anderen Seite von der Bühne abgeht als er. Einen skeptischen, Mann sieht das Publikum, einen bezauberten, dann einen scheiternden, schließlich einen Fremden, der mit allem abgeschlossen hat. Die beiden haben zu Igor Strawinskys Circus Polka zusammen getanzt, trennen tun sie sich zum Adagio aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 23.
Man soll eben nie sagen, tanzende Ballettdirektoren seien ein Unheil, wo sie doch ausnahmsweise einen Glücksfall darstellen können.
Aber der Auftritt des Tänzers Schläpfer ist so intensiv, dass man beinahe vergisst, wen man da vor sich hat. Daran erinnern die anderen Choreografien des Abends. "Lontano", sein eigenes 2009 für das niederländische Nationalballett geschaffenes grandioses Adagio für zwei Frauen und vier Männer, entfaltet zu der Musik von György Ligeti Trios, die wie die Musik als schwere, dichte, beeindruckende ästhetische Masse im Raum hängen bleiben, bestürzend imponierend geradezu.
Die Trios von "Lontano" verweisen wiederum auf die beiden Pas de trois' des fantastischen Mittelteils von George Balanchines "Agon", das Strawinsky eigens für ihn komponierte.
Einstudiert hatte Patricia Neary, deren Proben mit ihren anschaulichen Zitaten des 1983 verstorbenen Begründers des New York City Ballets tiefsten Eindruck machten. Entsprechend informiert und enthusiastisch tanzte das Ballett am Rhein. Agon verleiht ihm Ernst und eine erwachsene verständnisinnige Ausstrahlung, auch etwas Stolz natürlich.
Und als wäre diese kluge Trilogie nicht längst genug Stoff, genug Geschichte und Gegenwart des Tanzes, stellte Schläpfer allem voran ein frisches, jazziges, sehr intelligentes Stück Nachwuchschoreografie für große Besetzung von seinem Tänzer Antoine Jully. "Inside" offenbart Jully als begabten, musikalisch sensiblen Choreografen, dessen ironischer Eklektizismus immer wieder ernsten, ungewöhnlichen und faszinierenden Bewegungen weicht. Martin Chaix als Alter Ego von Antoine Jully spielt den visuell begabten Choreografen, dessen Tanzeinfälle locker fließen wie auf Jackson Pollocks Drippings die Farbtropfen – auf dem raffinierten Videoprojektion sieht man, wie sich beide vermischen, Farben und Tänzer. Ein Selbstporträt – hat doch Jully choreografiert und auch die Ausstattung gleich selbst entworfen.
Der Choreograf als Tänzer sah beim Rollentausch so perfekt aus wie sein Tänzer als Choreograf. Der Rest der Compagnie wirkte in seinen neuen Rollen wie ausgewechselt, so wandelbar, wie es nur die besten Ensembles sind.