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Der Computer für Jedermann

Er war 3000 Dollar teuer. Er wurde in gerade einmal einem Jahr entwickelt. Sein Name wird heute universell genutzt. Vor 30 Jahren revolutionierte IBM mit dem ersten PC den weltweiten Computermarkt - und den Rest der Welt.

Von Michael Engel |
    Der auffällig rote Netzschalter ist typisch für den IBM-PC. Wenn der flach auf dem Tisch liegende "Personal Computer" zum Leben erwacht, muss man sich beeilen, sagt Michael Mikolajczak vom Nixdorf Museums Forum Paderborn und legt eine Teller große Diskette ins Laufwerk. Eine Festplatte gibt es noch nicht:

    "Ich weiß gar nicht, ob die Menschen heute noch Disketten richtig kennen. Das ist ja hier so eine 5 1/4 Zoll Diskette, ganz weich, aus Kunststoff, und wenn Sie die jetzt da so reinstecken ... also erst den Rechner anmachen, dann die Diskette reinstecken, dann wird gebootet. Da durfte man keine Fehler machen (lacht), aber das war einfach eine Lernsache, und das haben die Leute nicht als irgend etwas Schlimmes empfunden, weil sie kannten es ja gar nicht anders und von daher ist das alles eine wunderbare Technik zu der Zeit gewesen."

    Am 12. August 1981 bringt IBM – damals schon "global player" bei Großrechenanlagen – seinen ersten "Personal Computer" heraus – den IBM PC 5150:

    "For today I'm pleased to tell you, that we are introducing the IBM Personal Computer. It is a landmark announcement for our division and our company. And we believe, we will set an new standard for the industry ... "

    George Conrades - Leiter der Datenverarbeitung – präsentiert den IBM-PC als Meilenstein, als neuen Standard für die Industrie. In Wirklichkeit kam der PC spät, aber noch rechtzeitig.

    "IBM hat ja den Computermarkt, den Home-Computermarkt ein wenig verschlafen. Fast sechs Jahre lang. Und als sie sich dann entschieden haben, auch einen PC – einen Personal Computer – oder einen kleineren Rechner zu bauen, wollte man sich abheben. Man wollte sich von diesen Firmen abheben wie Commodore oder Apple, die ihren Computer eigentlich Home-Computer nannten. Und da haben sie gesagt: Wir nennen diesen Computer 'Personal Computer'. Damit wollten sie sich abheben und das ist ihnen auch geglückt. Und deswegen kennen wir heute die Rechner unter dem Namen 'PC'"."

    Anders als Großrechenanlagen, an denen mehrere Personen arbeiten, richtet sich der PC – der "persönliche Computer" – an den einzelnen Mitarbeiter. Natürlich kennt der PC von Anfang an auch Spiele, doch IBM denkt vor allem an Büros und Verwaltungen – an Textverarbeitung, Tabellen, Kalkulationen. Zwölf Ingenieure sollten den PC innerhalb nur eines Jahres schaffen. Mit patentierten Eigenentwicklungen, wie bis dahin üblich, war das ehrgeizige Ziel nicht zu erreichen. David Bradley, einer der Entwickler, beschrieb es einmal so:

    ""Unser Auftrag war, ein Produkt in nur einem Jahr auf den Markt zu bekommen, wofür eigentlich zwei bis drei Jahre die Norm waren. Das machte völlig neue Vorgehensweisen notwendig. So sahen wir uns um und kauften ein Betriebssystem. Aus diesem Grund nahmen wir auch fast ausschließlich Teile von der Stange, statt sie selbst zu entwickeln."

    Der Ur-PC kostet noch 3.000 Dollar das Stück. Ein stolzer Preis. Trotzdem werden schon im ersten Jahr 35.000 Geräte verkauft. Drei Jahre später dann eine Million. Ein kometenhafter Aufstieg, den selbst IBM nicht für möglich gehalten hat, sagt Andreas Stiller, Redakteur bei der Computerzeitschrift "c't".

    "Das Erfolgsrezept war die Offenlegung der gesamten Hardware- und Software-Komponenten, sodass also ganz schnell ein Markt sich neben IBM aufbauen konnte mit sogenannten 'kompatiblen Geräten'. In den USA aber vor allem aber auch in Japan und Taiwan und anderen asiatischen Ländern, die also ganz fix mit ähnlichen Produkten weit, weit günstiger als IBM auf den Markt drängen konnten. Ja, der Erfolg ist die offene Source und die offene Hardware."

    1988 rutschen die Preise auf unter 2000 Mark. Der PC erobert den Massenmarkt.

    "Der PC hat alle Bereiche der Gesellschaft verändert. Das heißt, man hat neue Arbeitsplätze geschaffen. Man hat die Arbeitsplätze verändert. Die ganzen Chips, die da drin sind, und die ganze Technik, die da drin ist, die hat sich ja dann verlagert, die ist ja dann aus dem Rechner rausgegangen. In Ampelsysteme hinein usw., das heißt also, hier hat eine Revolution stattgefunden, und wir sind die Generation, die daran teilhaben durfte. Das hat man ja auch nicht häufig, dass eine Sache auf den Markt gekommen ist, die die Welt so verändert hat."

    Dabei ist der "IBM PC 5150" nach Meinung von Experten nur die zweite Wahl. Dies gelte für die Hardware, erst recht für das Betriebssystem, das IBM vom Microsoftgründer Bill Gates erwarb. Doch wie so oft in der Geschichte entscheiden nicht die Experten über den Erfolg eines Produktes, sondern die Verbraucher.