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Der Countertenor Henri Ledroit
Zwischen Tristan und Tamerlan

Eigentlich schwebte Henri Ledroit (1946 - 1988) eine Karriere als Bariton vor, doch dann begegnete er 1972 Alfred Deller, dem bis dato berühmtesten Countertenor des 20. Jahrhunderts. Für den jungen Franzosen wurde diese Begegnung wegweisend, denn Deller erkannte dessen große Begabung für die Countertenor-Lage.

Von Helga Heyder-Späth |
    Das Denkmal von Georg Friedrich Händel (1685-1759) in Halle (Saale), aufgenommen vor blauem Himmel am 01.03.2011. Der Komponist Georg Friedrich Händel wurde in der Saalestadt geboren.
    Einer von Ledroits Lieblingskomponisten: Georg Friedrich Händel (picture-alliance / dpa-ZB / Jan Woitas)
    Ledroit avancierte Mitte der 70er-Jahre zu einem der führenden Sänger in diesem Stimmfach, die damals noch handverlesen waren. Er arbeitete unter anderem mit Nikolaus Harnoncourt, Jean-Claude Malgoire und Philippe Herreweghe, wobei seine besondere Vorliebe der französischen Barockmusik galt. Aber mindestens genauso bestechend wirken bis heute seine innigen Interpretationen deutschsprachiger geistlicher Konzerte.
    Die Titelrolle in Händels Oper "Tamerlano" gehörte ebenso zu Ledroits Repertoire wie die einer mittelalterlichen Tristan-Produktion, zu der ihn die Boston Camerata 1987 in die USA einlud. Es wurde sein letztes großes Projekt, denn schon im folgenden Jahr, noch bevor er ein wirklicher Star werden konnte, starb Henri Ledroit mit nur 42 Jahren. Mit seinem klaren und warmen Timbre wurde er richtungsweisend für eine neue Generation von Countertenören, die die hohe männliche Stimmlage dann mehr und mehr vom Nimbus des Exotischen befreiten.