24. März 1976: Mit dem so genannten Kommuniqué Nummer eins wird den Argentiniern mitgeteilt, dass eine Militärjunta die Macht im Land übernommen hat. In den kommenden Monaten verschleppen Armee und Sicherheitskräfte Zehntausende von Menschen, die die Junta als Subversive betrachtet. Es sind Linksperonisten, Angehörige anderer linker Gruppen und Gewerkschafter. Schüler, Studenten, Arbeiter und Intellektuelle verschwinden einfach.
"Am 27. August 1976 in den frühen Morgenstunden haben sie meine Tochter Ana María mitgenommen und ihren Mann. Meine Tochter war im fünften Monat schwanger. Später erfuhren wir, dass das Kind geboren wurde."
Mirta Baravalle und andere verzweifelte Mütter machen sich auf die Suche nach ihren Kindern, belagern Behörden, treffen sich in Kirchen. Sie lernen sich kennen, merken, dass sie viele sind.
"Uns wurde klar, dass sie uns niemals antworten würden, solange wir ihnen alleine gegenüber traten. Azucena Villaflor sprach damals die Frauen an und sagte: Lasst uns zusammen auf die Plaza gehen."
Buenos Aires, 30. April 1977: Auf Initiative der 53-jährigen Azucena Villaflor versammeln sich die Mütter zum ersten Mal auf der Plaza de Mayo. Mirta Baravalle erinnert sich:
"Wir waren 14 Frauen. Keine von uns glaubte, dass diese Zahl weiter zunehmen würde. Es kamen aber von Donnerstag zu Donnerstag mehr Mütter auf die Plaza, die davon gehört hatten, dass wir dort unsere Kinder zurückforderten."
Propaganda der Diktatur: Die Madres de la Plaza de Mayo werden beschuldigt, den subversiven Kampf ihrer Kinder fortzuführen. Im Dezember 1977 werden zwei Mütter aus einer Kirche entführt. Zwei Tage später wird Azucena Villaflor, Initiatorin der Mütter-Proteste, in der Nähe ihres Hauses verschleppt. Die drei Frauen werden selbst zu Verschwundenen. Erst im Juli 2005 werden ihre Leichen gefunden und identifiziert.
"Obwohl diese drei Mütter verschwanden, haben die Madres nicht aufgegeben. Sie kamen weiter jeden Donnerstag auf die Plaza de Mayo, protestierten, reisten um die ganze Welt. Das ist wirklich sagenhaft. Vielleicht ist dies das epischste Ereignis in der Geschichte Argentiniens, der Kampf dieser Mütter","
sagt Osvaldo Bayer, argentinischer Historiker und Publizist.
""Wenn wir auf die Plaza kamen, konnten wir kaum ein paar Meter gehen, und schon hat man uns weggejagt. Doch wir kamen wieder, und jedes Mal dauerte unsere Runde ein bisschen länger, bis wir schließlich geblieben sind."
Die Mütter der Plaza de Mayo haben dazu beigetragen, dass die Welt vom Staatsterror und den Menschenrechtsverletzungen erfuhr, die während der Militärdiktatur in Argentinien begangen wurden. 1983 kehrte Argentinien zur Demokratie zurück. Vor zwei Jahren wurden die Amnestie-Gesetze für null und nichtig erklärt. Seitdem sind zahlreiche Verfahren gegen mutmaßliche Diktatur-Verbrecher eingeleitet worden, aber nur eine Hand voll wurde verurteilt. Die Justiz arbeitet langsam. Die wenigsten Mütter wissen bisher, was genau mit ihren Kindern geschehen ist.
"Bis heute, mehr als 30 Jahre nach dem Verschwinden meiner Tochter, warte ich auf eine Antwort. Ich selbst kann diese Antwort nicht geben. Der Staat kennt die Antwort."
Mirta Baravalle ist 82 Jahre alt, immer noch kommt sie donnerstags auf die Plaza. 1986 haben sich die Madres in zwei Organisationen gespalten, seitdem drehen beide getrennt ihre Runden. Der Streit, der zur Trennung führte, hatte sich unter anderem an der Frage entzündet, ob die Mütter der Verschwundenen staatliche Entschädigungszahlungen annehmen dürfen oder nicht. Mütter-Präsidentin Hebe de Bonafini lehnte dies strikt ab. Zum amtierenden Präsidenten Kirchner, der sich die Vergangenheitsaufarbeitung auf die Fahnen geschrieben hat, pflegt Bonafini ein enges Verhältnis. Als erster argentinischer Regierungschef empfing Kirchner die Madres im Präsidentenpalast. Auf der nahen Plaza de Mayo ist das Symbol der Mütter, ein weißes Kopftuch, inzwischen auf den Asphalt gemalt worden. Dort wurde auch die Asche von Azucena Villaflor begraben.
"Am 27. August 1976 in den frühen Morgenstunden haben sie meine Tochter Ana María mitgenommen und ihren Mann. Meine Tochter war im fünften Monat schwanger. Später erfuhren wir, dass das Kind geboren wurde."
Mirta Baravalle und andere verzweifelte Mütter machen sich auf die Suche nach ihren Kindern, belagern Behörden, treffen sich in Kirchen. Sie lernen sich kennen, merken, dass sie viele sind.
"Uns wurde klar, dass sie uns niemals antworten würden, solange wir ihnen alleine gegenüber traten. Azucena Villaflor sprach damals die Frauen an und sagte: Lasst uns zusammen auf die Plaza gehen."
Buenos Aires, 30. April 1977: Auf Initiative der 53-jährigen Azucena Villaflor versammeln sich die Mütter zum ersten Mal auf der Plaza de Mayo. Mirta Baravalle erinnert sich:
"Wir waren 14 Frauen. Keine von uns glaubte, dass diese Zahl weiter zunehmen würde. Es kamen aber von Donnerstag zu Donnerstag mehr Mütter auf die Plaza, die davon gehört hatten, dass wir dort unsere Kinder zurückforderten."
Propaganda der Diktatur: Die Madres de la Plaza de Mayo werden beschuldigt, den subversiven Kampf ihrer Kinder fortzuführen. Im Dezember 1977 werden zwei Mütter aus einer Kirche entführt. Zwei Tage später wird Azucena Villaflor, Initiatorin der Mütter-Proteste, in der Nähe ihres Hauses verschleppt. Die drei Frauen werden selbst zu Verschwundenen. Erst im Juli 2005 werden ihre Leichen gefunden und identifiziert.
"Obwohl diese drei Mütter verschwanden, haben die Madres nicht aufgegeben. Sie kamen weiter jeden Donnerstag auf die Plaza de Mayo, protestierten, reisten um die ganze Welt. Das ist wirklich sagenhaft. Vielleicht ist dies das epischste Ereignis in der Geschichte Argentiniens, der Kampf dieser Mütter","
sagt Osvaldo Bayer, argentinischer Historiker und Publizist.
""Wenn wir auf die Plaza kamen, konnten wir kaum ein paar Meter gehen, und schon hat man uns weggejagt. Doch wir kamen wieder, und jedes Mal dauerte unsere Runde ein bisschen länger, bis wir schließlich geblieben sind."
Die Mütter der Plaza de Mayo haben dazu beigetragen, dass die Welt vom Staatsterror und den Menschenrechtsverletzungen erfuhr, die während der Militärdiktatur in Argentinien begangen wurden. 1983 kehrte Argentinien zur Demokratie zurück. Vor zwei Jahren wurden die Amnestie-Gesetze für null und nichtig erklärt. Seitdem sind zahlreiche Verfahren gegen mutmaßliche Diktatur-Verbrecher eingeleitet worden, aber nur eine Hand voll wurde verurteilt. Die Justiz arbeitet langsam. Die wenigsten Mütter wissen bisher, was genau mit ihren Kindern geschehen ist.
"Bis heute, mehr als 30 Jahre nach dem Verschwinden meiner Tochter, warte ich auf eine Antwort. Ich selbst kann diese Antwort nicht geben. Der Staat kennt die Antwort."
Mirta Baravalle ist 82 Jahre alt, immer noch kommt sie donnerstags auf die Plaza. 1986 haben sich die Madres in zwei Organisationen gespalten, seitdem drehen beide getrennt ihre Runden. Der Streit, der zur Trennung führte, hatte sich unter anderem an der Frage entzündet, ob die Mütter der Verschwundenen staatliche Entschädigungszahlungen annehmen dürfen oder nicht. Mütter-Präsidentin Hebe de Bonafini lehnte dies strikt ab. Zum amtierenden Präsidenten Kirchner, der sich die Vergangenheitsaufarbeitung auf die Fahnen geschrieben hat, pflegt Bonafini ein enges Verhältnis. Als erster argentinischer Regierungschef empfing Kirchner die Madres im Präsidentenpalast. Auf der nahen Plaza de Mayo ist das Symbol der Mütter, ein weißes Kopftuch, inzwischen auf den Asphalt gemalt worden. Dort wurde auch die Asche von Azucena Villaflor begraben.