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Der Dirigent Carlo Maria Giulini
Ethos und Vergeistigung

Er gehörte zu den charismatischen Dirigentenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Carlo Maria Giulini. Dem Starkult stets abgewandt, suchte der italienische Maestro eher eine Vertiefung des Ausdrucks, die oft bis ins Spirituelle hinein reichte.

Von Norbert Hornig | 18.06.2015
    Giulini näherte sich seinem Metier aus der Perspektive des praktischen Musizierens: Als Bratschist im Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom lernte er noch von Dirigenten wie Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und Otto Klemperer. Seine eigene Dirigentenkarriere begann 1944.
    Zunächst widmete sich Giulini vor allem der Oper, seine Zusammenarbeit mit Maria Callas und Luchino Visconti an der Mailänder Scala ist legendär. Dann wandte er sich ganz der Sinfonik und der geistlichen Musik zu und setzte wählerisch Schwerpunkte in der Klassik und Romantik; zu Wagner und zur neuen Musik blieb der Dirigent auf Distanz. Eng verbunden war Giulini dem Chicago Symphony Orchestra, den Wiener Symphonikern und dem Los Angeles Symphony Orchestra, in späteren Jahren dirigierte er regelmäßig auch die Wiener und die Berliner Philharmoniker. Am 14. Juni 2005 starb der Maestro im Alter von 91 Jahren.