Während einer Autofahrt nach Salzburg soll der glühende Mozartianer Richard Strauss in seinem Freund "Böhmerl" ein "wahres Mozart-Fieber" geweckt haben. Entscheidend nähergebracht habe ihm diese Musik dann Bruno Walter, erinnert sich der Dirigent Karl Böhm.
Bruno Walter hatte Böhm 1921 nach München geholt, der dort hunderte Male das Bayerische Staatsorchester leitete. Doch zum eigentlichen Zentrum seiner musikalischen Arbeit wurde für ihn Wien mit den Philharmonikern und der Staatsoper.
1894 in Graz geboren studierte Böhm zunächst Klavier und Musiktheorie, das Dirigieren brachte er sich weitestgehend selbst bei. Schon 1927 war er Generalmusikdirektor in Darmstadt. Über Hamburg und Dresden gelangte er nach München und schließlich nach Wien. Er wirkte auch an der New Yorker Metropolitan Opera, der Mailänder Scala und arbeitete mit Wieland Wagner bei den Bayreuther Festspielen zusammen.
Seine Arbeit und seine politische Haltung im nationalsozialistischen Deutschland und annektierten Österreich waren umstritten. Zu seinen diskographischen Pioniertaten hingegen zählt eine Gesamtaufnahme mit den Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart, die er mit frischem Geist, gelöst und voller Hingabe interpretiert.
Auch mit der Musik von Richard Strauss war Böhm eng vertraut, mit "Die schweigsame Frau" und "Daphne" hat er zwei seiner Werke uraufgeführt. Böhms Auftritte und Plattenaufnahmen haben ihm, der für seine unnachgiebige Strenge in den Proben gefürchtet war und dessen Musizieren sich durch Präzision und Werktreue auszeichnet, höchste Anerkennungen eingebracht.