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Der diskrete Charme des großen Geldes: Das Bankhaus Lampe

Bodenständig, aber durchaus exquisit - so sieht sich das 1852 gegründete Bankhaus Lampe, das heute zum Oetker-Konzern gehört. Die Düsseldorfer definieren sich vor allem über ihre gut betuchten Privatkunden. Deren Vermögen zu erhalten und abzusichern, betrachtet die Bank als ihr Hauptziel.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 14.12.2012
    "So, Sie zeigen uns jetzt mal den Tresor…"

    Durchs edle Foyer mit Glasflügeltüren und Marmorboden geht es direkt nach unten ins Allerheiligste. Stephan Schüller hat seine Mitarbeiterinnen im Schlepptau und steuert mit energischem Schritt die Kellertreppe an. Erst einmal ist Schüller, der Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter des Bankhauses Lampe, hier unten gewesen im Tresorraum, er hat weder einen Schlüssel, noch kennt er den Sicherheitscode.

    "Ich bin hier auch nur Gast."

    Also tippt die Kollegin die Zahlenkombination ein und schiebt dann mit einiger Körperkraft die schwere, Küchenschrank breite Tür zum Tresorraum auf. Außer blitzblanken Schließfächern ist nicht viel zu sehen:

    "Hier lagern im Wesentlichen die Reichtümer unserer Kunden, und im begrenzten Umfang auch die Reichtümer des Bankhauses Lampe. Wir haben ja nur relativ geringe Bargeldbestände hier, weil das Bargeld-Geschäft nicht zu unseren Hauptaktivitäten gehört."

    Bankhaus Lampe, 1852 von Hermann Lampe im westfälischen Minden gegründet, definiert sich bis heute als bodenständiges, aber durchaus exquisites Unternehmen:

    "Schließen Sie gut wieder ab!"
    Schüller selbst verkörpert diese nüchtern-elegante Mischung: Der 60-Jährige, in gestreiften Hemd und blauer Krawatte mit winzigen Schafen drauf, formuliert geschliffene Sätze und verfügt zugleich über ein ausgesprochen forsches Auftreten, vor allem gegenüber jungen Kollegen, die er im Treppenhaus trifft:

    "Ham Sie denn alles im Griff hier?"

    Es geht zurück in den vierten Stock. Von außen ein unscheinbares Bürohaus in der Düsseldorfer City, strahlt Bankhaus Lampe in der Vorstandsetage den diskreten Charme des Geldes aus: cremefarbener Teppichboden, filigrane Treppengeländer, und ein edel gestaltetes Empfangszimmer für wohlhabende Privatkunden. Schüller beschreibt sie so:

    "Natürlich findet man bei uns auch Perlenketten und Einstecktücher, man findet aber auch Golftaschen und Lederjacken, also, das ist schon bunt gemischt."

    Das Geschäft der Privatbank mit ihren über 600 Mitarbeitern ruht auf drei Säulen: Lampe ist mit seinen bundesweit zwölf Niederlassungen Dienstleister für mittelständische und regionale Firmen, sowie für institutionelle Kunden. Vor allem aber definiert sich die Bank über ihre gut betuchten Privatkunden. Deren Vermögen zu erhalten und abzusichern, ist zentrales Ziel, sagt Stephan Schüller:

    "Das hängt damit zusammen, dass wir einen sehr, sehr konservativen und risikobewussten Strukturierungsansatz verfolgen. Der bedeutet eben unter anderem, dass wir eine relativ hohe Vermögensdiversifikation haben wollen. Und diese Diversifikation lohnt sich halt nur, wenn dann auch sinnvolle Losgrößen dabei überbleiben, mit denen man dann auch handeln kann."

    Die Strategie, möglichst breit aufgestellt zu sein, geht auf den Eigentümer zurück: Bankhaus Lampe gehört seit 1949 zum Konzern der Bielefelder Industriellenfamilie Oetker. Genau das sieht Stephan Schüller als ein Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Privatbanken:

    "Wir sind, das macht uns sicherlich in gewisser Form etwas einzigartig, eine Privatbank, die sich im Besitz einer Industriellenfamilie befindet. Das heißt, die Wertvorstellung, die unsere Eigentümerfamilie prägt, die prägt auch unser Bankgeschäft. Und wie man weiß, ist das Haus Oetker sehr risikoavers aufgestellt. Und diese Grundphilosophie, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, das prägt auch unser Geschäftsmodell."

    Den Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko habe man bei Lampe stets beachtet, und sei vor allem deshalb gut durch die Finanzkrise gekommen, erklärt Schüller nicht ohne Stolz. Dennoch spürt auch Lampe die Vertrauenskrise:

    "Man sieht bei vielen größeren Vermögen, dass mittlerweile Family Offices dazwischen geschaltet werden, um das ein bisschen professionell hinterfragen zu können. Für uns ist das insofern eine große Chance, weil wir das Konstrukt der persönlichen Haftung haben. Das heißt, wir können einem Kunden relativ einfach erklären, dass wir mit unserem privaten Vermögen dafür gerade stehen, was wir hier veranstalten."

    Die Bilanzsumme der Düsseldorfer liegt zwischen drei und vier Milliarden Euro, ist aber seit 2009 leicht abgesackt. Schüller verweist lieber auf das Kundenvermögen – gut 14 Milliarden Euro –, denn der Geschäftskern liege nun einmal im Beratungs- und nicht im Bilanzgeschäft. Viel mehr möchte der Sprecher nicht sagen:

    "Über Zahlen reden wir ungern."

    Angesprochen auf den Niedergang von Salomon Oppenheim, versucht Stephan Schüller es zunächst mit Diplomatie. Oppenheims Verfehlungen im Umgang mit dem Esch-Fonds will er nicht näher kommentieren, aber grundsätzliche Kritik kommt ihm schon über die Lippen. Schließlich habe der Ruf der gesamten Branche gelitten:

    "Ich glaube, es wäre naiv, wenn man sagen würde, das hat überhaupt keine Rückwirkung auf die Zunft der Privatbankiers. Denn das ist ja schon erschreckend, wie die einstmals größte und renommierteste Privatbank in relativ kurzer Zeit in den Abgrund geführt worden ist."

    Seine Lehre aus dem Fall Sal. Oppenheim'?

    "Wir achten sehr stark darauf, dass wir nur Dinge tun, die wir verstehen oder zumindest glauben zu verstehen."

    Trotz Finanzkrise und Salomon Oppenheim: Schüller ist noch immer gerne Banker, und wenn er sich außerhalb seiner Zunft als solcher zu erkennen gibt, sind die Reaktionen gar nicht so schlecht:

    "Zumindest mal nicht so negative, als wenn man sagen würde, man sei Investmentbanker!"

    "Unsere Banker heißen Bankiers" – so lautet ein PR-Slogan auf den Internetseiten des Unternehmens. Ein bisschen elitär zu sein, gehört bei Bankhaus Lampe eben auch zum Selbstverständnis.