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Der diskrete Charme des großen Geldes: die Berenberg Bank

Drei persönlich haftende Gesellschafter stehen für ein risikoarmes Anlagegeschäft der Berenberg Bank. Im Private Banking werden nicht nur Renten und Aktien gemanagt, für ihre Kunden kaufen die Banker auch Wald, Agrarland, Kunst - und Oldtimer.

Von Verena Herb | 21.12.2012
    So zurückhaltend der Name der Bank über dem gläsernen Eingangskubus prangt, so dezent ist auch die Empfangshalle von Berenberg gestaltet. Eine Dame bittet den Gast Platz zu nehmen auf der dunkelbraunen Chesterfield Couch. Links im Raum Kundenbereich, der mit seiner massiv hölzernen Fassade jedoch so gar nicht an die Schalter deutscher Großbanken erinnert.

    Entsprechend gediegen ist die Atmosphäre, im Hintergrund sind nur das Ticken der Standuhr zu hören und die Stimme zweiter Mitarbeiter. Mit dem Aufzug geht es hoch in den obersten Stock. Hans-Walter Peters, einer von drei persönlich haftenden Partnern, empfängt im Konferenzraum, durch dessen große Fenster die Binnenalster zu sehen ist, das typisch hamburgische Panorama von Ballindamm und Jungfernstieg mit Rathausturm und Michel.

    Das Modell der persönlich haftenden Partner besteht bereits seit Gründung der Bank, erläutert Hans-Walter Peters:

    "Wir sind ja 1590 gegründet. Seitdem haben wir hier eine Vollhaftung. Und das entscheidet uns natürlich von anderen Banken. Vollhaftung heißt auch: Wir sind für unser Geschäft selber verantwortlich. Und wir sind echte Unternehmer."

    Echte Unternehmer, die selbst Anteile an der Bank halten und deshalb, das wird während des Gesprächs immer wieder betont, unabhängig sind von Interessen großer Konzerne:

    "Was ein Riesenvorteil hat: Mit Haut und Haaren fühlen wir uns der Bank und natürlich den Kunden - weil wir leben von den Kunden - verpflichtet. Und es ist so, dass wir natürlich immer Strategien fahren, die eher immer auf Risikovermeidung setzen. Wir wissen natürlich, dass Bankgeschäft nie ohne Risiko geht, aber wir versuchen das Risiko auf einem sehr, sehr niedrigen Level zu fahren."

    Wie die meisten Privatbanken ist auch die Berenberg Bank aus einem Handelsunternehmen entstanden. Lag der Schwerpunkt vor 50 Jahren im Kreditgeschäft - was, so sagte es Peters einst im Handelsblatt - ein "unvernünftig hohes Risiko" war, habe man das Risiko zwischenzeitlich abgebaut und das Geschäft breiter aufgestellt.

    "Wir sind mit einem kleinen Kreditbuch unterwegs. Die größten Teile sind auch durch Sicherheiten abgesichert. Insofern sind wir da nur ein sehr, sehr kleiner Player in dem sehr, sehr großen Markt."

    Stattdessen will die Privatbank lieber im Investment Banking mitmischen:

    "Das Wort darf man ja gar nicht mehr benutze."

    Meint der Bankier und erklärt im selben Atemzug, man müsse aber auch bei der Definition von Investment Banking sehr genau unterscheiden:

    "Das ist bei uns kein Derivate-Geschäft oder Handelsgeschäft auf eigene Bücher. Sondern es ist ein dienstleistungsbezogenes Investmentbanking-Geschäft. Das heißt also, wir machen Research und die Kunden, die großen Asset-Manager, lassen sich von uns beraten, welche Aktien sinnvoll sind zu kaufen oder nicht zu kaufen."

    Das Research von Berenberg sitzt in London: 400 europäische Aktien von kleinen Unternehmen bis zu großen Konzernen werden von 70 Analysten bewertet. Research, Sales und Brokerage - wie das im Bankendeutsch heißt, darauf konzentriert sich die Hamburger Privatbank:

    "Die Asset Manager, die dann Interesse haben an diesem Unternehmen, vielleicht dann auch kaufen, die greifen auf unser Research zurück und dafür werden wir bezahlt, dass wir eben solche intensiven Analysen machen."

    Hinzu kommt das klassische Kapitalmarktgeschäft. Berenberg berät bei Fusionen und Übernahmen und war 2011 bei allen größeren Börsengängen in Deutschland vertreten. Anders als so manche deutsche Großbank sind die Privatbankiers gut durch die Krisen gekommen:

    "Wir haben eigentlich immer feststellen können, dass während der Krise - das war 2008 der Fall, das war auch 2011 der Fall -, die höchsten Zuflüsse gehabt haben an Einlagen. Und das ist ja auch immer ein Zeichen von Vertrauen."

    In den vergangenen Jahren konnte die Berenberg Bank wohl deshalb ihr verwaltetes Vermögen auf 26 Milliarden Euro steigern - zum Vergleich: 2008 lag der Wert noch bei 20 Milliarden Euro.

    "Wir haben in den vergangenen Jahren ein sehr stetiges Geschäft gehabt und sind, denke ich, was die Kennzahlen angeht, auf einem sehr, sehr guten Niveau. Wir haben das beste Geschäftsjahr in der Geschichte der Bank 2009 gehabt - und dann eben die Jahre 10, 11 und 12 sind Jahre, mit denen wir sehr zufrieden sind."

    Das Geschäftsergebnis ist 2011 im Vergleich zum Vorjahr gesunken - von 61,5 Millionen auf 56,1 Millionen Euro:

    "Ich glaube, im Vergleich in der Bankenlandschaft können wir uns sehen lassen damit."

    Zur Ausstellungseröffnung im Hamburger Kunsthaus sind rund 150 Leute gekommen. Die Kuratorin Elena Winkel tritt zum Mikrofon und blickt ins Publikum, das während ihrer Rede prickelnden Prosecco schlürft:

    "Ich möchte mich hiermit nochmal für die Förderung bedanken. Es ist ja nicht so, dass heute nur ein Künstler oder eine Künstlerin mit dem Hauptpreis nach Hause geht, sondern die Berenberg Bank hat ja auch die Ausstellung und den heutigen Abend unterstützt."

    Die Berenberg Bank ist Sponsor der Ausstellung "Index" von jungen Künstlerinnen und Künstlern und lobt zudem den mit 5000 Euro dotierten "Preis für junge Kunst" aus. Schon länger hat Berenberg ein Faible für Kunst, berät mit der Berenberg Art Advice Anleger beim Kunstkauf. Seit Anfang November hat die Privatbank den für Investoren zugänglichen Art Capital Fund gegründet. Mit einem Fondvolumen von 50 bis 100 Millionen Euro wird in auserwählte Kunstwerke investiert.

    In krisengeschüttelten Zeiten suchen Vermögende eben nach sicheren Anlagemöglichkeiten. Und so werden beim Private Banking nicht nur Renten und Aktien gemanagt, "sondern wir kaufen Wald für die Kunden, wir kaufen Agrarland für die Kunden. Bis hin zu Kunst. Und nicht zuletzt Oldtimern. Aber das ist eher ein kleines Add-on."

    Übrigens: Das finanzielle Einstiegsvolumen, um Kunde der Bank zu werden, liegt bei einer Million Euro.