Die drei großen Gemälde an der Wand verwandeln den Saal in eine grüne Traumlandschaft. Geisterhaft ist vielleicht das richtige Wort für die Erscheinungen seltsamer Fabelwesen, die aus den verschwommenen Bildgründen auftauchen und den Betrachter anblicken, als wollten sie ihn einladen, durch die Leinwand in eine andere Welt einzutauchen.
Valérie Favre arrangiert Landschaften, die nur auf den ersten Blick natürlich wirken, auf den zweiten Blick aber sind sie entrückte Konstruktionen, die aus leicht aufgetragenen Farbschwaden bestehen und sich aus skurrilen Elementen zusammensetzen. Die Figuren sind nahezu durchsichtig, unvermittelt findet sich da ein angedeutetes Haus oder dort ein Flugzeug, alles wirkt stillgestellt und lautlos. Der Blick geht nach innen, es sind Traumwelten ohne bestimmte Aussage, dazu gedacht, die Zeit zum Stillstand zu bringen.
Für die gebürtige Schweizerin Valérie Favre, deren Malereikarriere in den neunziger Jahren in Paris begann, ist das Bild eine Bühne - doch anstelle von Handlungen arrangiert sie darauf unterschiedliche Erzählweisen. Das macht ihre Bilder, obwohl darauf immer wieder eindrucksvolle und starke Figuren zu sehen sind, nahezu abstrakt. Sie selbst sagt von sich, dass sie sich vor allem für Fiktionen interessiert, für Rollenspiele und für die Art ihrer Inszenierung.
Ihre Figuren, obwohl sie dem Betrachter oft lebensgroß und manchmal geradezu aggressiv entgegenkommen, wirken doch irreal und im Wortsinn künstlich. Nie geht es ihr um Realität, immer um Wahrnehmung. Eine hybride Frauengestalt mit langen Hasenohren, gekleidet irgendwie zwischen Pin-Up Girl und Stadtguerilla, Comicfigur und Fabelwesen, durchwandert viele ihrer Gemälde wie eine Symbolfigur, ja fast wie ein Logo, das die Malerin immer wieder benutzt, um immer neue künstlerische Gesten auszuprobieren.
Da sich die Figur ständig wiederholt, fällt der Blick von allein auf die unterschiedlichen Formate, den wechselnden Pinselgestus, das nebenbei arrangierte Interieur der Bilder. Aber letztlich spiegelt sich in der Figur die Künstlerin immer wieder selbst. Sie nennt sie "Lapine Univers", die Universal-Häsin, was zugleich sexuelle Anspielungen über die Verfügbarkeit von Kunst und Körper enthält. Nicht zuletzt war Favre, ehe sie Malerin wurde, selbst Schauspielerin. "Pine" ist darüber hinaus zugleich das französische Wort für Penis und lässt sich als Wortspiel auch auf den Pinsel in der Hand der Malerin beziehen.
Valérie Favre setzt so das persönliche Erzählen bewusst gegen die großen Erzählungen der Geschichte und der Medien - und darauf bezieht sich auch ihre Selbstbezeichnung als "Dritter Bruder Grimm". Nicht allein, dass den wenigsten heute noch bekannt ist, dass es einst fünf Brüder Grimm gab, von denen jedoch nur zwei durch Wörterbuch und Märchensammlung im kulturellen Gedächtnis geblieben sind. Favre tritt kämpferisch gegen die eingängigen, immer wiederholten Märchen, Kino- oder Kunstgeschichten an. Ihre Malerei ist dabei ausgesprochen suggestiv.
Handwerklich ist sie derart versiert, dass ihr jeglicher Malgestus wie selbstverständlich von der Hand geht, auf die Gefahr hin, dass es hier und da dekorativ und beinah "zu schön" wirkt. Manche vergleichen sie mit der Malerei der schwarzen Romantik oder den überladenen Kompositionen des Symbolismus. Favre selbst würde dem vielleicht gar nicht einmal widersprechen. Dabei ist ihr aber jede Naturmystik, alles Schwülstige fremd.
Im Kern jedoch hat Favre kontinuierlich eine der wenigen feministischen Malereipositionen aufgebaut, die sich in der strikten Männerwelt der Kunst behaupten - die nach gewaltigen Erfolgen in Frankreich auch in Deutschland immer mehr Beachtung findet. Schon der Grund Favres, ihren Wohnsitz von Paris nach Berlin zu verlegen, sagt alles über ihr Selbstverständnis als unabhängige Künstlerin. Sie wollte wieder eine unbekannte Malerin sein, um den Kopf frei zu bekommen. Wie lange ihr das in Berlin gelingt, muss fraglich bleiben.
Valérie Favre arrangiert Landschaften, die nur auf den ersten Blick natürlich wirken, auf den zweiten Blick aber sind sie entrückte Konstruktionen, die aus leicht aufgetragenen Farbschwaden bestehen und sich aus skurrilen Elementen zusammensetzen. Die Figuren sind nahezu durchsichtig, unvermittelt findet sich da ein angedeutetes Haus oder dort ein Flugzeug, alles wirkt stillgestellt und lautlos. Der Blick geht nach innen, es sind Traumwelten ohne bestimmte Aussage, dazu gedacht, die Zeit zum Stillstand zu bringen.
Für die gebürtige Schweizerin Valérie Favre, deren Malereikarriere in den neunziger Jahren in Paris begann, ist das Bild eine Bühne - doch anstelle von Handlungen arrangiert sie darauf unterschiedliche Erzählweisen. Das macht ihre Bilder, obwohl darauf immer wieder eindrucksvolle und starke Figuren zu sehen sind, nahezu abstrakt. Sie selbst sagt von sich, dass sie sich vor allem für Fiktionen interessiert, für Rollenspiele und für die Art ihrer Inszenierung.
Ihre Figuren, obwohl sie dem Betrachter oft lebensgroß und manchmal geradezu aggressiv entgegenkommen, wirken doch irreal und im Wortsinn künstlich. Nie geht es ihr um Realität, immer um Wahrnehmung. Eine hybride Frauengestalt mit langen Hasenohren, gekleidet irgendwie zwischen Pin-Up Girl und Stadtguerilla, Comicfigur und Fabelwesen, durchwandert viele ihrer Gemälde wie eine Symbolfigur, ja fast wie ein Logo, das die Malerin immer wieder benutzt, um immer neue künstlerische Gesten auszuprobieren.
Da sich die Figur ständig wiederholt, fällt der Blick von allein auf die unterschiedlichen Formate, den wechselnden Pinselgestus, das nebenbei arrangierte Interieur der Bilder. Aber letztlich spiegelt sich in der Figur die Künstlerin immer wieder selbst. Sie nennt sie "Lapine Univers", die Universal-Häsin, was zugleich sexuelle Anspielungen über die Verfügbarkeit von Kunst und Körper enthält. Nicht zuletzt war Favre, ehe sie Malerin wurde, selbst Schauspielerin. "Pine" ist darüber hinaus zugleich das französische Wort für Penis und lässt sich als Wortspiel auch auf den Pinsel in der Hand der Malerin beziehen.
Valérie Favre setzt so das persönliche Erzählen bewusst gegen die großen Erzählungen der Geschichte und der Medien - und darauf bezieht sich auch ihre Selbstbezeichnung als "Dritter Bruder Grimm". Nicht allein, dass den wenigsten heute noch bekannt ist, dass es einst fünf Brüder Grimm gab, von denen jedoch nur zwei durch Wörterbuch und Märchensammlung im kulturellen Gedächtnis geblieben sind. Favre tritt kämpferisch gegen die eingängigen, immer wiederholten Märchen, Kino- oder Kunstgeschichten an. Ihre Malerei ist dabei ausgesprochen suggestiv.
Handwerklich ist sie derart versiert, dass ihr jeglicher Malgestus wie selbstverständlich von der Hand geht, auf die Gefahr hin, dass es hier und da dekorativ und beinah "zu schön" wirkt. Manche vergleichen sie mit der Malerei der schwarzen Romantik oder den überladenen Kompositionen des Symbolismus. Favre selbst würde dem vielleicht gar nicht einmal widersprechen. Dabei ist ihr aber jede Naturmystik, alles Schwülstige fremd.
Im Kern jedoch hat Favre kontinuierlich eine der wenigen feministischen Malereipositionen aufgebaut, die sich in der strikten Männerwelt der Kunst behaupten - die nach gewaltigen Erfolgen in Frankreich auch in Deutschland immer mehr Beachtung findet. Schon der Grund Favres, ihren Wohnsitz von Paris nach Berlin zu verlegen, sagt alles über ihr Selbstverständnis als unabhängige Künstlerin. Sie wollte wieder eine unbekannte Malerin sein, um den Kopf frei zu bekommen. Wie lange ihr das in Berlin gelingt, muss fraglich bleiben.