Moldau gehörte einst zu Rumänien und dann zur Sowjetunion, seit Anfang der 90er-Jahre ist das Land unabhängig. Die Frage, ob sich die Republik Moldau eher nach Moskau oder nach Brüssel orientieren soll, ist bis heute umstritten. Vor vier Jahren hat das Land mit der EU ein Assoziierungsabkommen abgeschlossen. Doch trotz Annäherung an die Europäische Union bleibt Moldau arm: Renten und Einkommen zählen zu den niedrigsten in ganz Europa, schätzungsweise jeder vierte Moldauer arbeitet im Ausland. Im Inland fehlen qualifizierte Arbeitskräfte und Erfolgsgeschichten von Unternehmern. Stattdessen hat das Land ein wachsendes Korruptionsproblem: Große Teile der EU-Finanzhilfen sollen in dunklen Kanälen verschwunden sein. Und vielen Bauern fehlen trotz des Assoziierungsabkommens die Märkte.
Wiederangliederung an Rumänien?
Nun steht die Parlamentswahl im Februar 2019 bevor, sie gilt als Richtungsentscheidung zwischen pro-europäischen und pro-russischen Kräften. Seit Korruptionsskandale und Wahlmanipulationen das Land erschüttern, ist eine EU-Vollmitgliedschaft in weite Ferne gerückt. Manche Moldauer aber setzen auf eine Europa-Integration durch die Hintertür: das "rumänische Szenario". Die Republik Moldau wiedervereinigt sich mit Rumänien – und ihre Einwohner werden auf diese Weise automatisch zu vollwertigen EU-Bürgern. Gerade bei vielen ethnischen Minderheiten in Moldau aber stößt diese Idee auf Widerstand - bei den Gagausen zum Beispiel, die sich in Meinungsumfragen immer wieder als pro-russisch gezeigt haben.
Viele Demonstranten fürchten darüber hinaus, dass ihr Land an einem ganz anderen Scheideweg steht: Wenn es jetzt nicht auf den Weg der Demokratie zurückfindet, dann könnte es endgültig in die Hände einer autoritären Kleptokratenclique fallen.