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Der einzige deutsche "Tycoon"

Bernd Eichinger, Deutschlands wichtigster Filmproduzent, ist mit 61 Jahren gestorben. Die Filmwelt ist schockiert. Einen zweiten wie ihn, da ist man sich einig, wird es nicht mehr geben, die Lücke, die sein Tod reißt, ist auf Jahre nicht zu schließen.

Von Josef Schnelle | 26.01.2011
    Was macht eigentlich ein Produzent? Das ist schwer zu sagen. Ganz einfach ist es aber zu beantworten, wie Bernd Eichinger seine Rolle als Produzent verstanden hat. Er sah sich als den, der den Film macht und brachte sich auf allen Stufen der Produktion unermüdlich und leidenschaftlich ein. Darin eiferte er den großen Hollywoodproduzenten nach. Er beschaffte das Geld, kaufte die Stoffe ein - meistens waren es Bestseller- nahm sich die Drehbücher zu seinen Filmen vor, von denen er nicht wenige selbst schrieb, mischte sich in die Regiearbeiten ein und überließ auch bei der Herausbringung der Filme in den Kinos nichts dem Zufall. Er schielte nicht nach Beliebtheit. Es kränkte ihn aber schon, dass er stets als das Schmuddelkind der Branche galt. Die Anerkennung des Publikums an der Kinokasse war ihm immerhin sicher. Auch um Filmförderung musste er sich wenig scheren, denn als einziger deutscher Filmproduzent konnte er auch einmal einen Film aus der Portokasse seiner Firma Neue Constantin bezahlen, der er auch eine richtige triumphierende Vorspannmusik verpasste, zu der sich die Buchstaben der Firma dick ins Bild schieben.

    Bernd Eichinger hat fast 100 Filme produziert. Zu ihnen zählen die erfolgreichsten deutschen Filme überhaupt. Er war Mitglied in der Oscar-Filmakademie und er schuf gegen viele Widerstände die Deutsche Filmakademie, an der immer umstritten blieb, dass sie im Unterschied zu allen anderen Akademien, staatliche Fördergelder in Form von Preisen vergibt. Erst 2010 bedankten sich die Akademiemitglieder bei ihrem übermächtigen Paten mit einem Ehrenpreis, den er eher trotzig als gerührt in Empfang nahm. 40 Jahre lang ist er Produzent tätig gewesen. Nach seinem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München wollte er eigentlich Regisseur werden. Doch schon bald erwies sich, dass seine Talente woanders lagen. Nur einmal hat er später selbst Regie geführt. Doch "Der große Bagarozy" wurde 1999 ein entsetzlicher Flop. Erfolgreich war Eichinger zunächst mit den Autorenfilmen seiner Kommilitonen und Kollegen. In den 70er Jahren produzierte er Filme von Edgar Reitz, Wim Wenders, Alexander Kluge und Wolfgang Petersen, den er mit dem homosexuellen Coming-out-Film "Die Konsequenz" erst zur späteren Weltkarriere verhalf. Doch das begrenzte Publikumspotenzial des jungen deutschen Autorenfilms war im bald nicht mehr genug. Als Wendepunkt in seiner Karriere darf der Film "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" inszeniert von Uli Edel 1981 nach einer Illustriertenserie über das Leben einer jugendlichen Stricherin:

    "Überall nur Pisse und Kacke. Man muss nur genau hinsehen. Egal wie großzügig es von Weitem aussieht. Auch der grüne Rasen. In den Einkaufzentren. Aber am meisten stinkt's in den Häusern. In den Treppenhäusern."

    Nach dem ungewöhnlichen Erfolg dieses Films machte es Eichinger zu seinem Markenzeichen Bestseller zu verfilmen. "Die Unendliche Geschichte" von Michael Ende gehört dazu ebenso wie "Das Geisterhaus", "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" oder "Der Name der Rose" von Umberto Eco, sein auch künstlerisch anerkanntester Film.

    " Novize: "Meister, habt ihr schon mal jemanden geliebt." Prior: "Schon viele Male." Novize: "Das habt ihr?" Prior: "Ja, ja natürlich: Aristoteles, Ovid. Thomas von Aquin." Novize: "Nein, nein, Ich meine ... Prior: "Wäre es möglich, du verwechselst Liebe mit Lust?" "

    Bernd Eichinger setzte aber auch auf deutsche Komödien nicht immer der feinsten Art. Bully Herbig wurde sein besonderer Schützling. Er kreierte mit Tom Gerhardt dessen Komödienfigur Hausmeister Krause und ließ Till Schweiger auftreten in der Komödie "Manta Manta":

    " Till: "Mach doch Mal 'nen anderen Sender. Mädchen: "Der hat aber die beste Musik." Stimme aus dem Radio: "Treffen sich zwei Manta-Fahrer. Sagt der eine: Du, ich hab mir nen Duden gekauft. Sagt der andere: Und? Schon eingebaut?" "

    Filme wie "Manta Manta" haben zwar die Kasse gefüllt aber entscheidend zu Eichingers Ruf, vor nichts zurückzuschrecken, beigetragen. Fortan galt er den kunstbeflissenen Filmemachern des ganz neuen deutschen Films als Reizfigur. Dabei hat Eichinger immer wieder versucht mit den bekannten Autoren des deutschen Films, Projekte zu realisieren wie "Elementarteilchen" mit Oskar Roehler oder "Das Parfüm" mit Tom Tykwer. Doch es mussten immer Großprojekte sein, woran vielleicht der weltweit erfolgreiche Film "Das Parfüm" künstlerisch gescheitert ist. "Der Baader Meinhof Komplex" markierte 2008 den Höhepunkt der Erfolgsgeschichte des Produzenten Bernd Eichinger. Er wurde sogar für den Oscar nominiert.