Die SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Hinz hat ihr Mandat niedergelegt. Das teilte die von ihr beauftragte Rechtsanwaltskanzlei mit. Zuvor hatte sie eingeräumt, wesentliche Teile ihres Lebenslaufs erfunden zu haben.
"1984 Abitur, 1985 bis 1995 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, Abschluss erstes und zweites Staatsexamen." So stand es bis heute Vormittag in der Biografie der langjährigen SPD-Abgeordneten auf der Website des Deutschen Bundestags geschrieben - auch noch Stunden, nachdem die SPD-Politikerin bereits eingeräumt hatte, wesentliche Teile ihres Lebenslaufes erfunden zu haben.
Sie habe die allgemeine Hochschulreife nicht erworben, kein Studium der Rechtswissenschaften absolviert und auch keine Juristischen Staatsexamina abgelegt, erklärte ihr Anwalt in der Nacht zu Mittwoch. Die Zeitungen "WAZ" und "NRZ" hatten die Angaben der Parlamentarierin zuvor hinterfragt.
"In der Rückschau vermag Frau Hinz nicht zu erkennen, welche Gründe sie seinerzeit veranlasst haben, mit der falschen Angabe über ihren Schulabschluss den Grundstein zu legen für weitere unzutreffende Behauptungen über ihre juristische Ausbildung und Tätigkeit", heißt es in Hinz' Erklärung weiter, "zumindest einen Teil ihrer biografischen Falschangaben zu heilen", sei in späteren Jahren gescheitert.
Zwischen Hass und Häme
Der Online-Auftritt von Hinz ist noch aktiv, ihre Profile bei Facebook und Twitter sind es inzwischen nicht mehr. Dort ergießt sich seit Bekanntwerden der Nachricht Hass und Häme über die 54-Jährige. Viele fordern ein Berufsverbot und schließen von dem Fall auf die gesamte politische Klasse an sich. Und deren Vertreter?
Christopher Lauer, Abgeordneter der Piraten im Berliner Landtag, nimmt es mit Humor:
Von "unglaublicher" und "dreister Hochstapelei" dagegen spricht Hinz' CSU-Parlamentskollege Volker Ulrich bei Twitter.
"Unter 'Schönen' lassen wir gar nichts durchgehen"
Auch Personalberater Volker Markmann zeigt sich überrascht: In seinen 25 Jahren bei "Kienbaum Consultants International" sei ihm nur einmal ein vergleichbarer Fall begegnet, erinnert er sich sich im Gespräch mit dem Deutschlandfunk: Ein Bewerber, der über seine Zeit bei einem Automobilkonzern in den USA gelogen und entsprechende Zeugnisse gefälscht habe. Damals habe er "das Gefühl gehabt, dass etwas nicht stimmt" und daraufhin recherchiert, so Markmann, der inzwischen Partner und Mitglied der Geschäftsleitung in der international tätigen Personalberatungsfirma ist.
Wenn im Fall von Petra Hinz in der Berichterstattung nun von einem "Schönen" des Lebenslaufs die Rede ist, will der Headhunter das nicht akzeptieren. Es sei nicht mehr und nicht weniger als ein Betrug gegenüber dem Arbeitgeber. In der freien Wirtschaft wäre "das ein Grund für eine absolute Kündigung", betont Markmann. "Unter 'Schönen' lassen wir gar nichts durchgehen, Lebensläufe müssen absolut korrekt sein."