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"Der Faschist versteckt sich überall in Griechenland"

Der griechische Hip-Hop-Sänger Pavlos Fyssas wurde vor rund zwei Wochen von Mitgliedern der rechtsextremistischen Partei Goldene Morgenröte kaltblütig erstochen. Der Musiker lebte im Athener Viertel Perama. Ein Rundgang bei Wegbegleitern.

Von Simela Limbou |
    "Ich bin kein Bürger von Nichts und niemandem und ich fürchte nichts – das ist Fakt."

    So kannte die Hip-Hop-Gemeinde in Griechenland Pavlos Fyssas. Seine Texte handelten zuletzt von der Krise und wie seine Generation damit umgeht. Bis zu dem Tag, als der 34-Jährige von einem Mitglied der rechtsextremistischen Partei "Goldene Morgenröte" kaltblütig erstochen wurde.

    "Diese Sache ist für uns alle ein Schock, also woher hatte der diesen Hass, Pavlos so was Böses anzutun, Pavlos hat niemandem was angetan."

    Michalis Mytakidis sitzt in seinem dunklen Tonstudio und kann es immer noch nicht fassen. Der Hüne mit den tätowierten Armen ist der bekannteste Rapper Griechenlands, genannt B.D. Foxmoor. Pavlos Fyssas war 15, als er sich ihm vorstellte:

    "Damit wir ihn als einen von uns anerkennen, sagte er mir, ich komme auch von hier und mein Vater arbeitet auch in der Zoni."

    In der Zoni, damit meinen die Leute von Perama die Schiffswerft. Sie ist nicht zu übersehen. Die Kräne ragen übergroß in den Himmel. Nur Schiffe werden hier nicht mehr gebaut. Es ist zu teuer geworden. Vor der Krise haben mehr als 6000 Menschen am Tag auf der Werft gearbeitet. Heute sind es gerade mal 500, die noch Schiffe instand halten. Mit dem Niedergang der Werft kam die "Goldene Morgenröte". Mitglieder der rechtsextremen Partei versprachen den verzweifelten Leuten "Arbeit nur für Griechen" zu schaffen. Der Zulauf war immens. Dabei sind Andersdenkende zur Zielscheibe für die Rechtsextremisten geworden.

    Wie Petros Pountidis, der sich zusammen mit seinem Vater bei der Gewerkschaft der Werftarbeiter engagiert. Vor wenigen Wochen ist sein Vater von den Neonazis überfallen worden. Aus der Sicht der "Goldenen Morgenröte" sind Gewerkschaftsmitglieder Linksextreme, die bekämpft werden müssen.

    "Sie fanden zehn Leute, die Plakate anklebten, neun von ihnen landeten danach im Krankenhaus. Es kam ein Motorrad aus dem Hinterhalt und noch eins von vorne, so umringten sie die Zehn. Und mit Knüppeln mit Nägeln wurden sie zusammengeschlagen. Mein Vater musste dreimal genäht werden, wenn sie seine Wirbelsäule getroffen hätten, wäre er gestorben."

    Wir sind im Herzen von Perama, am Platz Tzorbatzoglou. Im Kafenion, einem der traditionellen, griechischen Kaffeehäuser, sitzt Michalis Stamatelos. Der Gastronom hat seit Ausbruch der Krise viele Überfälle in seinem Viertel gesehen.

    "Wenn hier 15 Leute einen Pakistaner niederhauen und ich greife nicht ein. Aus Angst. Da mache ich mich zum Mitschuldigen. Weil ich nicht sage: Hört auf, was macht Ihr da."

    Gegenüber vom Kafenion liegt die Bierkneipe von Sotiris Damaglidis. Er hat beobachtet, dass Polizisten den Übergriffen der Neonazis tatenlos zusehen.

    "Natürlich können nicht sechs Polizisten dazwischen gehen, wenn sich dreißig-fünfzig Leute prügeln."

    Aber sie hätten schneller Verstärkung aus der Zentrale anfordern können, so Damaglidis. Da war eine gewisse Ignoranz zu spüren, sagt der Wirt. Lähmende Angst mache sich breit, warnt auch Rapper B.D. Foxmoor. In seinem Lied "Mi Mafinis - Lass mich nicht allein" warnt er vor brennenden Straßen voller Wut und Angst.

    Der Musiker fühlt sich vom griechischen Staat allein gelassen. Er und seine Brüder in der Hip-Hop-Gemeinde erhielten keinerlei Unterstützung, wenn sie von den Neonazis angegriffen würden.

    "Das ist ja das Krankhafte. Der Faschist versteckt sich überall in Griechenland", sagt er.