Ein Trupp malischer Soldaten entsichert die Gewehre. "Angriffsstellung", hat ihr Kommandeur befohlen. Plötzlich der Ruf: "Der Feind steht geradeaus!"
"”Contact avant! Contact avant!”"
Schon kommt der nächste Befehl: "Deckung suchen nach rechts!" Sich gegenseitig sichernd, zieht sich die Gruppe nach und nach zurück.
Das alles ist, zum Glück, nur eine Übung. Es ist Teil der europäischen Ausbildungsmission für die malische Armee, die Anfang April in einer Militärschule in Koulikoro begonnen hat. Das Städtchen liegt etwa 60 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako. Bislang, so der französische Ausbilder, ist man mit den Soldaten sehr zufrieden.
"Die sind ziemlich positiv. Es liegt noch etwas Arbeit vor uns, aber die Männer sind gut und motiviert, sie wollen wirklich arbeiten."
In den ersten Tagen allerdings gab es einiges zu korrigieren:
"In der französischen Armee legen wir großen Wert auf die korrekte Uniform. Hier hat mich der Umgang damit anfangs irritiert, aber inzwischen ist das kein Problem mehr. Jetzt sind alle wirklich gleich angezogen. Sie haben am Anfang zwar auch ihre Uniformen getragen, aber zum Beispiel die Plastikgamaschen nicht korrekt über die Stiefel gezogen. Wir haben ihnen das erklärt, und jetzt machen sie es vorschriftsmäßig."
Der französische Ausbilder will anonym bleiben wie alle anderen Soldaten auch – aus Sicherheitsgründen. Im Rahmen früherer Militäreinsätze kam es vor, dass die Familien der beteiligten Soldaten in Europa Drohanrufe von Islamisten erhielten, wenn einzelne Namen bekannt wurden. Auch die malischen Soldaten schützen ihre Identität.
"Wir sind jetzt in der dritten Ausbildungswoche, und nach dieser kurzen Zeit bin ich voller Hoffnung für die Gruppe, die unter meinem Kommando steht. Was ich hier sehe und erfahre, entspricht meinen höchsten Erwartungen. Ich bin stolz auf die Qualität der Ausbildung und die gute Pädagogik, die man uns angedeihen lässt."
Dann ist es Zeit fürs Mittagessen, die Gruppe tritt ab.
In Koulikoro wird zurzeit das erste von insgesamt vier Bataillonen geschult, insgesamt rund 2800 Mann. Das ist die Hälfte aller malischen Kampftruppen. Was an diesem Morgen geübt wird, gehört alles zur Grundausbildung. Daran beteiligen sich die Deutschen noch nicht. Sie werden Ende April einen Teil der Spezialausbildung übernehmen: das Training von Pionieren. Zwar sind die ersten deutschen Pioniere schon vor Ort, aber sie werden selbst noch eingewiesen. Sie lernen zum Beispiel die wichtigsten Begriffe auf Französisch. Einer von ihnen erklärt in einer kurzen Unterrichtspause, was Pioniere überhaupt sind.
"Wir sind zwar auch an der Waffe ausgebildet, aber unser Hauptaugenmerk liegt darauf, dass wir Straßenbau machen, Häuserbau betreiben, oder sonstige Sachen, wir sind halt so gesehen die Bauarbeiter der Armee."
Zu deren Aufgaben gehört außerdem, Straßen wieder gangbar und befahrbar zu machen. Wenn nötig, werden dafür Straßensperren oder Minen, Munition und andere Kampfmittel geräumt. Das ist eine heikle und schwierige Aufgabe. Die Deutschen haben einige Spezialisten dabei, die ihr Wissen an einen Zug malischer Pioniere weitergeben werden.
Aber, wie gesagt, bis die Deutschen zum Zuge kommen, wird es noch einige Tage dauern. Bis dahin müssen die Malier neben den praktischen Übungen büffeln; auf dem Kasernengelände findet auch theoretischer Unterricht statt. Trotz der Hitze sind alle bei der Sache. Auf dem Stundenplan stehen neben dem Räumen von Kampfmitteln und Munition weitere Spezialgebiete wie der Umgang mit Telekommunikation oder die Ausbildung von Scharfschützen. Für alle verpflichtend: der wöchentliche Unterricht in Menschenrechten und Internationalem Kriegsvölkerrecht.
Frankreich leitet die europäische Trainingsmission. Presseoffizier ist Philippe de Cussac:
"Unser oberstes Ziel ist es, innerhalb jedes Bataillons einen engen Zusammenhalt zu schaffen. Die Einheiten kamen aus den verschiedensten Landesteilen zusammen und haben hier erst vor drei Wochen zusammengefunden. Das Wichtigste ist jetzt, dass sich ein Korpsgeist bildet, ein enger Zusammenhalt zwischen dem Kommandeur und den Soldaten."
Nach den ersten drei Wochen ist de Cussac angenehm überrascht:
"”Die 700 Soldaten, mit denen wir zurzeit in Koulikoro arbeiten, sind sehr stolz darauf, dass sie für die Mission ausgewählt wurden. Und auch stolz darauf, dass sie die Möglichkeit einer militärischen Ausbildung bekommen. Sie sind enthusiastisch beim täglichen Training dabei.""
Dazu muss man wissen, dass die malische Armee seit etwa drei Jahren keinen einzigen ihrer Soldaten trainiert hat. Entsprechend desolat ist der Zustand der Truppe, die darüber hinaus zu wenig Geld und fast kein Material bekam.
Im Unterschied dazu engagieren sich ausländische Nationen seit Jahren in der Ausbildung der malischen Armee. Die Vereinigten Staaten bilden im Rahmen ihres Antiterrorkrieges seit über zehn Jahren Soldaten im gesamten Sahelraum aus. Mali war ein Schwerpunkt des Programms, aber die Ausbildung ein kompletter Fehlschlag. Immer wenn es im vergangenen Jahr brenzlig wurde, liefen die von den USA geschulten Soldaten zu den Islamisten über oder desertierten. Philippe de Cussac lässt sich davon nicht entmutigen:
"Der große Unterschied ist, dass wir Bataillone mit Zusammenhalt bilden wollen, die anschließend nicht auf andere Einheiten verteilt werden, sondern zusammenbleiben."
Im Unterschied dazu seien die Absolventen des US-Trainings auf unterschiedliche Einheiten verteilt worden. Bleibt zu hoffen, dass der Optimismus nicht trügt: Zwar sind die Islamisten in Mali empfindlich geschwächt, aber noch lange nicht besiegt.
"”Contact avant! Contact avant!”"
Schon kommt der nächste Befehl: "Deckung suchen nach rechts!" Sich gegenseitig sichernd, zieht sich die Gruppe nach und nach zurück.
Das alles ist, zum Glück, nur eine Übung. Es ist Teil der europäischen Ausbildungsmission für die malische Armee, die Anfang April in einer Militärschule in Koulikoro begonnen hat. Das Städtchen liegt etwa 60 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako. Bislang, so der französische Ausbilder, ist man mit den Soldaten sehr zufrieden.
"Die sind ziemlich positiv. Es liegt noch etwas Arbeit vor uns, aber die Männer sind gut und motiviert, sie wollen wirklich arbeiten."
In den ersten Tagen allerdings gab es einiges zu korrigieren:
"In der französischen Armee legen wir großen Wert auf die korrekte Uniform. Hier hat mich der Umgang damit anfangs irritiert, aber inzwischen ist das kein Problem mehr. Jetzt sind alle wirklich gleich angezogen. Sie haben am Anfang zwar auch ihre Uniformen getragen, aber zum Beispiel die Plastikgamaschen nicht korrekt über die Stiefel gezogen. Wir haben ihnen das erklärt, und jetzt machen sie es vorschriftsmäßig."
Der französische Ausbilder will anonym bleiben wie alle anderen Soldaten auch – aus Sicherheitsgründen. Im Rahmen früherer Militäreinsätze kam es vor, dass die Familien der beteiligten Soldaten in Europa Drohanrufe von Islamisten erhielten, wenn einzelne Namen bekannt wurden. Auch die malischen Soldaten schützen ihre Identität.
"Wir sind jetzt in der dritten Ausbildungswoche, und nach dieser kurzen Zeit bin ich voller Hoffnung für die Gruppe, die unter meinem Kommando steht. Was ich hier sehe und erfahre, entspricht meinen höchsten Erwartungen. Ich bin stolz auf die Qualität der Ausbildung und die gute Pädagogik, die man uns angedeihen lässt."
Dann ist es Zeit fürs Mittagessen, die Gruppe tritt ab.
In Koulikoro wird zurzeit das erste von insgesamt vier Bataillonen geschult, insgesamt rund 2800 Mann. Das ist die Hälfte aller malischen Kampftruppen. Was an diesem Morgen geübt wird, gehört alles zur Grundausbildung. Daran beteiligen sich die Deutschen noch nicht. Sie werden Ende April einen Teil der Spezialausbildung übernehmen: das Training von Pionieren. Zwar sind die ersten deutschen Pioniere schon vor Ort, aber sie werden selbst noch eingewiesen. Sie lernen zum Beispiel die wichtigsten Begriffe auf Französisch. Einer von ihnen erklärt in einer kurzen Unterrichtspause, was Pioniere überhaupt sind.
"Wir sind zwar auch an der Waffe ausgebildet, aber unser Hauptaugenmerk liegt darauf, dass wir Straßenbau machen, Häuserbau betreiben, oder sonstige Sachen, wir sind halt so gesehen die Bauarbeiter der Armee."
Zu deren Aufgaben gehört außerdem, Straßen wieder gangbar und befahrbar zu machen. Wenn nötig, werden dafür Straßensperren oder Minen, Munition und andere Kampfmittel geräumt. Das ist eine heikle und schwierige Aufgabe. Die Deutschen haben einige Spezialisten dabei, die ihr Wissen an einen Zug malischer Pioniere weitergeben werden.
Aber, wie gesagt, bis die Deutschen zum Zuge kommen, wird es noch einige Tage dauern. Bis dahin müssen die Malier neben den praktischen Übungen büffeln; auf dem Kasernengelände findet auch theoretischer Unterricht statt. Trotz der Hitze sind alle bei der Sache. Auf dem Stundenplan stehen neben dem Räumen von Kampfmitteln und Munition weitere Spezialgebiete wie der Umgang mit Telekommunikation oder die Ausbildung von Scharfschützen. Für alle verpflichtend: der wöchentliche Unterricht in Menschenrechten und Internationalem Kriegsvölkerrecht.
Frankreich leitet die europäische Trainingsmission. Presseoffizier ist Philippe de Cussac:
"Unser oberstes Ziel ist es, innerhalb jedes Bataillons einen engen Zusammenhalt zu schaffen. Die Einheiten kamen aus den verschiedensten Landesteilen zusammen und haben hier erst vor drei Wochen zusammengefunden. Das Wichtigste ist jetzt, dass sich ein Korpsgeist bildet, ein enger Zusammenhalt zwischen dem Kommandeur und den Soldaten."
Nach den ersten drei Wochen ist de Cussac angenehm überrascht:
"”Die 700 Soldaten, mit denen wir zurzeit in Koulikoro arbeiten, sind sehr stolz darauf, dass sie für die Mission ausgewählt wurden. Und auch stolz darauf, dass sie die Möglichkeit einer militärischen Ausbildung bekommen. Sie sind enthusiastisch beim täglichen Training dabei.""
Dazu muss man wissen, dass die malische Armee seit etwa drei Jahren keinen einzigen ihrer Soldaten trainiert hat. Entsprechend desolat ist der Zustand der Truppe, die darüber hinaus zu wenig Geld und fast kein Material bekam.
Im Unterschied dazu engagieren sich ausländische Nationen seit Jahren in der Ausbildung der malischen Armee. Die Vereinigten Staaten bilden im Rahmen ihres Antiterrorkrieges seit über zehn Jahren Soldaten im gesamten Sahelraum aus. Mali war ein Schwerpunkt des Programms, aber die Ausbildung ein kompletter Fehlschlag. Immer wenn es im vergangenen Jahr brenzlig wurde, liefen die von den USA geschulten Soldaten zu den Islamisten über oder desertierten. Philippe de Cussac lässt sich davon nicht entmutigen:
"Der große Unterschied ist, dass wir Bataillone mit Zusammenhalt bilden wollen, die anschließend nicht auf andere Einheiten verteilt werden, sondern zusammenbleiben."
Im Unterschied dazu seien die Absolventen des US-Trainings auf unterschiedliche Einheiten verteilt worden. Bleibt zu hoffen, dass der Optimismus nicht trügt: Zwar sind die Islamisten in Mali empfindlich geschwächt, aber noch lange nicht besiegt.