"Es ist bekannt, dass Eure Kaiserliche Majestät die Römische Krone ohne meine Mithilfe nicht hätte erlangen können. Denn wenn ich hätte vom Hause Österreich abstehen und Frankreich fördern wollen, so hätte ich viel Gut und Geld erlangt. Welcher Nachteil aber hieraus Eurer Kaiserlichen Majestät erwachsen wäre, das hat Eure Majestät wohl zu erwägen."
Als Jakob Fugger am 6. März 1459 geboren wird, spricht nicht viel für diese sensationelle Karriere. Als elftes Kind einer erfolgreichen Kaufmannsfamilie ist er für eine geistliche Laufbahn bestimmt. Erst als mehrere Geschwister sterben, holen die älteren Brüder den 19-jährigen zurück in die Firma. In Rom und Venedig ausgebildet, wird er für die Innsbrucker Filiale der Firma zuständig, die mittlerweile in ganz Europa Geschäftsverbindungen unterhält. Das wird der Schlüssel zum Erfolg, wie der Wirtschaftshistoriker Lars Börner erklärt:
"Das machte natürlich die Fugger-Unternehmen stark. Sie waren überall in Europa mit Faktoreien vertreten und konnten entsprechend auch zeitgleich im Prinzip Geschäfte überall in Europa tätigen und entsprechend zum Beispiel auch im Bankgeschäft. Eines der Kerngeschäfte war dann eben auch, dass sie Gelder transferiert haben von einer Stadt in Europa in die andere, von Norden nach Süden."
1485 initiiert Jakob von Innsbruck aus einen Kredit an Erzherzog Sigismund von Tirol. Hier liegen die ergiebigsten Metallbergwerke Europas. Die Fugger lassen sich ihre Darlehen in Edelmetallen bezahlen, und Jakob, der selbst die Förderung übernimmt, macht mit genialem Geschäftssinn und - teilweise skrupellosem Hintergehen von Handelspartnern - eine Goldgrube daraus. Als 1490 der überschuldete Herzog vom deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. abgelöst wird, kann Jacob seine Beziehungen zu den Habsburgern spielen lassen. Die Fugger werden nun Finanziers des mächtigsten europäischen Herrscherhauses, sie bezahlen Kriege und Friedensverhandlungen, Beamte und Soldaten. Das Geld kommt von stillen Teilhabern, vor allem Kirchenfürsten, denen das kanonische Recht verbietet, Zinsen zu nehmen.
Lars Börner: "Die Kirchenleute, das waren die Leute, die viel Geld hatten, und die Gelder wollten die auch anlegen. Wenn man die Quellen liest, auch aus dem Vatikan, dann ist es kein Geheimnis, dass auch der Papst möglichst gerne hohe Renditen rausgezogen hat. Zinsverbot hin, Zinsverbot her."
Wie kein anderer passt sich Jakob Fugger, der mittlerweile die Firma vollständig dominiert, mit Können und Skrupellosigkeit der Dynamik des frühkapitalistischen Aufbruchs an. Martin Luther wettert:
"Aber das größte Unglück für die deutsche Nation ist gewiss das Kreditwesen. Es besteht nicht viel länger als 100 Jahre und hat schon fast alle Fürsten, Stifte, Städte, Adel und Erben in Armut, Jammer und Verderben gebracht. Hier müsste man wahrlich auch den Fuggern und dergleichen Gesellschaften einen Zaum ins Maul legen."
Jakob Fugger bemühte sich mit Wohltaten wie der Fuggerei in Augsburg, der bis heute ältesten erhaltenen Sozialbausiedlung der Welt, den Anfeindungen entgegenzutreten. Doch die Fürsten brauchten die Finanziers, die den neu entstehenden Territorialstaaten das Geld für den Aufbau lieferten. Nach eigener politischer Macht aber hat Jakob Fugger, anders als die italienischen Medici, die er an Reichtum noch übertraf, nie gestrebt. Zwar wurde er als erster Kaufmann in den Grafenstand erhoben, aber nicht einmal in seiner Heimatstadt Augsburg hatte er Zugang zu den höchsten Ämtern. Dort war nur Platz für das alteingesessene Patriziat - nicht aber für den Enkel eines eingewanderten Webers.