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Der französische Akkordeonist Jean-Louis Matinier
In geheimen Zimmern

Ein Akkordeon erzählt von seinen Einsamkeiten: Unter Jean-Louis Matiniers Händen bekommt das weltweit so populäre wie idiomatische Instrument frisches Leben eingehaucht. Beim Komponieren profitiert er von seiner genauen Kenntnis der klassischen Akkordeon-Literatur.

Von Karl Lippegaus |
    Ein Mann mit grauem Lockenkopf steht mit einem umgehängten Akkordeon vor schwarzem Hintergrund
    Für die Jazzfacts gab er eines seiner seltenen Intervies: Jean-Louis Matinier (R. Freiberger)
    Weite Landschaften, wie in Trauer gehüllt, vibrierend vor Schönheit: Jean-Louis Matinier entwirft seine stillen Fantasiewelten so wie ein grandioser Klangmaler. Besonders wohl fühlt sich der Akkordeonist in kammermusikalischen Besetzungen, bevorzugt unter vier Augen und Ohren. Im Duo mit seinem Landsmann Kevin Seddiki bildet er auf dem Album „Rivages” (Ufer) ein erstaunliches Orchester. Der 1963 in Nevers geborene Künstler folgte noch nie kurzlebigen Moden. Lange war er Begleiter der Chanson-Legende Juliette Greco. Im Jazz genießt er einen exzellenten Ruf. Ob im Tarkovsky Quartet oder nur mit Michael Riesslers Klarinette, ob mit Renaud Garcia-Fons am Kontrabass oder zur Nyckelharpa Marco Ambrosinis: Ein sensiblerer und diskreterer musikalischer Kompagnon als Jean-Louis Matinier ist schwer vorstellbar.