"Mir gefiel sofort, was ich hörte. Und ich dachte, das wird auch sehr vielen anderen gefallen. Sie waren frisch und ehrlich. Und sie hatten Ausstrahlung. Sie sahen etwas verwahrlost aus mit ihren schwarze Lederjacken, Jeans und langen Haaren. Das ungepflegte Aussehen schien ihnen aber egal zu sein. Es schien ihnen wichtiger zu sein, wie sie klingen."
So erinnerte sich Beatles-Manager Brian Epstein 1964 im BBC-Radio an seine Eindrücke, als er drei Jahre zuvor erstmals eine Show seiner späteren Schützlinge im Liverpooler Cavern Club besucht hatte. Brian Epstein war auf die Beatles aufmerksam geworden, weil ein Kunde in dem von ihm geführten Plattengeschäft NEMS in der Liverpooler Innenstadt nach der Single "My Bonnie" gefragt hatte, die die Beatles in Hamburg mit Tony Sheridan aufgenommen hatten.
Nahezu unbekannte Beatles
Brian Samuel Epstein war als Sohn eines jüdischen Möbelhändlers im wohlhabenden Liverpooler Stadtteil Childwall aufgewachsen. Mit 16 machte er eine Lehre im Möbelgeschäft seiner Eltern, wo sich erstmals sein besonderes Talent als Verkäufer zeigte. Es folgte ein kurzes Intermezzo als Schauspielstudent. Dann übernahm er das ebenfalls im Besitz seiner Eltern befindliche Plattengeschäft North End Music Stores kurz NEMS genannt und baute es zum umsatzstärksten Geschäft in ganz Nordwestengland auf. Als er mit 27 Manager der bis dahin nahezu unbekannten Beatles wurde, hatte er keinerlei Erfahrung im Veranstaltungsmetier.
"Das erste Treffen mit dem Beatles fand ich meinem Plattenladen statt. Paul tauchte aber nicht auf. Einer von ihnen rief bei ihm an. Da war er gerade erst aufgestanden und noch im Bad. Ich schimpfte: Das geht ja gut los. Wie kann er bei einem so wichtigen Treffen zu spät sein? In typischer Beatle-Manier sagte George daraufhin: Er kommt zwar zu spät. Dafür ist er sehr sauber."
Epstein als naiver Verhandlungspartner
Brian Epstein steckte die Beatles in einheitliche Anzüge, verbot seinen "Boys" auf der Bühne zu fluchen oder zu essen. Mit Erfolg: Nach einem halben Jahr verschaffte er ihnen einen Plattenvertrag, nach vierzehn Monaten standen die Beatles mit "Please Please Me" erstmals auf Platz 1. Erst Jahre später stellte sich heraus, dass Brian Epstein oft zu naiv in Verhandlungen mit den Plattenfirmen und Merchandisehändlern gewesen war, deutlich lukrativere Konditionen hätte aushandeln können und so die Beatles um Millionensummen gebracht hatte.
"Ich mag meine Künstler. Es sind großartige Menschen. Jemand schrieb neulich, dass ich kein Sozialleben hätte und am liebsten mit meinen Künstlern zusammen bin. Und das stimmt."
Drei Jahre lang reiste Brian Epstein an der Seite der Beatles wie im Rausch um die Welt, dann verkündeten die Beatles den Abschied von der Bühne und verschwanden lange im Studio, um am Album "Sgt. Pepper's" zu arbeiten. Immer seltener benötigten sie nun die Hilfe ihres Managers.
Tod läutete Ende der Beatles ein
Brian Epstein führte ein zunehmend unglückliches Doppelleben, das geprägt war durch die mühsame Geheimhaltung seiner in flüchtigen Affären ausgelebten Homosexualität, die in England damals noch unter Strafe stand und ihn deshalb ständig erpressbar machte. Einsam, depressiv und tablettenabhängig starb Brian Epstein am 27. August 1967 mit nur 32 durch eine versehentlich eingenommene Überdosis Schlafmittel. Der tragische Tod von Brian Epstein läutete auch das Ende der Beatles ein, die sich nicht auf einen Nachfolger einigen konnten und darüber schließlich unversöhnlich in Streit gerieten. John Lennon 1970:
"Ich wusste, dass wir in Schwierigkeiten steckten. Mir war klar, dass wir nichts anders konnten als Musik und das machte mir Angst. Ich dachte, jetzt ist es aus."