"Wir dienen jenem unsichtbaren Bund von Tausenden, die gegenwärtig vielleicht noch verteilt in allen Lagern stehen, die aber wissen, dass der Tag nahe ist, an dem sie zusammenkommen müssen. Wir haben kein Programm. Wir kennen keine steinernen Wahrheiten. Das Einzige, was uns heilig ist, ist das Leben – das Einzige, was uns werthaft erscheint, die Bewegung."
Das schrieb Harro Schulze-Boysen Anfang März 1932 in der linksliberalen Berliner Zeitschrift "Der Gegner". Geboren wurde Schulze-Boysen am 2. September 1909 in Kiel als Sohn eines Marineoffiziers. Als junger Gymnasiast in Duisburg beteiligte er sich 1923 am Kampf gegen die französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet und wurde festgenommen. Später studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und Berlin, fühlte sich auch zu national-revolutionären Organisationen wie der Schwarzen Front von Otto Strasser hingezogen. 1931, während eines längeren Frankreichaufenthalts, weckten französische Intellektuelle sein Interesse für die Sowjetunion. Schulze-Boysen kehrte nach Berlin zurück mit der Idee, eine gegen die aufstrebenden Nazis gerichtete Jugendbewegung aufzubauen und wurde Herausgeber der Zeitschrift "Der Gegner".
Die SS stürmte deren Redaktionsräume kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Schulze-Boysen und seine Mitarbeiter wurden verhaftet. Er musste miterleben, wie die SS seinen engen Freund und Mitstreiter, den Juden Henry Erlanger, zu Tode prügelte. Nach dieser traumatischen Erfahrung passte sich Schulze-Boysen äußerlich an. Als Großneffe des Admirals von Tripitz hatte er bei einigen Militärs einen guten Leumund und konnte im Mai 1933 eine Fliegerausbildung beginnen. 1934 wurde er Referent in einem Ministerium.
"Also das ist für mich eigentlich eine sehr interessante Frage, dem nachzugehen, wie so ein Mann, der eigentlich im Innern ein Nazi-Gegner war, aber gleichzeitig in so einer Machtzentrale arbeitete, sich da nicht einvernehmen, nicht korrumpieren ließ."
Der Historiker Hans Coppi ist Mitherausgeber einer Auswahl der umfangreichen Korrespondenz Schulze-Boysens. Coppis Eltern waren gemeinsam mit dem Ehepaar Schulze-Boysen in der Widerstandsgruppe, die die Gestapo "Rote Kapelle" nannte. In einem von Schulze-Boysen verfassten Flugblatt der Gruppe vom Februar 1942 hieß es:
"Der Staat ist heute nichts als ein großer Apparat, der in die Hände einiger Ehrgeizig-Skrupelloser gefallen ist. Diese bedienen sich der Staatsapparatur, um die ganze Welt nach ihren unreifen und schiefen Vorstellungen umzukrempeln und sich und ihresgleichen zu bereichern."
Schulze-Boysen war nicht nur Wortführer der Roten Kapelle, sondern auch eine wichtige Informationsquelle für den Widerstand. Mitte Juni 1941 traf Schulze-Boysen in Berlin den sowjetischen Botschaftssekretär Alexander Korotkow und warnte ihn vor dem unmittelbar bevorstehenden deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Stalin jedoch ignorierte die Warnung. Ein Funkspruch aus Moskau, den das NS-Oberkommando des Heeres dechiffrierte, wurde Schulze-Boysen und seiner Gruppe ein Jahr später zum Verhängnis. Reichspropagandaminister Goebbels notierte in seinem Tagebuch:
"Ich studiere die Akten des Hoch- und Landesverratsprozesses gegen den Fliegeroffizier Schulze-Boysen und seine Spionageorganisation Rote Kapelle. [..] Man muss hier ein blutiges Exempel statuieren, um ähnlichen Tendenzen einen Riegel vorzuschieben."
Anders als Goebbels, aber auch als viele Nachkriegshistoriker, die Schulze-Boysen als ideologiegeleiteten Anführer einer straff durchorganisierten Gruppe betrachteten, zeichnet ihn Hans Coppi.
"Harro Schulze-Boysen [..] war weder ein Kundschafter, noch ein Meisterspion, er war für mich auch kein Nationalbolschewist. Es ist für mich ein Mann, der mit vielen Begabungen und Talenten ausgestattet aus einer großbürgerlichen Familie kommend doch versuchte, Alternativen für sich und seine Generation zu suchen."
Am 22. Dezember 1942 wurden der 33-jährige Harro Schulze-Boysen und seine Frau Libertas zusammen mit neun weiteren Beschuldigten in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
"Die letzten Argumente sind Strang und Fallbeil nicht, und unsere heut'gen Richter sind noch nicht das Weltgericht",
schrieb Harro Schulze-Boysen aus der Todeszelle. Das Urteil gegen ihn wurde erst im Februar 2006 auf Antrag seines Bruders von der Staatsanwaltschaft Berlin aufgehoben.
Das schrieb Harro Schulze-Boysen Anfang März 1932 in der linksliberalen Berliner Zeitschrift "Der Gegner". Geboren wurde Schulze-Boysen am 2. September 1909 in Kiel als Sohn eines Marineoffiziers. Als junger Gymnasiast in Duisburg beteiligte er sich 1923 am Kampf gegen die französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet und wurde festgenommen. Später studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und Berlin, fühlte sich auch zu national-revolutionären Organisationen wie der Schwarzen Front von Otto Strasser hingezogen. 1931, während eines längeren Frankreichaufenthalts, weckten französische Intellektuelle sein Interesse für die Sowjetunion. Schulze-Boysen kehrte nach Berlin zurück mit der Idee, eine gegen die aufstrebenden Nazis gerichtete Jugendbewegung aufzubauen und wurde Herausgeber der Zeitschrift "Der Gegner".
Die SS stürmte deren Redaktionsräume kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Schulze-Boysen und seine Mitarbeiter wurden verhaftet. Er musste miterleben, wie die SS seinen engen Freund und Mitstreiter, den Juden Henry Erlanger, zu Tode prügelte. Nach dieser traumatischen Erfahrung passte sich Schulze-Boysen äußerlich an. Als Großneffe des Admirals von Tripitz hatte er bei einigen Militärs einen guten Leumund und konnte im Mai 1933 eine Fliegerausbildung beginnen. 1934 wurde er Referent in einem Ministerium.
"Also das ist für mich eigentlich eine sehr interessante Frage, dem nachzugehen, wie so ein Mann, der eigentlich im Innern ein Nazi-Gegner war, aber gleichzeitig in so einer Machtzentrale arbeitete, sich da nicht einvernehmen, nicht korrumpieren ließ."
Der Historiker Hans Coppi ist Mitherausgeber einer Auswahl der umfangreichen Korrespondenz Schulze-Boysens. Coppis Eltern waren gemeinsam mit dem Ehepaar Schulze-Boysen in der Widerstandsgruppe, die die Gestapo "Rote Kapelle" nannte. In einem von Schulze-Boysen verfassten Flugblatt der Gruppe vom Februar 1942 hieß es:
"Der Staat ist heute nichts als ein großer Apparat, der in die Hände einiger Ehrgeizig-Skrupelloser gefallen ist. Diese bedienen sich der Staatsapparatur, um die ganze Welt nach ihren unreifen und schiefen Vorstellungen umzukrempeln und sich und ihresgleichen zu bereichern."
Schulze-Boysen war nicht nur Wortführer der Roten Kapelle, sondern auch eine wichtige Informationsquelle für den Widerstand. Mitte Juni 1941 traf Schulze-Boysen in Berlin den sowjetischen Botschaftssekretär Alexander Korotkow und warnte ihn vor dem unmittelbar bevorstehenden deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Stalin jedoch ignorierte die Warnung. Ein Funkspruch aus Moskau, den das NS-Oberkommando des Heeres dechiffrierte, wurde Schulze-Boysen und seiner Gruppe ein Jahr später zum Verhängnis. Reichspropagandaminister Goebbels notierte in seinem Tagebuch:
"Ich studiere die Akten des Hoch- und Landesverratsprozesses gegen den Fliegeroffizier Schulze-Boysen und seine Spionageorganisation Rote Kapelle. [..] Man muss hier ein blutiges Exempel statuieren, um ähnlichen Tendenzen einen Riegel vorzuschieben."
Anders als Goebbels, aber auch als viele Nachkriegshistoriker, die Schulze-Boysen als ideologiegeleiteten Anführer einer straff durchorganisierten Gruppe betrachteten, zeichnet ihn Hans Coppi.
"Harro Schulze-Boysen [..] war weder ein Kundschafter, noch ein Meisterspion, er war für mich auch kein Nationalbolschewist. Es ist für mich ein Mann, der mit vielen Begabungen und Talenten ausgestattet aus einer großbürgerlichen Familie kommend doch versuchte, Alternativen für sich und seine Generation zu suchen."
Am 22. Dezember 1942 wurden der 33-jährige Harro Schulze-Boysen und seine Frau Libertas zusammen mit neun weiteren Beschuldigten in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
"Die letzten Argumente sind Strang und Fallbeil nicht, und unsere heut'gen Richter sind noch nicht das Weltgericht",
schrieb Harro Schulze-Boysen aus der Todeszelle. Das Urteil gegen ihn wurde erst im Februar 2006 auf Antrag seines Bruders von der Staatsanwaltschaft Berlin aufgehoben.