Henry Markram ist kein Marktschreier. Er spricht stets ruhig und wirkt dabei sehr konzentriert. Manchmal salbungsvoll wie ein Prediger – oder geradezu beschwörend.
Wenn wir unser Gehirn von Grund auf besser verstehen, dann wird das einen gewaltigen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben. So oder so ähnlich lautet die Botschaft, die Henry Markram immer wieder formuliert. Er will, dass das Gehirn nicht länger das unbekannte Wesen bleibt, das uns kontrolliert.
"Wir sind uns selbst fremd, weil wir unser Gehirn nicht verstehen. Wie Reiter auf einem wilden Pferd. Es wirft uns herum und kontrolliert uns."
Das Zitat stammt vom israelischen Präsidenten Schimon Peres. Henry Markram benutzt es häufig. Er sieht sich selbst als jemanden, der dieses wilde Pferd – das menschliche Gehirn – bändigen will.
Seine Karriere als Hirnforscher wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. Geboren 1962 in der Kalahari, aufgewachsen in Südafrika als Sohn eines Farmers. Auf der Farm habe er harte Arbeit und Disziplin kennengelernt, sagt Markram heute. Seine Laufbahn als Wissenschaftler begann in Israel, am Weizmann-Institut. Er wurde Doktor der Medizin, spezialisierte sich auf Neurowissenschaft, lernte seine erste Frau kennen und wurde israelischer Staatsbürger. Heute lebt der 51-jährige Professor und fünffache Vater mit seiner zweiten Frau in der Schweiz. Eines seiner Kinder leidet unter Autismus. 2002 gründete er das Brain-Mind-Institute an der technischen Hochschule von Lausanne, um dort sein großes Ziel zu verwirklichen.
Ähnlich wie das Forschungszentrum CERN bei Genf mit seinem einzigartigen Teilchenbeschleuniger soll Lausanne zu einem Zentrum der Hirnforschung werden. Um das Ziel zu erreichen, setzte Henry Markram alles auf eine Karte. Er scharte etwa 80 Mitstreiter um sich und bewarb sich um die größte Forschungsförderung, die Europa jemals zu vergeben hatte. 1,2 Milliarden Euro aus verschiedenen Quellen sollen über zehn Jahre hinweg in zwei Flaggschiff-Projekte fließen. Viele kämpften um diesen großen Topf. Aber kein anderes Projekt war so weitreichend und visionär wie das von Henry Markram konzipierte Human Brain Project.
Die besten Supercomputer sollen bis 2023 die Arbeit des menschlichen Gehirns im Detail nachahmen. Nicht nur Hirnforscher und Neurowissenschaftler hat Henry Markram dafür begeistern können, auch Computerexperten oder Physiker, wie Karlheinz Meier von der Universität Heidelberg.
"Wir wissen alle, dass das Gehirn unglaubliche Eigenschaften hat, die wir schon – glaube ich – sehr gern in künstlichen Systemen sähen."
Karlheinz Meier konstruiert Computerbauteile, die dem Nervensystem nachempfunden sind. Er folgte Henry Markram auf dessen Weg zum alles verbindenden Großprojekt.
"Ich habe das, was ich wissenschaftlich gemacht habe vorher, aufgegeben - vor drei Jahren. Und ich habe mich voll und ganz auf dieses Projekt gestürzt. Wenn das schief gegangen wäre, dann stünde ich jetzt relativ schlecht da."
Die Diskussion, ob eine Gehirnsimulation im Computer überhaupt möglich ist und was sie bringt, geht unterdessen weiter. Von Größenwahn oder Hybris sprechen einige Kritiker. Henry Markram kann das nicht beirren.
"Trotz des Risikos seien er und seine Mitstreiter so enthusiastisch, dass das geschehen werde, was geschehen muss. Die Technologie dazu stehe bereit. Auch wenn Henry Markram voll und ganz Wissenschaftler ist, klingt das wie ein religiöser Glaubenssatz."
Wenn wir unser Gehirn von Grund auf besser verstehen, dann wird das einen gewaltigen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben. So oder so ähnlich lautet die Botschaft, die Henry Markram immer wieder formuliert. Er will, dass das Gehirn nicht länger das unbekannte Wesen bleibt, das uns kontrolliert.
"Wir sind uns selbst fremd, weil wir unser Gehirn nicht verstehen. Wie Reiter auf einem wilden Pferd. Es wirft uns herum und kontrolliert uns."
Das Zitat stammt vom israelischen Präsidenten Schimon Peres. Henry Markram benutzt es häufig. Er sieht sich selbst als jemanden, der dieses wilde Pferd – das menschliche Gehirn – bändigen will.
Seine Karriere als Hirnforscher wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. Geboren 1962 in der Kalahari, aufgewachsen in Südafrika als Sohn eines Farmers. Auf der Farm habe er harte Arbeit und Disziplin kennengelernt, sagt Markram heute. Seine Laufbahn als Wissenschaftler begann in Israel, am Weizmann-Institut. Er wurde Doktor der Medizin, spezialisierte sich auf Neurowissenschaft, lernte seine erste Frau kennen und wurde israelischer Staatsbürger. Heute lebt der 51-jährige Professor und fünffache Vater mit seiner zweiten Frau in der Schweiz. Eines seiner Kinder leidet unter Autismus. 2002 gründete er das Brain-Mind-Institute an der technischen Hochschule von Lausanne, um dort sein großes Ziel zu verwirklichen.
Ähnlich wie das Forschungszentrum CERN bei Genf mit seinem einzigartigen Teilchenbeschleuniger soll Lausanne zu einem Zentrum der Hirnforschung werden. Um das Ziel zu erreichen, setzte Henry Markram alles auf eine Karte. Er scharte etwa 80 Mitstreiter um sich und bewarb sich um die größte Forschungsförderung, die Europa jemals zu vergeben hatte. 1,2 Milliarden Euro aus verschiedenen Quellen sollen über zehn Jahre hinweg in zwei Flaggschiff-Projekte fließen. Viele kämpften um diesen großen Topf. Aber kein anderes Projekt war so weitreichend und visionär wie das von Henry Markram konzipierte Human Brain Project.
Die besten Supercomputer sollen bis 2023 die Arbeit des menschlichen Gehirns im Detail nachahmen. Nicht nur Hirnforscher und Neurowissenschaftler hat Henry Markram dafür begeistern können, auch Computerexperten oder Physiker, wie Karlheinz Meier von der Universität Heidelberg.
"Wir wissen alle, dass das Gehirn unglaubliche Eigenschaften hat, die wir schon – glaube ich – sehr gern in künstlichen Systemen sähen."
Karlheinz Meier konstruiert Computerbauteile, die dem Nervensystem nachempfunden sind. Er folgte Henry Markram auf dessen Weg zum alles verbindenden Großprojekt.
"Ich habe das, was ich wissenschaftlich gemacht habe vorher, aufgegeben - vor drei Jahren. Und ich habe mich voll und ganz auf dieses Projekt gestürzt. Wenn das schief gegangen wäre, dann stünde ich jetzt relativ schlecht da."
Die Diskussion, ob eine Gehirnsimulation im Computer überhaupt möglich ist und was sie bringt, geht unterdessen weiter. Von Größenwahn oder Hybris sprechen einige Kritiker. Henry Markram kann das nicht beirren.
"Trotz des Risikos seien er und seine Mitstreiter so enthusiastisch, dass das geschehen werde, was geschehen muss. Die Technologie dazu stehe bereit. Auch wenn Henry Markram voll und ganz Wissenschaftler ist, klingt das wie ein religiöser Glaubenssatz."
Programmtipp: Hören Sie zum "Human Brain Project" auch die kommende Ausgabe von "Wissenschaft im Brennpunkt", <i>am Sonntag, 14. April 2013, ab 16.30 Uhr im Deutschlandfunk.</i>