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Der Gitarrist Philippe Mouratoglou
Lesarten des Imaginären

Philippe Mouratoglou schwört auf den Naturklang. Dass die klanglichen Möglichkeiten der akustischen Gitarre noch längst nicht ausgereizt sind, beweisen seine faszinierenden Erkundungen zwischen Barock, Blues und Kammerjazz.

Von Karl Lippegaus |
    Der Gitarrist Philippe Mouratoglou mit Gitarre
    Vertraut auf die pure Imagination: Philippe Mouratoglou (Maxime François)
    Die Reise mag beginnen mit Lautenmusik aus dem 16. Jahrhundert. Sie setzt sich fort mit einer Improvisation über den Jazzstandard "The Peacocks", den Stan Getz und Bill Evans so liebten. Brasilianische Impressionen von Egberto Gismonti und eine zeitgenössische "Perkussive Studie" Arthur Kampelas folgen. All dies verknüpft Philippe Mouratoglou, ein Meister der open tunings (offenen Stimmungen), zu einem fesselnden Solovortrag, so zu hören auf seinem Album "Exercises d'Evasion" (Fluchtübungen). Der 1973 in Paris geborene Gitarrist verfügt aber nicht nur über ein immenses Wissen, er vertraut auch, die kreativen Prozesse klug nutzend, auf die pure Intuition: "Ich verliere gerne meine Orientierung, um auf neue Ideen zu kommen." Mit zwei Freunden, einem Grafiker und einem Klarinettisten, gründete Mouratoglou das Plattenlabel Vision Fugitive, das auf hohe Qualität setzt. Jede Veröffentlichung ist ein Gesamtkunstwerk, das wie sein Duoalbum mit dem Flamenco-Gitarristen Pedro Soler nicht nur musikalisch, sondern auch in allen anderen Aspekten Maßstäbe setzt.