Der Neujahrsempfang für die ausländischen Tributgesandten beim chinesischen Kaiser. Ein konfuzianisches Hofritual. Noch sitzt der Herrscher einer Nebenhalle und lässt die Gesandten draußen vor der Halle der höchsten Harmonie warten: die Engländer, die Holländer und die Franzosen mit den kleinen Fahnen, die Thailänder auf ihren Elefanten. Die Tische biegen sich unter den Geschenken, die die Fremden mitgebracht haben. Feiner Schnee liegt auf den Palastdächern. Diese Szene eines unbekannten Hofmalers mit den unendlich vielen Details ist derzeit auf einem riesigen Gemälde im Ostasiatischen Museum in Köln zu sehen. Es stammt aus dem Palastmuseum in Peking - aus der verbotenen Stadt.
Die verbotene Stadt ist umgeben von einem Wassergraben und acht Meter hohen, blutroten Mauern. Hier residierten die Kaiser, die Himmelssöhne. Sie waren für die Harmonie im Himmel verantwortlich. Und für alles, was darunter lag. Mitten in Peking und doch fernab vom gewöhnlichen Volk. Heute ist die verbotene Stadt Weltkulturerbe und - ein riesiges Museum mit 1,8 Millionen Exponaten. 193 davon sind jetzt im Kölner Museum für ostasiatische Kunst zu sehen." Glanz der Kaiser von China" heißt die Ausstellung, die das Leben und Wirken der Kaiser im 17. und 18. Jahrhundert zeigt.
"Deshalb ist das 17., 18.Jahrhundert so interessant, weil wir viele westliche Einflüsse hatten. Die Jesuiten hatten ja die Strategie in ihrer Mission, Sprache erlernen, die Länder studieren, die Kultur aufnehmen und versuchen, die Oberschicht für sich zu gewinnen mit Hilfe westlicher überlegener Wissenschaft und auf diese Weise die Christianisierung zu betreiben",
sagt Adele Schlombs, die Direktorin des Ostasiatischen Museums. Die Jesuiten waren nicht nur herausragende Astronomen und Mathematiker, sondern auch erfahren in Porzellan- und Emaillemalerei. Sie kannten neue Mischfarben und sie malten realistisch. Die Kaiser waren fasziniert.
Im späten 16. Jahrhundert kam Adam Schall von Bell, der die Chinesen mit seinem astronomischen Wissen beeindruckte. Er wurde Hofbeamter und blieb Missionar. Die Jesuiten sahen den Konfuzianismus als Sozialethik, nicht als Religion an. Jesuitische Künstler, Glasfachleute wurden eingeladen. Giuseppe Castiglione beeinflusste die chinesischen Hofmaler. Er schuf 1735/36 das offizielle Porträt des jungen Kaisers Qianlong für die Ahnengalerie. Ein junger ernster Mann in einem seidenen, golddurchwirkten gelben Gewand auf einem goldenen, mit Drachen verzierten Thron.
Im ostasiatischen Museum werden auch sino - tibetische Plastiken gezeigt; neun bronzene Buddhas. Manche sitzen ganz nach innen gekehrt im Lotossitz, andere beugen die Knie, rollen mit den Augen. Sie stammen aus dem Palast der barmherzigen Ruhe. Jeden Morgen und jeden Abend fanden im Palast der irdischen Ruhe Rituale für schamanische Gottheiten statt. Und so sind die schamanischen Puppen in Köln zu sehen.
Im 17. und 18. Jahrhundert war das chinesische Reich groß wie nie. Und die Kaiser versuchten, die anderen Religionen, die anderen Gottheiten zu integrieren. So demonstrierten sie gleichzeitig Großherzigkeit und Macht. Gewänder und Roben sind ausgestellt, Prunksäbel, Sättel, Pfeil und Bogen, Perlenketten, Lackkästen, kupferrote Vasen und die Stiefel des Kaisers Kangxi aus dunkelblauem Seidensatin mit Brokatbordüre. Kaiser Kangxi schrieb über 700.000 Gedichte. Und er malte: den großen Berg Pan, auf dem ganz klein der Pavillon zu sehen ist, in dem der Kaiser sich aufhielt, wenn er dorthin residierte, fast versteckt von Hunderten von Fichten:
"Er war ein begnadeter Kunstsammler, sehr kenntnisreich - aber er war, glaube ich, kein begnadeter Maler, wenn wir uns das mal anschauen. Wie hier diese Bäume sich da drüber legen - wie so ein Spinnennetz."
Und doch hat Adele Schlombs gerade dieses Bild ausgesucht. Denn es gehört unbedingt in die Ausstellung "Glanz der Kaiser von China". Sagt es doch viel aus über die Rolle der Himmelssöhne:
"Wie die Herrscher sich immer als Gelehrte, Dichter, als Maler gerieren, als Intellektuelle, das gehörte unbedingt zum Selbstverständnis dazu. Zu dem, was überhaupt auch die moralische Qualifikation überhaupt einem Herrscher gibt, um das Mandat des Himmel für sich zu beanspruchen. Wenn sie hier den Kangxi vor seinen Büchern sehen, sehr zivilisiert. Überall sehe ich Beispiele, die das zeigen, dieses einerseits zivile, andererseits hierarchische Denken. Ich glaube, das hat noch heute große Bedeutung"
Auch ein Thronsensemble ist von Peking nach Deutschland gekommen: ein breiter, über und über mit Schnitzereien bedeckter Thronsessel aus Zitan-Holz, ein hölzerner, türkisblauer Wandschirm dahinter, der das Böse abwenden soll. Weihrauchgefäße in Form von Kranichen, emaillierte Bronzevögel. Der Herrscher saß in einem Nebel von Rauch und Duftwolken - und wahrte so Distanz. Die Kaiser schufen ein Bild von sich, das sie als gelehrte, weise, ferne Herrscher zeigte.
Die verbotene Stadt ist umgeben von einem Wassergraben und acht Meter hohen, blutroten Mauern. Hier residierten die Kaiser, die Himmelssöhne. Sie waren für die Harmonie im Himmel verantwortlich. Und für alles, was darunter lag. Mitten in Peking und doch fernab vom gewöhnlichen Volk. Heute ist die verbotene Stadt Weltkulturerbe und - ein riesiges Museum mit 1,8 Millionen Exponaten. 193 davon sind jetzt im Kölner Museum für ostasiatische Kunst zu sehen." Glanz der Kaiser von China" heißt die Ausstellung, die das Leben und Wirken der Kaiser im 17. und 18. Jahrhundert zeigt.
"Deshalb ist das 17., 18.Jahrhundert so interessant, weil wir viele westliche Einflüsse hatten. Die Jesuiten hatten ja die Strategie in ihrer Mission, Sprache erlernen, die Länder studieren, die Kultur aufnehmen und versuchen, die Oberschicht für sich zu gewinnen mit Hilfe westlicher überlegener Wissenschaft und auf diese Weise die Christianisierung zu betreiben",
sagt Adele Schlombs, die Direktorin des Ostasiatischen Museums. Die Jesuiten waren nicht nur herausragende Astronomen und Mathematiker, sondern auch erfahren in Porzellan- und Emaillemalerei. Sie kannten neue Mischfarben und sie malten realistisch. Die Kaiser waren fasziniert.
Im späten 16. Jahrhundert kam Adam Schall von Bell, der die Chinesen mit seinem astronomischen Wissen beeindruckte. Er wurde Hofbeamter und blieb Missionar. Die Jesuiten sahen den Konfuzianismus als Sozialethik, nicht als Religion an. Jesuitische Künstler, Glasfachleute wurden eingeladen. Giuseppe Castiglione beeinflusste die chinesischen Hofmaler. Er schuf 1735/36 das offizielle Porträt des jungen Kaisers Qianlong für die Ahnengalerie. Ein junger ernster Mann in einem seidenen, golddurchwirkten gelben Gewand auf einem goldenen, mit Drachen verzierten Thron.
Im ostasiatischen Museum werden auch sino - tibetische Plastiken gezeigt; neun bronzene Buddhas. Manche sitzen ganz nach innen gekehrt im Lotossitz, andere beugen die Knie, rollen mit den Augen. Sie stammen aus dem Palast der barmherzigen Ruhe. Jeden Morgen und jeden Abend fanden im Palast der irdischen Ruhe Rituale für schamanische Gottheiten statt. Und so sind die schamanischen Puppen in Köln zu sehen.
Im 17. und 18. Jahrhundert war das chinesische Reich groß wie nie. Und die Kaiser versuchten, die anderen Religionen, die anderen Gottheiten zu integrieren. So demonstrierten sie gleichzeitig Großherzigkeit und Macht. Gewänder und Roben sind ausgestellt, Prunksäbel, Sättel, Pfeil und Bogen, Perlenketten, Lackkästen, kupferrote Vasen und die Stiefel des Kaisers Kangxi aus dunkelblauem Seidensatin mit Brokatbordüre. Kaiser Kangxi schrieb über 700.000 Gedichte. Und er malte: den großen Berg Pan, auf dem ganz klein der Pavillon zu sehen ist, in dem der Kaiser sich aufhielt, wenn er dorthin residierte, fast versteckt von Hunderten von Fichten:
"Er war ein begnadeter Kunstsammler, sehr kenntnisreich - aber er war, glaube ich, kein begnadeter Maler, wenn wir uns das mal anschauen. Wie hier diese Bäume sich da drüber legen - wie so ein Spinnennetz."
Und doch hat Adele Schlombs gerade dieses Bild ausgesucht. Denn es gehört unbedingt in die Ausstellung "Glanz der Kaiser von China". Sagt es doch viel aus über die Rolle der Himmelssöhne:
"Wie die Herrscher sich immer als Gelehrte, Dichter, als Maler gerieren, als Intellektuelle, das gehörte unbedingt zum Selbstverständnis dazu. Zu dem, was überhaupt auch die moralische Qualifikation überhaupt einem Herrscher gibt, um das Mandat des Himmel für sich zu beanspruchen. Wenn sie hier den Kangxi vor seinen Büchern sehen, sehr zivilisiert. Überall sehe ich Beispiele, die das zeigen, dieses einerseits zivile, andererseits hierarchische Denken. Ich glaube, das hat noch heute große Bedeutung"
Auch ein Thronsensemble ist von Peking nach Deutschland gekommen: ein breiter, über und über mit Schnitzereien bedeckter Thronsessel aus Zitan-Holz, ein hölzerner, türkisblauer Wandschirm dahinter, der das Böse abwenden soll. Weihrauchgefäße in Form von Kranichen, emaillierte Bronzevögel. Der Herrscher saß in einem Nebel von Rauch und Duftwolken - und wahrte so Distanz. Die Kaiser schufen ein Bild von sich, das sie als gelehrte, weise, ferne Herrscher zeigte.